Predippen mit Jod ist rückstandsarm

Das Vordippen mit Jod ist wirksam, aber in Deutschland nicht weit verbreitet. Zu groß sind die Vorbehalte gegenüber Jodrückständen in der Milch. Die Angst ist unbegründet.

Zahlreiche Studien zeigen, dass das Vordippen mit Jod die Menge der Mikroorganismen auf der Zitze signifikant reduziert. Das ist wichtig in Betrieben mit hohen Neuinfektionsraten mit Umweltkeimen. Entscheidend für die Wirkung ist die Einwirkzeit. Bei 30 Sekunden wird die maximale Desinfektion erreicht, die auch bei längerem Warten (45 Sekunden) nicht mehr zu steigern ist. Doch wie verhält es sich mit dem Jod als Rückstand in der Milch? Dazu hat die Tierärztin Frederike Böhm von der Hochschule Hannover, Arbeitsgruppe Prof. V. Krömker, eine Studie durchgeführt. Dabei ging es darum, welche Effekte unterschiedliche Jodkonzentrationen (250 bis 3.000 ppm) auf den Jodgehalt der Rohmilch haben und ob es Unterschiede in der mikrobiellen Wirksamkeit gibt.
In einer Herde in Niedersachsen mit 100 melkenden Kühen wurden alle Tiere im Melkstand vor dem Ansetzen jeweils an zwei Vierteln vorgedippt und zwei Viertel blieben unbehandelt. Dabei bediente sich die Wissenschaftlerin des „Split udder designs“, d.h. dass jeweils die diagonal gegenüberliegenden Zitzen gedippt wurden. Nach einer Einwirkzeit von 30 Sekunden wurden zunächst die ungedippten Zitzen abgewischt (vorgereinigt) und danach die mit schäumendem Jod behandelten. Ergebnis: Kein Unterschied bestand zwischen den Jodgehalten in der Milch von behandelten und unbehandelten Gruppen. Weiterhin gab es keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Erhöhung des Jodgehaltes zwischen den verwendeten Konzentrationen. Bereits sehr niedrige Jodkonzentration (bis 500 ppm) zeigten eine ausreichende desinfizierende Wirkung. Auch gab es keinen Hinweis auf eine Rückstandsproblematik bei anschließendem Abwischen des Dippmittels. Für die Praxis bedeutet das, dass das jodhaltige Vordippen effektiv und rückstands los ist. Bisher gibt es allerdings nur ein jodhaltiges Produkt, dass für das Vordippen zugelassen ist. Jodhaltige Post-Dippmittel dürfen nicht umgewidmet werden. Quelle: Boehm, 2017