Eine längere Häcksellänge bei Mais stellt deutlich höhere Anforderungen an das Siliermanagement, unabhängig von der eingesetzten Häckseltechnik (konventioneller Cracker oder Shredlage). Die Ergebnisse einer Analyse von 31 Maissilos aus Ostwestfalen.
In Ostwestfalen haben im vergangenen Jahr viele Milcherzeuger ihre Lohnunternehmer gebeten,...
Eine längere Häcksellänge bei Mais stellt deutlich höhere Anforderungen an das Siliermanagement, unabhängig von der eingesetzten Häckseltechnik (konventioneller Cracker oder Shredlage). Die Ergebnisse einer Analyse von 31 Maissilos aus Ostwestfalen.
In Ostwestfalen haben im vergangenen Jahr viele Milcherzeuger ihre Lohnunternehmer gebeten, den Mais länger zu häckseln. Vielfach wurden dabei mit dem Shredlage-Cracker ausgestattete Häcksler eingesetzt, es wurde aber auch Mais mit „konventionellen“ Feldhäckslern länger geerntet.
Treten bei lang gehäckseltem Silomais (im folgenden Langschnitt genannt) Qualitätsunterschiede hinsichtlich Silagegewinnung, Lagerung und Verfütterung auf? Um das herauszufinden, hat die Tierarztpraxis Mösenfechtel (Rietberg) die Ernteverfahren der Silagebereitung auf 31 Milchkuhbetrieben aus Oswestfalen unter die Lupe genommen und den silierten Mais analysiert (Hinweis: 2016 war aufgrund der Klimabedingungen ein schwieriges Erntejahr).
Konkret erfasst wurde der Punkt Siliertechnik (Häcksler-/Crackertyp; die Schnittlänge; der Einsatz von Silierhilfen, Art und das Gewicht des Walzfahrzeugs) sowie nach dem Öffnen des Maissilos der Vorschub und grobsinnliche Veränderungen an der Anschnittfläche. Zudem wurden die Temperatur im Silo und die Dichte gemessen. Auch wurde die Zeitspanne zwischen Tag des Silierens und der Öffnung/Anschnitt des Silos festgehalten. Im Stall wurde mithilfe der Schüttelbox überprüft, ob die Kühe den Mais selektieren.
16x Shredlage, 15x konventionell
Zudem wurden am geöffneten Maissilo Proben gezogen und an das Labor der LKS Lichtenwalde zur Analyse gesandt. Dabei wurde eine Standardanalyse erstellt sowie der CSPS (Corn Silage Processing Score, siehe auch Seite 33) ermittelt.
Von den insgesamt 31 Maisbeständen wurden 16 mit dem Claas Feldhäcksler mit Shredlage-Cracker geerntet. Weitere 14 Maisbestände wurden mit einem John Deere Feldhäcksler zerkleinert (neun Häcksler waren mit dem KernelStar-Cracker, sechs mit dem HeavyDuty-Cracker ausgesattet). Ein Lohnunternehmer setzte einen Krone-Feldhäcksler ein.
Um die Analyse-Ergebnisse der Maissilagen besser beurteilen zu können, wurden die Silagen zwei unterschiedlichen Kategorien zugewiesen:
- Gruppe 1: Verdorbene Silagen (n = 10). Silagen, die in der offiziellen Futteranalyse der LKS Lichtenwalde grobe Abweichungen hinsichtlich der mikrobiologischen Untersuchung aufwiesen.
- Gruppe 2: Gute Silagen (n = 21). Silagen, die in der offiziellen Futteranalyse keine Abweichungen hinsichtlich der mikrobiologischen Untersuchung aufwiesen.
- Gruppe 1: Verdorbene Silagen (n = 10). Silagen, die in der offiziellen Futteranalyse der LKS Lichtenwalde grobe Abweichungen hinsichtlich der mikrobiologischen Untersuchung aufwiesen.
- Gruppe 2: Gute Silagen (n = 21). Silagen, die in der offiziellen Futteranalyse keine Abweichungen hinsichtlich der mikrobiologischen Untersuchung aufwiesen.
