Mit dem Shredlage-Verfahren lang gehäckselter Mais soll mehr Struktur in die Ration bringen und eine bessere Körnerzerkleinerung erlauben. Lässt sich Mais auch ohne diese Spezialtechnik (Shredlage-Cracker) länger häckseln? Ergebnisse eines Exaktversuches der LK Schleswig-Holstein.
In Deutschland wird Silomais überwiegend mit einer...
Mit dem Shredlage-Verfahren lang gehäckselter Mais soll mehr Struktur in die Ration bringen und eine bessere Körnerzerkleinerung erlauben. Lässt sich Mais auch ohne diese Spezialtechnik (Shredlage-Cracker) länger häckseln? Ergebnisse eines Exaktversuches der LK Schleswig-Holstein.
In Deutschland wird Silomais überwiegend mit einer theoretischen Häcksellänge (tHL) von 5 bis 12 mm gehäckselt und mit einem Cracker (Kornprozessor) mit Spaltweiten von 1 bis 2 mm zur Aufbereitung der Körner nachzerkleinert. Die Häcksellänge richtet sich dabei vor allem nach dem Trockensubstanzgehalt (TM). Mit diesen Einstellungen wird ein Erntegut produziert, das sich gut verarbeiten und verdichten lässt. Wird dagegen deutlich länger gehäckselt (bis 30 mm), kann die Dichtlagerung um bis zu 25% abnehmen. In Untersuchungen führten geringere Lagerungsdichten zu einer höheren Nacherwärmung und damit auch zu vermehrten (Nährstoff-)Verlusten.
In Deutschland in den Jahren 2005 bis 2007 durchgeführte Fütterungsversuche zeigten, dass kürzere Häcksellängen zu höheren Futteraufnahmen und in der Tendenz zu höheren Milchleistungen führen, sofern Strukturwerte (SW) der Maissilage oberhalb von 1,2 vorliegen. Längere Häcksellängen wurden deshalb nur für extreme Maisrationen empfohlen. Entscheidend ist immer die Strukturwirkung der Silage im Trog; aufgrund der Nachzerkleinerung durch die Vorlagetechnik kann diese vom Erntegut abweichen.
Langschnitt und Shredlage
In den USA wird seit einigen Jahren jedoch diskutiert, die Maissilage länger zu häckseln und gleichzeitig intensiver mit Spezialcorncrackern aufzubereiten (Shredlage). Dieser Trend hat mittlerweile auch Europa erreicht. Die bisher in Deutschland vorliegenden Ergebnisse von Fütterungsversuchen mit sogenannter „Shredlage“ (längere Häcksellänge und eine intensivere Restpflanzenaufbereitung) können jedoch weder in Bezug auf eine Erhöhung der Futteraufnahme, der Milchleistung, noch auf die Stoffwechselparameter als abgesichert angesehen werden.
Sicher scheint hingegen zu sein, dass dieses Verfahren gegenüber einer mit herkömmlichem Kurzschnitt hergestellten Maissilage zu einer geringeren Lagerungsdichte des Siliergutes im Silo und einer in der Tendenz stärkeren Nacherwärmung führt.
In der Praxis wird lang gehäckselte Maissilage oft als „Shredlage“ bezeichnet. Das ist nicht korrekt, denn Shredlage ist eine lang gehäckselte Maissilage, die mit einem speziellen Cracker (das Patent hält Claas) aufbereitet wurde. Der Shredlage-Cracker beinhaltet eine besondere Bauform zur Nachzerkleinerung des Erntegutes. Die beiden Walzen (50% Drehzahldifferenz) weisen ein grobes Sägezahnprofil mit einer umlaufenden Spiralnut auf, welches nicht nur die Maiskörner, sondern auch die Restpflanzenbestandteile durch seitliches Verschieben und Aufreiben zerspleißen kann. Dadurch soll eine größere Oberfläche entstehen, die der mikrobiellen Fermentation besser zugänglich sein soll.
Ob der Effekt des Aufspleißens dabei hauptsächlich von der Spiralnut und dem speziellen Zahnprofil oder von der hohen Drehzahldifferenz von bis zu 50% gegenüber bisher verwendeten traditionellen 30% hervorgerufen wird, konnte bisher nicht geklärt werden.
Cracker: Einfluss des Walzen-Designs?
Wissenschaftliche Untersuchungen zum tatsächlichen Einfluss des Walzen-Designs des Körnerprozessors bei gleichbleibenden Maschineneinstellungen sind bisher noch nicht durchgeführt worden. Erklärtes Ziel der am Versuchsgut Futterkamp durchgeführten Versuche war es daher, den Einfluss des Walzen- Designs verschiedener Corncracker im Feldhäcksler bei gleichbleibenden Einstellungen (Drehzahldifferenz, Spaltmaß, Walzendurchmesser) bei verschiedenen Häcksellängen und Abreifestadien bei Silomais zu untersuchen. Weiterhin sollte die Frage geklärt werden, welches Walzen-Design des Corncrackers die besten Ergebnisse hinsichtlich der Verdichtbarkeit des Siliergutes und auf die Silagequalität haben würde.
