Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird auch den Milchmarkt kurz- und mittelfristig nicht unberührt lassen. Analysten befürchten durch die gestiegene Unsicherheit deutlich volatilere Preise als zuletzt. Eine weitere Verteuerung der Lebensmittel und eine steigende Inflationsrate sind denkbar. Möglicherweise ist der jetzt um bis zu 6 ct gegenüber der Vorwoche eingebrochene Spotmilchmarkt bereits ein erster Vorgeschmack auf eine Trendumkehr.
Bis zuletzt traf an den...
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird auch den Milchmarkt kurz- und mittelfristig nicht unberührt lassen. Analysten befürchten durch die gestiegene Unsicherheit deutlich volatilere Preise als zuletzt. Eine weitere Verteuerung der Lebensmittel und eine steigende Inflationsrate sind denkbar. Möglicherweise ist der jetzt um bis zu 6 ct gegenüber der Vorwoche eingebrochene Spotmilchmarkt bereits ein erster Vorgeschmack auf eine Trendumkehr.
Bis zuletzt traf an den Rohstoffmärkten eine hohe Nachfrage nach Butter, Käse, Milch- und Molkenpulver auf ein knappes – zum Teil sogar sehr knappes – Angebot. Die Preise waren sehr fest, manche kletterten sogar weiter. Der Kieler Rohstoffwert stieg auf ein noch nie dagewesenes Niveau von 56,3 ct/kg Milch. Vor allem am Pulvermarkt wurden die Aussichten auch für die nächsten Monate – bisher zumindest – als sehr gut eingestuft.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Milchanlieferung steigt weiter an
Der saisonal bedingte Anstieg der Anlieferungsmengen setzt sich fort. Das Plus gegenüber der Vorwoche beträgt nun 0,6 %. Damit verringert sich gleichzeitig der Abstand zum Milchaufkommen zum selben Zeitpunkt des Vorjahres, das damals allerdings durch eine Kälteperiode reduziert war. Er beträgt nun nur noch 0,6 %. Das meldet die ZMB in Berlin in ihrer Schnellberichterstattung. Zum Vergleich: In Frankreich stieg die Anlieferung zuletzt nur marginal um 0,1 % gegenüber der Vorwoche.
Feste Preise für Pulver
Für Pulver und Butter sind die Preise auf hohem Niveau weiter fest, zum Teil noch leicht steigend. Am Markt für flüssigen Rohstoff haben sie dagegen etwas nachgegeben.
Magermilchkonzentrat und Rohmilch wurden weiter zu hohen Preisen gehandelt, die aber niedriger waren als in der Vorwoche.“
Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB Berlin
- Vollmilchpulver: Die Preise haben weiter leicht angezogen, in der letzten Woche allerdings nur noch um 25 €/t. Im Mittel lag der Preis bei 4800 €/t. Laut Monika Wohlfarth, ZMB-Geschäftsführerin, ist das Angebot nach wie vor eingeschränkt.
- Magermilchpulver: Auch bei Magermilchpulver hält der Preisanstieg infolge der anhaltend geringen Verfügbarkeit an, allerdings in etwas gedämpfter Form als noch in den Vorwochen. Für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität ist ein Plus von 25 €/t auf durchschnittlich 3775 €/t zu verzeichnen, Futtermittel-Qualitäten zogen um 20 €/t auf im Mittel 3665 €/t an. Während die Hersteller in Deutschland laut ZMB vielfach für die kommenden Monate bereits ausgebucht sind, ist die Nachfrage am Weltmarkt regional unterschiedlich. Asien scheint zurückhaltender nachzufragen, während aus Nordafrika Anfragen kommen.
- Butter: Die Preisspanne bei 250 g geformter Markenbutter bleibt gegenüber der Vorwoche unverändert. Notiert wurden amtliche Preise zwischen 5,82 €/kg bis 5,98 €/kg. Bei loser Markenware (25 kg) spiegelt ein Preisanstieg von 2 bis 3 ct/kg gegenüber der Vorwoche das nach wie vor geringe Angebot wider. Die Spanne beträgt nun 5,95 €/kg bis 6 €/kg. Die ZMB beobachtet, dass das Kaufverhalten im Vergleich zu den Vorjahren kurzfristiger geworden sei. Als Grund wird die gestiegene Unsicherheit vermutet.
- Käse: Für Schnittkäse gibt es am Markt nach wie vor eine gute Nachfrage. Durch das sehr knappe Angebot sind aber auch hier die Preise fest bis leicht steigend. Für März seien bereits weitere Erhöhungen durchgesetzt worden. Weil eine gute Tourismussaison erwartet wird, versuchen Abnehmer sich schon jetzt Mengen zu sichern.
Minus 4,5 bis 6 ct am Spotmarkt
Der seit Jahresbeginn stetige Aufwärtstrend am Spotmilchmarkt ist in Kalenderwoche 8 abrupt zu Ende gegangen: Mit einem Minus von 4,5 bis 6 €/100kg gegenüber der Vorwoche brachen die Preise nun förmlich ein. Aktuell liegen wir laut DCA Dairy Quotations in Süddeutschland bei einem Spotmilchpreisniveau von 52 €/100 kg, im Norden bei 49,50 €/100 kg. In den Niederlanden liegt die Notierung bei 51 €/100 kg. Wieviel Menge zu diesen Preisen gehandelt wurde, ist unklar. Dennoch könnten sie ein erster Indikator für eine Trendumkehr sein.
Januar-Erzeugerpreise: Bundesweit 40 ct erreicht
Beim Januar-Milchgeld konnten etliche Erzeuger gegenüber Dezember einen um 1 bis 2 ct höheren Milchpreis erzielen. Während bei den norddeutschen Erfassern schon Ende 2021 ein Milchpreisniveau von über 40 ct/kg bei 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erzielt wurde – bei solchen mit viel Pulver sogar bis 45 ct – kratzen die übrigen Unternehmen im Bundesgebiet erst jetzt an dieser magischen Grenze. Die Preisgespräche für das 1. Quartal versprechen außerdem weitere Steigerungen in den nächsten Monaten.
Auch international korrigierten Molkereien zuletzt ihre Preisprognosen nach oben: Die neuseeländische Genossenschaft Fonterra hat ihren Erzeugerpreis gestern von 8,90 bis 9,50 NZ-$/kg auf 9.30 bis 9,90 NZ$/kg erhöht. „Diese Vorhersage spiegelt den Anstieg der globalen Milchpreise und die weltweit weiter steigende Nachfrage nach Milchprodukten wider“, so Miles Hurell, CEO von Fonterra.
ife-Rohstoffwert bei 56,3 ct
Der Kieler Rohstoffwert Milch des ife-Instituts erzielte im Februar mit 56,3 ct/kg Milch einen neuen Höchstwert. Gegenüber Februar 2021 beträgt der jetzige Anstieg gewaltige 71 %! Damals gab das Institut einen Rohstoffwert von 32,9 ct/kg aus.
Grund für die erneute Erhöhung um 2 ct gegenüber dem Vormonat ist ein leichtes Plus bei den Butterpreisen um 0,9 % sowie der deutliche Anstieg der Magermilchpulver-Preise um 5,4 % auf 365,40 €/100 kg. Der ife-Rohstoffwert bezieht sich auf Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß ohne Mehrwertsteuer und bezieht lediglich die Erlöse aus Butter und Magermilchpulver mit ein.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de