Wie erklärt man einem Nicht-Landwirt, was pflanzliche Proteine im Milchaustauscher für Kälber zu suchen haben?
Vor einigen Wochen konfrontierte mich eine Bekannte (keine Landwirtin) mit einer denkwürdigen Frage. Sie war bei mir beim Durchblättern des Landwirtschaftlichen Wochenblattes auf einen Versuchsbericht über den Einsatz von Milchaustauschern mit pflanzlichem Protein in der Kälberaufzucht gestoßen. Ihre etwas überspitzte Frage: „Warum pflanzliches Eiweiß im Milchpulver?...
Wie erklärt man einem Nicht-Landwirt, was pflanzliche Proteine im Milchaustauscher für Kälber zu suchen haben?
Vor einigen Wochen konfrontierte mich eine Bekannte (keine Landwirtin) mit einer denkwürdigen Frage. Sie war bei mir beim Durchblättern des Landwirtschaftlichen Wochenblattes auf einen Versuchsbericht über den Einsatz von Milchaustauschern mit pflanzlichem Protein in der Kälberaufzucht gestoßen. Ihre etwas überspitzte Frage: „Warum pflanzliches Eiweiß im Milchpulver? Müssen Kälber jetzt auch schon vegan aufgezogen werden!?!“
„Gute Frage“, sagte ich. Und überlegte laut: „Eigentlich lauten die Empfehlungen heute, Milchaustauscher mit hohem Anteil an Magermilchpulver und ohne pflanzliche Eiweiße einzusetzen. Zumindest für Kälber unter sechs bis sieben Lebenswochen, um Verdauungsstörungen zu vermeiden. Denn Kälber in dem Alter verfügen noch nicht über genug Enzyme, um pflanzliche Bestandteile gut verdauen und damit in Wachstum umsetzen zu können. Sie sind einfach auf die Verdauung von Vollmilch programmiert.“
Auch das Fazit aus dem Versuch im Wochenblatt lautete, in den ersten Wochen besser einen Austauscher mit einem Magermilchanteil 40% und ohne pflanzliche Bestandteile einzusetzen, da die Kälber mit diesem „besser zurechtkommen“. Dennoch eigne sich der Austauscher mit 4% „Weizenprotein-Hydrolysat“ und nur 25% Magermilchanteil „generell“ für eine Kälberaufzucht auf „hohem Niveau“, da die Zunahmen aller Versuchsgruppen bis zum fünften Lebensmonat auf gleich hohem Niveau lagen (1.000 g/Tag). Die Verdaulichkeit, bzw. Aufbereitung des Weizenproteins war offensichtlich gut.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es also eigentlich absurd pflanzliches Protein in Milchaustauschern einzusetzen.
Die Nachfrage bei einem Hersteller von Milchaustauscher ergab, dass Produkte nur mit hochwertigem Milchprotein und davon 40% Magermilchpulver, immer die bessere Wahl seien. Aktuell sind sie günstig und damit stark nachgefragt. Das ändere sich aber, wenn Magermilchpulver im Preis steigt. Dann wachse auch wieder die Nachfrage nach günstigem Austauscher mit höheren Anteilen von pflanzlichem Protein. Es ist also eine Kostenfrage.
Ein paar Cent sparen? Aber bitte nicht am Milchaustauscher in den ersten Wochen! Alles was hier die Gesundheit der Kälber verbessern kann, ist sinnvoll investiert!