Realisiert wurde dies durch den Einbau von zwei verschiedenen Walzen-Designs (Standard-Sägezahn- und Spiralnut-Design) in ein identisches Körnerprozessorgehäuse des mit einer Vielmessertrommel ausgestatteten John Deere Feldhäckslers 8500i. Die Vielmessertrommel war bei halbem Satz mit 32, bei vollem Satz mit 64 Messern bestückt. Die Drehzahl-differenz betrug bei beiden Varianten 40%, das Spaltmaß 1 mm. Hinweis: Es wurde nicht der Shredlage-Cracker eingesetzt; sowohl Standard-Sägezahn- als auch Spiralnut-Walzen stammen von John Deere.
Es wurden insgesamt zehn verschiedene Häcksellängen (3, 5, 8, 11, 14, 17, 20, 23, 26 und 29 mm) zu vier verschiedenen Trockenmassebereichen beprobt (A: 27 bis 31% TM; B: 31 bis 35% TM; C: 35 bis 39% TM; D: 39 bis 43% TM). Der Trockenmassegehalt wurde dabei vom auf dem Feldhäcksler montierten NIR-Sensor dokumentiert und später im Labor gegengeprüft. Geerntet wurde ein 14 ha großer Silomaisbestand mit der Sorte LG 30211 (SZ 210) mit einem Ertragsniveau von durchschnittlich 15 t TM/ha. Folgende Kenngrößen wurden erfasst:
- Tatsächliche Häcksellänge und -qualität
- Corn Silage Processing Score (Bewertung der Körneraufbereitung). Dabei werden drei Bereiche unterschieden: ungenügend: CSPS 50% / durchschnittlich: 50 – 70% / sehr gut: 70%
- Verdichtbarkeit
- Partikelverteilung
- Silierverluste
- Silagequalität in Laborsilos (Futterwert, Gärqualität und aerobe Stabilität)
- Tatsächliche Häcksellänge und -qualität
- Corn Silage Processing Score (Bewertung der Körneraufbereitung). Dabei werden drei Bereiche unterschieden: ungenügend: CSPS 50% / durchschnittlich: 50 – 70% / sehr gut: 70%
- Verdichtbarkeit
- Partikelverteilung
- Silierverluste
- Silagequalität in Laborsilos (Futterwert, Gärqualität und aerobe Stabilität)
Ergebnisse
Der Soll-Ist-Vergleich zwischen den eingestellten und realisierten Häcksellängen ergab eine sehr gute Übereinstimmung (Übersicht 1). Die Werte des Corn Silage Processing Score (CSPS) lagen im Mittel aller Varianten über 70% (frischer Mais, einsiliert fallen die Werte in der Regel höher aus). Die Werte spiegeln somit eine sehr gute Aufbereitungsintensität der Maiskörner wider (Körner waren regelrecht zermahlen). Dabei verminderte sich die Kornaufbereitung mit zunehmender Häcksellänge, erhöhte sich aber bei steigenden Trockenmassegehalten. Die beiden Walzen-Designs unterschieden sich in der Kornaufbereitung nicht signifikant. Als Fazit aus diesem Versuch kann daher festgestellt werden, dass neben dem Prozessor der Walzenabstand und vor allem die Drehzahldifferenz die entscheidende Kenngröße ist.
Für die Verdichtbarkeit konnten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Hinsichtlich der Verdichtungseignung des Materials konnte beobachtet werden, dass die Dichte des Frischmaises konstant bis zu einer Häcksellänge von 17 mm tHL unabhängig vom Abreifestadium abnimmt und anschließend nahezu konstant bleibt (Übersicht 2).
Bei der Partikel-Größenverteilung wurden signifikante Einflüsse insbesondere für die Häcksellänge und die Trockenmasse ermittelt, aber keine Unterschiede zwischen den Walzen-Designs. Gleiches lässt sich für die Silagequalität und die Silierverluste feststellen. Die aerobe Stabilität der Silagen nimmt mit zunehmender Häcksellänge ab (Übersicht 3).
Empfehlungen für die Praxis
Mit der Technik des John Deere Feldhäckslers 8500i kann mit dem Corncracker Mais mit allen Häcksellängen bei hoher Güte der Häckselqualität geerntet werden, sofern die Erntemaschine optimal eingestellt wird. Für eine gute Kornzerkleinerung reicht eine Drehzahldifferenz von 40%. Die Reib- und Zerfaserungswirkung auf die Restpflanze steigt mit höherer Drehzahldifferenz.
Die Herausforderung bei längeren Häcksellängen bleibt die Sicherstellung einer hohen Verdichtung. Dringend zu empfehlen ist besonders an den Oberflächen und Kanten die Ablage kürzer gehäckselten Siliergutes und/oder ein Silierzusatzeinsatz gegen Nacherwärmung bzw. Schimmelbildung.
Ob sich Unterschiede in der Milchleistung bei lang gegenüber kurz gehäckseltem Mais ergeben, werden die in Futterkamp angelegten Fütterungsversuche zeigen, deren Ergebnisse Ende 2017 vorliegen.