In Gruppe 1 wiesen drei von zehn Silagen grobsinnliche Schimmelbildungen auf (diffus in der oberen Hälfte der Silage); in Gruppe 2 waren diese Veränderungen nur bei zwei der 19 Maissilagen zu beobachten (grobsinnliche Schimmelbildung an der oberen Anschnittfläche, etwa fünf Zentimeter am oberen seitlichen Rand). Die wichtigsten Ergebnisse der Praxisuntersuchung:
Kein Einfluss der Technik
Die Häcksel- bzw. Cracker-Technik hatte keinen Einfluss auf die mikrobiologische Silagequalität (Übersicht 1). In jeder der genannten Gruppen fanden sich sowohl Shredlage als auch konventionelle, lang gehäckselte Maissilagen wieder.
Auffällig war, dass rund ein Drittel der Silagen als qualitativ „minderwertig“ eingestuft werden musste. Diese Silagen eignen sich eigentlich nicht oder allenfalls nur sehr bedingt zur Fütterung von Hochleistungskühen.
Unzureichende Verdichtung
Der Einsatz immer schlagkräftigerer Maishäcksler mit ihren enormen Motorleistungen führt oft dazu, dass im Silo in sehr kurzen Abständen sehr viel Siliergut abgeladen wird. Das wiederum zwingt dazu, den frischen Mais schnell wegzuräumen bzw. ins Silo zu packen. Für das Einbauen dünner Schichten und das nachfolgende Festfahren des Erntegutes im Silo bleibt kaum Zeit.
Vielfach wird indes versucht, durch den Einsatz möglichst schwerer Radlader (mit hohem Eigengewicht), schnell und dennoch intensiv zu verdichten. Das Festfahren mit einem schweren Radlader/Traktor führt nicht zwangsläufig zu einer besseren Silagequalität (Übersicht 2). Gleiches gilt auch für die Kombination Traktor und Radlader. Wesentlich entscheidender als die „Walztechnik“ scheint das Management im Silo! Voraussetzung für eine gute Silage ist jedoch immer ein hohes Eigengewicht des Walzfahrzeugs (laut den beteiligten Lohnunternehmen hatten sowohl Traktor als auch Radlader ein Eigengewicht von mehr als 15 Tonnen).
Die Verdichtung wurde mithilfe eines Kernbohrers (40 cm Länge, 10 cm Durchmesser) an drei Bohrstellen gemessen: oben links (je ein Meter von der Wand und vom Rand), in der Silomitte und unten rechts (je ein Meter von der Wand und vom Boden). Die drei Messwerte wurden anschließend zu einem Mittelwert verrechnet. Die guten Silagen (Gruppe 2) hatten im Mittel eine Verdichtung von 302 kg/m3 TM, die weniger guten (Gruppe 1) waren mit 275 kg/m3 TM deutlich „fluffiger“.
Setzt man die Trockenmasse der einzelnen Maisproben ins Verhältnis zur Dichte, fällt auf, dass 15 Silagen unterhalb der Regressionsgeraden liegen (Regressionsgerade nach Maack und Wyss, 2011; Übersicht 3). Die Regressionsgerade stellt die Sollwerte für die Verdichtung von Mais für einen Gasaustausch 20 / (m² x h) dar. Acht der 15 Silagen sind mikrobiologisch verdorben.
Einsatz von Siliermittel
In elf Fällen wurde dem frisch gehäckselten Mais bei der Ernte ein Siliermittel zugesetzt. Alle Siliermittel waren auf Basis von Milchsäure formuliert.
Unter den zehn „verdorbenen“ Silagen fand sich lediglich eine Silage mit Siliermittel. Allerdings war der Trockenmassegehalt (TM) bei dieser Silage mit 48% extrem hoch. In der Gruppe der guten Silagen enthielten zehn (von 21) Maissilagen einen Siliermittelzusatz.
Schnittlänge
Je länger die Maispflanzen gehäckselt werden, desto schwerer ist das Siliergut später zu verdichten. Der Einsatz des Shredlage-Crackers soll diesen Effekt zwar etwas aufheben, da das Pflanzenmaterial stärker aufgesplissen wird und sich somit besser packen lassen soll. Ein Zusammenhang zwischen der Häcksellänge und der Silagequalität (Gruppe 1) ließ sich nicht beobachten (Übersicht 4).
Silotemperatur
Gemessen wurde auch die Temperatur der Maissilagen im Silo: Jeweils oben links in der Silokammer (je ein Meter von der Wand und vom Rand), in der Silomitte sowie unten rechts (je ein Meter von der Wand und vom Boden). Dazu wurde ein Digitalthermometer (GTH 1150) einen Meter tief in den Silostock eingebracht.
