Hohe Leistungen erfordern hohe Futteraufnahmen, sodass die Kühe genügend Energie und Protein aufnehmen können. Damit die Futteraufnahme passt, reicht es aber nicht aus nur genügend hoch verdauliches Futter rund um die Uhr anzubieten. Die Ration muss daneben auch schmackhaft sein. Doch woran kann es liegen, wenn die Kühe nicht „mit Appetit“ fressen?
Eine Einflussgröße ist die Gärqualität (zeigt an wie gut der Silierprozess abgelaufen ist) der Silagen. Denn Fehlgärungen...
Hohe Leistungen erfordern hohe Futteraufnahmen, sodass die Kühe genügend Energie und Protein aufnehmen können. Damit die Futteraufnahme passt, reicht es aber nicht aus nur genügend hoch verdauliches Futter rund um die Uhr anzubieten. Die Ration muss daneben auch schmackhaft sein. Doch woran kann es liegen, wenn die Kühe nicht „mit Appetit“ fressen?
Eine Einflussgröße ist die Gärqualität (zeigt an wie gut der Silierprozess abgelaufen ist) der Silagen. Denn Fehlgärungen schlagen sich in schlechten Futteraufnahmen nieder. Zudem erzeugen sie Verluste z.B. an Energie oder der Proteinqualität. Deshalb kann es für den anstehenden Grasschnitt von Vorteil sein, sich das Gärsäuremuster der letzten Grasschnitte anzuschauen, mögliche Fehler aufzudecken und Gegenmaßnahmen wie z.B. eine Optimierung der Silierkette einzuleiten.
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Sensorische Beurteilung der Silage
Wie lässt sich erkennen, ob die Gärqualität passt? Und welche Rückschlüsse lassen sich daraus für die kommende Ernte ziehen? Ein erster Eindruck, der aber nicht die Analyse der Futtermittel ersetzen kann, bietet die sensorische Prüfung der Silagen. Für diese Prüfung sollte die Außentemperatur im Plusbereich liegen, damit Gerüche besser wahrgenommen werden können.
Wenn die Futterprobe zwischen den Fingern zerrieben wird, erleichtert das das Auffinden auch geringer Buttersäuregehalte (ranzig, Schweißgeruch). Ist der Geruch stechend und stark sauer deutet dies auf Essigsäure hin, ein alkohol- bzw. mostartiger Geruch wiederum kann auf die Aktivität von Hefepilzen hinweisen. Hefepilze können sich bereits zum Start des Silierprozesses vermehren und die Haltbarkeit der Silage nach dem Anschnitt massiv verschlechtern!
Aber nicht nur eine Geruchskontrolle, auch eine visuelle Beurteilung der Silage ist notwendig. So deuten Schimmelpilze daraufhin, dass es zu einem Lufteinschluss bzw. -eintritt gekommen ist. Der Grund dafür kann entweder eine mangelnde Verdichtung oder undichte Abdeckungen bzw. ein zu geringer Vorschub sein. Hier besteht die Gefahr der Toxinbildung, weshalb diese Stellen verworfen werden müssen (großzügig!).
Gärsäuremuster richtig lesen und daraus lernen
Neben der sensorischen Beurteilung kann die Gärqualität auch über den TM-Gehalt in Kombination mit dem pH-Wert der Silage beurteilt werden (
Weitere Infos hier!). Die genaueste Aussage lässt sich aber über das
Gärsäuremuster erzielen
. Dieses kann über eine Analyse erstellt werden und beinhaltet u.a. die Gehalte an Milch-, Essig- und Buttersäure. Bei Grassilage ist auch der Wert für Ammoniak entscheidend. Diese Parameter geben Aufschluss darüber, was während des Silierprozesses passiert.
Milchsäure ist erwünscht
Milchsäure ist eine für den Silierprozess sehr wichtige Säure, die den pH-Wert absenkt und Pilze und Bakterien so daran hindert zu wachsen. Durch die pH-Wert-Absenkung wird die Silage haltbar. Die Milchsäurebakterien arbeiten am besten unter Luftabschluss (anaerob). Sind die Wachstumsbedingungen nicht ideal, also aerob, können sich andere Bakterien ausbreiten und unerwünschte Gärsäuren bilden. Dies verschlechtert nicht nur die Schmackhaftigkeit des Futters, sondern auch den Energiegehalt. Deshalb ist es das Ziel einen möglichst hohen Gehalt an Milchsäure zu erzielen (etwa 80% am Gesamtsäuregehalt).
Ist der Milchsäure-Gehalt zu gering kann es daran liegen, dass zu wenig Milchsäurebakterien auf dem Ausgangsmaterial waren bzw. suboptimale Wachstumsbedingungen vorlagen. Auch zu geringe Zuckergehalte (kaum Sonnentage) können dazu führen, dass nicht ausreichend Milchsäure gebildet werden kann. Ein Siliermitteleinsatz (Entscheidungshilfe siehe unten) kann dann sinnvoll sein.
Darauf achten: Für optimale Wachstumsbedingungen braucht es eine sauerstofffreie Umgebung. Eine ausreichende Verdichtung und eine schnelle und luftdichte Abdeckung sind entscheidend! Aber auch der richtige Schnittzeitpunkt (siehe Wachstumsbedingungen) hat eine wesentliche Bedeutung.
