4/15: Wenn das Wasser nicht schmeckt

Den Wasserbedarf ermitteln & Tränkewasser-Proben richtig ziehen

Wie hoch der tägliche Wasserbedarf einer laktierenden Kuh ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Hier finden Sie drei verschiedene Formeln, mit denen Sie den Wasserbedarf Ihrer Kühe ermitteln können sowie einen Leitfaden, wie Sie Tränkewasser-Proben richtig ziehen.

Was die Wasseraufnahme beeinflusst

D.K. Beede (2005): The Most Essential Essential Nutrient: Water; Department of Animal Science, Michigan State University
70 bis 97 Prozent des totalen Wasserbedarfs von laktierenden Kühen wird durch das gesoffene Wasser gedeckt. Der Trockenmasse (TM)-Gehalt der gefütterten Ration ist dabei ein wichtiger Faktor, der den totalen Wasserbedarf beeinflusst. Bei totalen Mischrationen (TMR) mit TM-Gehalten die von 50 bis 70 Prozent reichten, konnten Holter und Urban (1992) nur relativ geringe Unterschiede in der Tränkewasser-Aufnahme der Kühe messen. Gingen die TM-Gehalte der Ration allerdings von 50 auf 30 Prozent zurück (nasses Grundfutter), sank die Tränkewasser-Aufnahme der Kühe um rund 42 Prozent.
Rationen mit hohen Gehalten von Natrium-haltigen Salzen (NaCl, NaHCo3) oder Protein (Stickstoff ohnehin) stimulieren die Wasseraufnahme. Rationen mit hohen Grundfutteranteilen können ebenfalls den Wasserbedarf, aufgrund einer höheren Ausscheidung von Wasser im Kot im Vergleich zu Rationen mit niedrigen Grundfutteranteilen, steigern.
Es gibt also bei Rindern einen direkten Zusammenhang zwischen der Trockenmasse- und der Wasseraufnahme. Wenn die Wasseraufnahme nicht normal ist, wird auch die Futteraufnahme typischerweise zurückgehen. Das bedeutet aber unter normalen Bedingungen (Wasseraufnahme deckt den Wasserbedarf einer Kuh) im Umkehrschluss nicht, dass eine gesteigerte Wasseraufnahme (etwa durch erzwungene Wasserzufuhr) zu einer höheren Futteraufnahme oder Leistung führt!

Wasseraufnahme kontrollieren

Die beste Möglichkeit die Wasseraufnahme Ihrer Kühe – und damit indirekt die Wasserqualität – zu kontrollieren, ist der Einbau eines simplen Wasserzählers (Höltershinken, Tierärztliche Hochschule Hannover). Überschlägt man den Wasserbedarf der Herde, kann man deren Wasseraufnahme (abzüglich anderweitig verbrauchter Wassermengen für z.B. Reinigung von Tank und Melkanlage) einfach am Zählerstand ablesen.

Um den Wasserbedarf abzuschätzen, gibt es viele verschiedene Ansätze und darauf basierende Gleichungen. Beede nennt in seiner Arbeit von 2005 drei verschiedene Formeln. Hier zwei davon:
Nach Castle und Thomas (1975):
Wasseraufnahme (kg pro Tag) = 2,53 x (Milchleistung, kg pro Tag) + 0,45 x (Trockenmasse der Ration in %) – 15,3
Murphy et al. (1983):
Wasseraufnahme (kg pro Tag) = 0,90 x (Milchleistung, kg pro Tag) + 1,58 x (TM-Aufnahme, kg pro Tag) + 0,05 x (Natriumaufnahme, g pro Tag) + 1,20 x (durchschnittliche Tagestemperatur, °C) + 15,99
Bedarfs-Gleichung aus Deutschland
Eine weitere und neuere Formel wurde 2004 von Meyer et al. (Institut für Tierernährung, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Braunschweig) in der Livestock Production Science (Volume 90, Issue 2-3, November 2004, Pages 117-121) veröffentlicht.
In einer vorausgegangenen Studie wurde die individuelle tägliche Wasseraufnahme von Milchkühen unter variierenden Bedingungen gemessen. In zwei Experimenten mit 60 Holstein-Kühen konnte folgendes Ergebnis erfasst werden: Der tägliche Wasserverbrauch pro Kuh reichte von 14 bis 171 kg, mit einem Schnitt von 82 kg/Kuh. Die Anwendung einer Multiplen Regressionsanalyse auf die Daten führte zu folgender Gleichung, die den täglichen Wasserbedarf vorhersagt:
Wasseraufnahme (kg pro Tag) = - 26,12 + 1,516 x (durchschnittliche Tagestemperatur in °C) + 1,299 x (Milchleistung, kg pro Tag) + 0,058 x (Körpergewicht in kg) + (Natriumaufnahme, g pro Tag)

So nehmen Sie Ihre Tränkewasser-Probe richtig:

Brunnenwasser-Probe:
Soll die Qualität des Brunnens überprüft werden, muss die Probe direkt an der Pumpe genommen werden.
 
Tränkewasser-Probe:
Möchten Sie überprüfen, ob das Wasser nachträglich in den Leitungen oder im Stall verunreinigt, bietet es sich an, das Wasser direkt an der Tränke zu entnehmen (aus dem Zuflussstuzen, nicht aus dem Becken!).
Die Vorgehensweise ist bei beiden Proben die gleiche:
  1. Saubere Wasserflaschen aus Glas verwenden (0,7 oder 1 Liter). Mit sauberen Händen arbeiten und nicht in die Flaschenöffnung atmen oder diese anfassen (Keimbelastung)!
  2. Flaschen und Deckel sterilisieren: Flasche und Deckel in Topf mit kaltem Wasser legen, das Wasser aufkochen und Flasche und Deckel einige Minuten darin auskochen lassen.
  3. Wasserhahn oder Entnahmestutzen am Brunnen sterilisieren. Abflammen nur bei Metall-Leitungen!
  4. Bei der Entnahme an der Tränke sollten Sie diese vorher gründlich reinigen und das Wasser einige Minuten laufen lassen, damit die Leitung freigespült wird (Standwasser beseitigen).
  5. Dann die Flasche möglichst schnell vollständig befüllen.
  6. Flasche sofort fest verschließen und umgehend gekühlt (Kühlakku) in einem lichtgeschützten Karton oder einer Tasche an das Labor schicken bzw. bringen.

Einige Labore bieten auch komplette Probennahme-Sets an.
 

  1. Saubere Wasserflaschen aus Glas verwenden (0,7 oder 1 Liter). Mit sauberen Händen arbeiten und nicht in die Flaschenöffnung atmen oder diese anfassen (Keimbelastung)!
  2. Flaschen und Deckel sterilisieren: Flasche und Deckel in Topf mit kaltem Wasser legen, das Wasser aufkochen und Flasche und Deckel einige Minuten darin auskochen lassen.
  3. Wasserhahn oder Entnahmestutzen am Brunnen sterilisieren. Abflammen nur bei Metall-Leitungen!
  4. Bei der Entnahme an der Tränke sollten Sie diese vorher gründlich reinigen und das Wasser einige Minuten laufen lassen, damit die Leitung freigespült wird (Standwasser beseitigen).
  5. Dann die Flasche möglichst schnell vollständig befüllen.
  6. Flasche sofort fest verschließen und umgehend gekühlt (Kühlakku) in einem lichtgeschützten Karton oder einer Tasche an das Labor schicken bzw. bringen.