Zu beachten ist, dass die absolute Temperatur im Silostock wenig aussagefähig ist, da sie vor allem von der Außentemperatur zum Zeitpunkt der Silierung abhängt. Wesentlich aussagekräftiger sind die Temperaturunterschiede innerhalb des Silostocks. Abweichungen von mehr als 4°C weisen auf einen möglichen Verderb hin. Von den Maissilos mit den 21 „guten“ Silagen zeigten 18 (85%) einen geringen Temperaturunterschied von weniger als 2°C. Zum Vergleich: Von den zehn Silagen der Gruppe 1 zeigten nur zwei (20%) eine derart geringe Differenz.
Hinweis: Die Silagen beider Gruppen hatten einen TM-Gehalt von 39,1%! Die Unterschiede sind also ausschließlich auf das Siliermanagement im Silo zurückzuführen.
CSPS: Corn-Silage-Processing-Score
Je stärker der Aufschluss der Maiskörner, je höher der „Vermahlungsgrad“, desto mehr Stärke steht den Kühen zur Verfügung. Viele Fütterungsexperten sehen denn auch bei Shredlage den großen Vorteil vor allem in dem sehr starken Kornaufschluss. Als Kennzahl zur Beurteilung des Kornaufschlusses wird der CSPS verwendet. Damit wird der Anteil der zerkleinerten Körner beschrieben, der ein 4,75 mm-Sieb passiert. Anzustreben ist ein Wert von mindestens 70% (siehe auch Seite 28).
Wie sich herausstellte, streute der CSPS deutlich von 72% bis 92%. Die Cracker-Technik im Feldhäcksler hatte allerdings höchstens einen sehr geringen Einfluss auf Kornaufschluss. So wiesen die mit der John Deere-Technik (KernelStar, HeavyDuty) geernteten Maissilagen im Mittel einen CSPS von 82% auf, die Shredlagen (Claas) einen CSPS von 84%.
Selektion am Futtertisch
Ob die Maisslage stärker selektiert wird (längere Partikel), lässt sich mithilfe der Schüttelbox nachweisen. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Streuung in der Struktur der untersuchten Maissilagen. 48% der Proben entsprechen von den Schnittlängen her eher einer konventionellen Silage. Beim Ausschütteln der Futterrationen fiel auf, dass Langschnitt/Shredlage selektiert wird, sofern die Silage (mikrobiologisch) verdorben ist, sie zu trocken oder zu lang geschnitten ist (4 cm).
Fazit
- Langschnittsilagen und Shredlage silieren genauso gut oder schlecht wie konventionelle Silagen.
- Lang gehäckselter Mais lässt sich schlechter verdichten. Eine schlechtere Verdichtungseignung bedeutet aber nicht automatisch eine qualitativ schlechtere Silage. Nichtsdestotrotz muss bei Langschnittsilagen/Shredlage noch intensiver an einer guten Verdichtung gearbeitet werden.
- Silierhilfsmittel beeinflussen die Silagequalität positiv, insbesonders bei suboptimalen Rahmenbedingungen (z.B. einem hohen TM-Gehalt).
- Die Schüttelbox bietet eine gute Möglichkeit der Strukturbeurteilung, sowohl während des Silierens als auch im Nachhinein.
- Eine Futteranalyse der fertigen Maissilage inklusive mikrobiologischer Untersuchung sollte in jedem Fall erfolgen.
- Zwischen Landwirt und Lohnunternehmer muss eine intensive Kommunikation geführt werden, wie und in welcher Länge der Mais siliert werden soll. -ve-
- Langschnittsilagen und Shredlage silieren genauso gut oder schlecht wie konventionelle Silagen.
- Lang gehäckselter Mais lässt sich schlechter verdichten. Eine schlechtere Verdichtungseignung bedeutet aber nicht automatisch eine qualitativ schlechtere Silage. Nichtsdestotrotz muss bei Langschnittsilagen/Shredlage noch intensiver an einer guten Verdichtung gearbeitet werden.
- Silierhilfsmittel beeinflussen die Silagequalität positiv, insbesonders bei suboptimalen Rahmenbedingungen (z.B. einem hohen TM-Gehalt).
- Die Schüttelbox bietet eine gute Möglichkeit der Strukturbeurteilung, sowohl während des Silierens als auch im Nachhinein.
- Eine Futteranalyse der fertigen Maissilage inklusive mikrobiologischer Untersuchung sollte in jedem Fall erfolgen.
- Zwischen Landwirt und Lohnunternehmer muss eine intensive Kommunikation geführt werden, wie und in welcher Länge der Mais siliert werden soll. -ve-