Etwas Essigsäure ist in Ordnung
Hohe Gehalte an Essigsäure können die Futteraufnahme verschlechtern. Allerdings sorgt diese Säure auch für Stabilität (Vorbeuge Nacherwärmung) und bei einem gleichzeitigen pH-Wert von 4,5 kann sie das Hefenwachstum hemmen. Deshalb sind 2,5% in der TS erwünscht. Damit die Schmackhaftigkeit nicht leidet, sollte 2,5 bis 3,0 mal soviel Milchsäure wie Essigsäure in den Silagen enthalten sein.
Darauf achten: Zu hohe Gehalte sind ein Zeichen dafür, dass die Einsilierung und Ansäuerung zu langsam abgelaufen ist. Zur Vorbeuge hoher Essigsäuregehalte sollte die Erntekette verbessert (schneller, reibungsloser, geringe Feldliegezeiten) werden.
Die Fütterung muss zeitnah kontrolliert werden. Nur so lassen sich Fehler schnell beheben. Tipps und Anleitungen für die wichtigsten Tests im Video!
Buttersäure ist tabu
Buttersäure wird von Clostridien vor allem unter nassen Bedingungen gebildet (Milchsäurebakterien fehlt der Zucker für schnelle pH-Wert-Absenkung). Diese Bakterien kommen vor allem über Schmutz ins Siliergut. Mit der Buttersäurebildung steigt der ph-Wert an, unerwünschte Hefen und Schimmelpilze können sich ausbreiten. Eine Bildung kann durch eine rasche Ansäuerung der Grassilage verhindert/gehemmt werden. Grundsätzlich sollte der Buttersäure-Gehalt die Marke von 0,3%/TM nicht überschreiten.
Darauf achten: Futterverschmutzung vermeiden. Der erste Schritt, um eine Buttersäurebildung zu verhindern ist ein Wühlmaus- und Maulwurffreier Grasbestand mit einer hohen Narbendichte. Außerdem sollte eine Schnitthöhe von 8 bis 10 cm eingehalten werden, um einen Schmutzeintrag zu verhindern. Die Schnitthöhe, aber auch die Einstellung der Zinken am Wender, sollte man während der Ernte regelmäßig überprüfen. Daneben gehört natürlich auch eine schnelle Absenkung des pH-Wertes (siehe Milchsäurebakterien), damit die Buttersäurebakterien im Silierprozess nicht die Oberhand bekommen können.
Ammoniak zeigt Fehlgärung an
Der Siliererfolg zeigt sich auch im vorhandenen Gehalt an Ammoniak (NH3). Es entsteht durch Clostridien, die das Eiweiß in der Grassilage verdauen, wobei dann Ammoniak gebildet wird (Proteolyse). Bei der Silierung sollte nicht mehr als 15% des löslichen Eiweiß aus Ammoniak bestehen. Werte bis 12% werden als unbedenklich eingestuft.
Fazit: Fehlgärungen in Form von Buttersäure- oder einer zu starken Essigsäurebildung schränken die Futteraufnahme ein und verschlechtern die Qualität der Silage (weniger Energie, verändertes Eiweiß). Deshalb ist es entscheidend bei der Grasernte die gute fachliche Praxis (kurze Feldliegezeiten, gute Verdichtung, luftdichter Siloabschluss) immer im Auge zu behalten. Auch Siliermittel, richtig ausgewählt (TM- und Zuckergehalt der Grassilage, Witterung etc.) und eingesetzt, können den Gärverlauf positiv beeinflussen. Eine
Entscheidungshilfe für das richtige Siliermittel ist hier zu finden!
Silo genau anschauen
Um sicherzugehen, dass die Silagequalität während der gesamten Fütterungs-Zeit hochwertig bleibt, sollte auch regelmäßig das Silo in Augenschein genommen werden. Ist das Silo immer besenrein und sind keine alten Futterreste zu finden, die vielleicht doch noch in den Futtermischwagen kommen können? Ist die Anschnittfläche möglichst glatt und einheitlich gefärbt?
Außerdem sollte man regelmäßig überprüfen, ob die Sandsäcke noch richtig liegen und die Folie Risse aufweist, die es schnellstmöglich zu beheben gilt!
Weitere Informationen zum Thema Silierung:
- Passen Sie Ihre Strategie jedes Jahr neu an: Viele Silagen aus dem letzten Jahr brachten zwar Masse, aber melkten nicht. Was waren die genauen Gründe und was lässt sich daraus für die kommende Ernte ableiten?
- Richtig mähen für Wildschutz und saubere Silagen: Zumindest für die Ackergrasbestände sieht es nach einem frühen ersten Schnitt aus. Tipps, wie Sie beim ersten Schnitt Wildtiere und Futterqualität schützen.
- Neuer Baustoff zur Silosanierung: Ein neuer mineralischer Baustoff soll in kurzer Zeit wieder für glatte Siloflächen sorgen. Der Maschinenring Ostallgäu bietet damit jetzt exklusiv bundesweit die Sanierung als Dienstleistung an.
Quelle: Milchprüfring Bayern, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, DLG-Schlüssel zur Beurteilung der Gärqualität, Lehr- und Versuchsanstalt Aulendorf, Landwirtschaftskammer Kärnten, LWK Niedersachsen, LUFA Nord-West