Für 30 bis 50 Euro ist es möglich, genomische Zuchtwerte der eigenen Kuhkälber zu erhalten. Lohnt sich die Investition?
Von Besamungsbullen stehen durch genetische Analysen und Töchtertests sehr detaillierte Informationen zur Verfügung. Bei Jungrindern müssen hingegen meist Indizien herhalten: Wie hat sich die Mutter bewährt? Wie klappt es mit der Kuhfamilie? Bleiben die...
Für 30 bis 50 Euro ist es möglich, genomische Zuchtwerte der eigenen Kuhkälber zu erhalten. Lohnt sich die Investition?
Von Besamungsbullen stehen durch genetische Analysen und Töchtertests sehr detaillierte Informationen zur Verfügung. Bei Jungrindern müssen hingegen meist Indizien herhalten: Wie hat sich die Mutter bewährt? Wie klappt es mit der Kuhfamilie? Bleiben die Beine krumm oder verwächst sich das noch? Klare Antworten soll die Genotypisierung der weiblichen Nachzucht liefern. Mittlerweile bieten viele Holstein-Zuchtverbände eine Möglichkeit zur Typisierung der gesamten Herde an.
Eine Einzeltypisierung kostet 49 €, die Herdentypisierung 29,50 € pro Tier (netto). Vier bis acht Wochen nach dem Einschicken einer Gewebe- (Ohrmarke) oder Blutprobe erscheinen die Zuchtwerte für das Rind in einer Online-Datenbank. Aufgeführt sind zwei Generationen Abstammung (mit Zuchtwerten, Einstufungen, Leistungen) plus Belegungs- und Kalbedaten sowie ggfs. Anpaarungsvorschläge für das Rind.
Die Sicherheit der so geschätzten Zuchtwerte bewegt sich zwischen 51% und 76% (siehe Übersicht 1). Die Zuchtwerte weisen somit eine höhere Sicherheit auf als Schätzungen rein aus Abstammungsinformationen. Natürlich können auch bei den Typisierungsergebnissen Ausreißer auftreten.
Informierte Entscheidungen treffen
Mithilfe der Typisierungsergebnisse lassen sich früher fundiertere Entscheidungen treffen:
- Nachzucht selektieren: Mit einem genomischen Zuchtwert lässt sich schon im Alter von wenigen Monaten abschätzen, welche Kälber den eigenen Bestand ergänzen oder später tragend verkauft werden sollen. Über eine solche Leistungsselektion ist ein schnellerer Zuchtfortschritt möglich. Auch Embryotransfer und besonders gute Vererber bei den besten Rindern oder Fleischrindersperma bei weniger passenden Tieren tragen dazu bei.
- Kosten sparen: Wenn die Vermarktung junger Rinder möglich ist, können „überflüssige“ Tiere früh verkauft werden. Das spart Aufzuchtplätze. Bei Zuchttieren wirkt sich ein vorliegender genomischer Zuchtwert auf den Preis aus, bei Exportrindern bisher nicht.
- Effektiver züchten: Eine lange Nutzungsdauer ist wie andere funktionale Merkmale (Gesundheit oder Fruchtbarkeit) nur sehr gering erblich. Die höhere Sicherheit der genomischen Zuchtwerte ermöglicht eine effizientere Zuchtauswahl. Zudem lässt sich direkt auf diese Merkmale züchten; der „Umweg“ über Hilfsmerkmale (Exterieur für Nutzungsdauer/Klauengesundheit) entfällt. Der beschleunigte Zuchtfortschritt steigert die Lebensleistung künftig schneller.
- Abstammung sicher feststellen und Inzucht vermeiden: Verwechslungen werden aufgedeckt und korrigiert, mithilfe von Anpaarungsprogrammen lässt sich der weitere Anstieg des Inzuchtgrads reduzieren.
- Erbfehler vermeiden, gewünschte Gene etablieren: Häufig führen Erbfehler zu Problemen, wenn zwei Merkmalsträger angepaart werden. Ist der Erbfehlerstatus bekannt, erspart dies den Ärger einer Verkalbung oder Missbildung. Zudem kann gezielt auf genetische Besonderheiten (z.B. Rotfaktor, Hornstatus, Kappa-Kasein-Genotyp B) gezüchtet werden.
- Nachzucht selektieren: Mit einem genomischen Zuchtwert lässt sich schon im Alter von wenigen Monaten abschätzen, welche Kälber den eigenen Bestand ergänzen oder später tragend verkauft werden sollen. Über eine solche Leistungsselektion ist ein schnellerer Zuchtfortschritt möglich. Auch Embryotransfer und besonders gute Vererber bei den besten Rindern oder Fleischrindersperma bei weniger passenden Tieren tragen dazu bei.
- Kosten sparen: Wenn die Vermarktung junger Rinder möglich ist, können „überflüssige“ Tiere früh verkauft werden. Das spart Aufzuchtplätze. Bei Zuchttieren wirkt sich ein vorliegender genomischer Zuchtwert auf den Preis aus, bei Exportrindern bisher nicht.
