Klauengesundheit

Die Klauengesundheit absichern

Zehn bis 14 Stunden täglich stehen oder laufen Kühe im Stall. Die Laufflächenbeschaffenheit beeinflusst deshalb auch maßgeblich die Klauengesundheit.

Ungünstige bauliche Faktoren, ungünstige Anordnungen von Lauf- und Liegeflächen sowie deren Beschaffenheiten, können dazu führen, dass Kühe im Extremfall bestimmte Wege nur noch widerwillig benutzen. Außerdem überlegen sich die Kühe einmal mehr aufzustehen und zum Fressen zu gehen. Das kann letztlich der Entstehung von Stoffwechselstörungen wie Acidose und Ketose Vorschub leisten. Diese  führen zur Veränderung des Klauenhorns bzw. zum übermäßigen Abbau des Ballenpolsters, wodurch wiederum Lahmheiten hervorgerufen werden.
Zur Sicherung der Klauengesundheit sollte besonders auf die nachfolgenden Punkte geachtet werden:

Faktor 1: Laufflächenbeschaffenheit

Harte und unnachgiebige Laufflächen schaffen Druckpunkte unter den Klauen. Dieser Druck verursacht Lederhautentzündungen und -geschwüre sowie Defekte in der Weißen Linie.
Weiche, elastische Laufflächen wie Gummimatten sind schonend für die Gelenke und bieten den Kühen einen sicheren Tritt, jedoch nutzen die Klauen beim Laufen nicht ab („lange Schuhe“), eine verstärkte Klauenpflege ist erforderlich.
Raue Laufflächen (z.B. abrassiver Gssasphalt) tragen das Horn schneller ab als es nachwächst. Weite Laufwege und scharfe Kurven in den Laufwegen sowie Flächen mit mehr als 2 % Gefälle geben dem Klauenabrieb noch einmal mehr Vorschub.
Glatte Laufflächen bieten für die Kühe nur geringe „Bodenhaftung“, besonders wenn sie nass oder länger nicht abgeschoben worden sind. Die Folge ist, dass die Tiere schneller ausrutschen und hinfallen (grätschen).
Unebene Laufflächen, Löcher und Absplitterungen von Beton oder Gussasphalt bewirken eine ungleiche Druckverteilung und bringen die Kuh zudem beim Laufen aus dem Gleichgewicht. Auch wenn es nur kleine Unebenheiten sind und man es der Kuh nicht unbedingt ansieht: Sie muss sich beim Laufen auf solchen Flächen stärker konzentrieren und hat vielleicht Angst vor Fehltritten. Das führt zu Anspannung und Stress.
Nasse „mistige“ Laufflächen erhöhen die Infektionsrate von Mortellaro und Ballenfäule. Kleine Steine, Nägel, Schrauben oder ähnliches scharfes, was sich ins Klauenhorn treten oder schneiden könnte, haben auf den Laufflächen der Kühe nichts verloren!
Schnelles Treiben und „hetziger“ Umgang mit den Kühen multipliziert die Beanspruchung und Abnutzung der Klauen um ein Vielfaches, außerdem führt es zu Stürzen und Verletzungen an den Gelenken, v.a. am Karpalgelenk.

Faktor 2: Stress

Überbelegung zwingt die Kühe zum Stehen bzw. „Anstehen“ (geringeres Tier- Fressplatzverhältnis).
Wartezeiten vor dem Melken treffen diejenigen Kühe am meisten, die ohnehin lahm sind und eigentlich nicht lange stehen sollen oder gar nicht können. Diese Tiere orientieren sich automatisch an den Rand oder das Ende der Gruppe, sofern sie nicht überholt" werden. Auf jeden Fall erhöht sich der ohnehin schon durch die vorhandene Schmerzen entstandene Stress. In größeren Herden kann es deshalb sinnvoll sein, alle „Problemkühe“ in einer extra Gruppe zu selektieren und sie im Anschluss an die Hauptgruppen ohne Wartezeiten zu melken.
Bei Hitze liegen Kühe automatisch weniger, um mehr Körperwärme loswerden zu können. Gerade dann gilt es, die anderen Klauengesundheit beeinflussenden Faktoren optimal zu halten.