- Effektiver züchten: Eine lange Nutzungsdauer ist wie andere funktionale Merkmale (Gesundheit oder Fruchtbarkeit) nur sehr gering erblich. Die höhere Sicherheit der genomischen Zuchtwerte ermöglicht eine effizientere Zuchtauswahl. Zudem lässt sich direkt auf diese Merkmale züchten; der „Umweg“ über Hilfsmerkmale (Exterieur für Nutzungsdauer/Klauengesundheit) entfällt. Der beschleunigte Zuchtfortschritt steigert die Lebensleistung künftig schneller.
- Abstammung sicher feststellen und Inzucht vermeiden: Verwechslungen werden aufgedeckt und korrigiert, mithilfe von Anpaarungsprogrammen lässt sich der weitere Anstieg des Inzuchtgrads reduzieren.
- Erbfehler vermeiden, gewünschte Gene etablieren: Häufig führen Erbfehler zu Problemen, wenn zwei Merkmalsträger angepaart werden. Ist der Erbfehlerstatus bekannt, erspart dies den Ärger einer Verkalbung oder Missbildung. Zudem kann gezielt auf genetische Besonderheiten (z.B. Rotfaktor, Hornstatus, Kappa-Kasein-Genotyp B) gezüchtet werden.
Nötig für die Zuchtwertschätzung
Auch das System der Zuchtwertschätzung ist auf die Daten angewiesen. Genomische Zuchtwerte entstehen durch den Vergleich des Genotyps eines Tieres mit den Leistungen, die andere Tiere mit einem ähnlichen Genotyp tatsächlich erbracht haben (Lernstichprobe). Dafür müssen zum einen die Daten sehr vieler Tiere vorliegen, die zum anderen die Population auch noch realistisch abbilden (alle Haltungsformen und Leistungsklassen). Da seit einigen Jahren immer weniger und lediglich sehr gute Bullen angekauft werden, wird der Durchschnitt nach oben hin „verfälscht“. Eine Lösung bietet die Erweiterung der Lernstichprobe um Kühe (ganze Herden), wie sie der Deutsche Holstein-Verband (DHV) mit dem Projekt „KuhVision“ in Angriff genommen hat. Ziel ist es, bis Mitte 2019 rund 100.000 weibliche Holsteintiere aus ganz Deutschland zu genotypisieren. Fünf bis zehn Kühe ergeben so, je nach Sicherheit, die Datendichte eines geprüften Bullen aus der Bullen-Lernstichprobe.
Da bei „KuhVision“ neben den genomischen und den Leistungsinformationen aus der Milchleistungsprüfung auch Gesundheits- und Klauendaten erfasst werden, lassen sich künftig neue Gesundheitszuchtwerte etablieren. Die Berichte dazu helfen im Herdenmanagement und können Schwachstellen aufdecken.
Die Kontingente von „Kuh-Vision“ sind mittlerweile gefüllt. Milchviehhalter, die dennoch umfassend typisieren möchten, können auf die sog. „Herdentypisierung“ ausweichen (Nachzucht wird genotypisiert).
Dafür schließt man einen Vertrag mit dem Zuchtverband vor Ort ab. Wie genau dieser ausgestaltet ist, unterscheidet sich von Verband zu Verband. Ein wenig Vorsicht beim Kleingedruckten schützt vor unliebsamen Überraschungen: Manche Verträge sehen vor, dass ein Betrieb einen sehr hohen Prozentsatz der Vererber des Zuchtverbandes einsetzen muss, ein Vorkaufsrecht für hochgeschätzte Jungrinder einräumt oder die Gesundheitsdaten zeitnah vollständig sein müssen. Ebenso sollte man die Vertragslaufzeit klären. Auch „freie“ Zuchtorganisationen bieten Typisierungen an (Übersicht im Internet unter ElitePLUS). Diese sind teurer als bei den heimischen Verbänden und geben meist US-amerikanische bzw. kanadische Zuchtwerte aus, stellen aber weniger Bedingungen.
Andere Rassen ziehen nach
Mit „BraunviehVision“ steht auch in Baden-Württemberg und Bayern eine Kuh-Lernstichprobe in den Startlöchern. Braunvieh als „Fitnessrasse“ benötige Gesundheitszuchtwerte, so Dr. Alfred Weidele (Arge Deutsches Braunvieh). Fördermittel reichen aus, um 25.000 Tiere (ca. 2,5 Rinderjahrgänge) in den teilnehmenden Betrieben zu typisieren. Beim Fleckvieh kann in Bayern jeder Landwirt die eigene Nachzucht bei Bedarf typisieren lassen. Ob es eine Kuh-Lernstichprobe geben wird, ist umstritten. In Österreich will die Rinderzucht Austria ab 2018 durch „Fokuhs“ 40.000 Fleckvieh-, Holstein- und Braunviehkühe genotypisieren.
Fazit: Genotypisierung kostet. Doch es ist möglich, Entscheidungen auf Basis von mehr Informationen und somit sicherer zu treffen. Das macht Entscheidungen effizienter. Langfristig kann man so einen schnelleren Zuchtfortschritt erreichen, der dabei hilft, steigende Kosten aufzufangen.C. Stöcker