Seitdem Simon Mitterer 18 Jahre alt ist, hat er Einblick in alle Zahlen des Milchkuhbetriebs seines Vaters. Heute, 12 Jahre später, hat der junge Landwirt den Betrieb bereits seit einem Jahr übernommen. Er ist für 410 laktierende Kühe, Kälber- und Fresseraufzucht, 240 Hektar Außenwirtschaft, sowie eine 400kW Biogasanlage verantwortlich.
Die landwirtschaftliche Lehre hat Simon 2008 absolviert. Seine Erfahrung von fremden Betrieben brachte ihm Inspiration für zu Hause. Sein Vater...
Seitdem Simon Mitterer 18 Jahre alt ist, hat er Einblick in alle Zahlen des Milchkuhbetriebs seines Vaters. Heute, 12 Jahre später, hat der junge Landwirt den Betrieb bereits seit einem Jahr übernommen. Er ist für 410 laktierende Kühe, Kälber- und Fresseraufzucht, 240 Hektar Außenwirtschaft, sowie eine 400kW Biogasanlage verantwortlich.
Die landwirtschaftliche Lehre hat Simon 2008 absolviert. Seine Erfahrung von fremden Betrieben brachte ihm Inspiration für zu Hause. Sein Vater Josef hatte den Hof südöstlich von Landshut in Bayern 1991 mit 35 Anbindeplätzen übernommen und sieben Jahre später den Schritt von der Anbindehaltung zu einem Boxenlaufstall mit zwei automatischen Melksystemen (AMS) gewagt. Das konventionelle Melken war somit für Vater und Sohn völlig unbekannt. Nach Simons Lehre stand die Umstellung auf drei Melkroboter bevor. Beim Stallbau 1998 wurden ausreichend Plätze für drei AMS gebaut und nun sollte aufgestockt werden. „In meiner Ausbildung habe ich gemerkt, dass es mir besser gefällt, wenn ich die Kühe beim Melken einmal in der Hand habe“, so Simon, der sich selbst als nicht-technikaffin bezeichnet. Auch seinen Vater konnte er mit seinen Erfahrungen überzeugen. So wurde in einen Melkstand anstatt in neue Melkroboter investiert.
Vertrauen in die jüngere Generation
Für Josef Mitterer war es immer wichtig, genug Vertrauen in seinen Nachfolger zu haben. Für ihn ist der Hof ein Familienbesitz, der von einer Hand in die Nächste übergeben wird. „Simon hat eigentlich von einem zum nächsten Tag die Verantwortung für die Kühe übernommen“ sagt Josef Mitterer und lacht. Ihm ist es nicht schwer gefallen Verantwortung an seinen Sohn abzutreten. Deswegen war es Josef Mitterer wichtig, Simon von Anfang an Einblick in den Milchkuhbetrieb zu geben, Entscheidungen mit zu treffen und Verantwortung an ihn abzugeben. So musste er sich keine Sorgen machen, als Simon das Ruder übernahm. Vater und Sohn haben schon immer ein gutes Verhältnis. Wenn es mal Probleme geben sollte, wäre Josef Mitterer sofort bereit zu gehen. „Das ist Simons Zukunft. Da darf ich ihm nicht im Weg stehen.“
In der Vergangenheit haben Simon und Josef Mitterer zusammen den Kuhstall geplant. 2016 sind die Kühe dort eingezogen. Zeitgleich wurde ein weiteres Strohabteil für kranke Kühe und ein Einreiher-Liegeboxenstall für frischmelke Kühe, die ersten drei Wochen nach der Kalbung, bezogen. Den alten Boxenlaufstall nutzen Mitterers noch für laktierende Kühe. Seit vier Jahren ist Simon hauptverantwortlich für das Herdenmanagement. Er ist froh, dass er so viele „Freiheiten“ hatte, seitdem er nach der Ausbildung zurück auf dem Heimatbetrieb war. Sein Vater hat sich Änderungsvorschläge oder Wünsche für die betriebliche Entwicklung stets angehört. Entscheidungen werden schon immer in der Familie diskutiert und gemeinsam getroffen. Das hat sich nach der Betriebsübergabe letztes Jahr auch nicht geändert.
Josef Mitterer kümmert sich bislang um die Biogasanlage und ist „Anlaufstelle für alle Probleme“. Beiden ist es wichtig, dass der Betrieb läuft. Lotte Mitterer, Simons Mutter, ist für die Kälber verantwortlich. Ihr Mann und sie sind noch voll im Betrieb tätig. Aktuell sucht Simon eine weitere Arbeitskraft, die ihm etwas Arbeit im Herdenmanagement abnimmt. So könnte er seine Eltern entlasten und seiner Familie mehr Freiraum schaffen.
Meine Eltern können gerne auf dem Hof helfen, aber nur wenn sie wollen. Sie sollen sich nicht verpflichtet fühlen.
Simon Mitterer
Herdenmanagement: Strategisches Vorgehen ist wichtig!
Seit kurzem werden die Kühe dreimal täglich um 7, 14 und 23 Uhr gemolken. Morgens ist Simon bei der Melkung der Frischabkalber dabei. Anschließend fixiert er die Gruppe im Fressgitter und kontrolliert sie. Die ersten zehn Tage nach der Kalbung misst er allen Kühen Fieber. Zusätzlich überprüft der junge Milcherzeuger die Pansenfüllung der Frischmelker. Wenn die Hungergrube in den ersten drei Tagen nach der Kalbung zu stark eingefallen ist, werden die Kühe mit 60 Liter Wasser inklusive Leinsamen und Propylenglycol gedrenscht. So lange, bis das Tier besser aussieht.
Der Frischabkalberlaufstall ermöglicht eine Ration mit eingemischtem Propylenglykol. Seitdem haben die Kühe keine Probleme mit Ketose. Nachdem Simon mit dem Frischkalbercheck fertig ist, kontrolliert er täglich die Klauen und führt bei Bedarf einen Klauenschnitt durch. Alle Kühe drei Wochen nach der Kalbung, zwischen dem 150. und 160. Laktationstag und vor dem Trockenstellen werden in den Klauenstand zum Pflegeschnitt getrieben. Zusätzlich werden lahme Kühe behandelt. Wenn eine Kuh einen Verband benötigt, legt Simon ihn alle vier Tagen neu an, bis sie keinen mehr braucht.
Feuerwehrmaßnahmen möchte ich vermeiden!
Simon Mitterer
Farben helfen bei der Tierkontrolle
Zu einfachen Kontrolle der Tiere arbeitet Simon gerne mit Farben. Bei seiner Frischkalberkontrolle werden alle Tiere blau markiert, wenn sie kein Fieber haben, mit rot wenn eine erhöhte Temperatur festgestellt wurde. Alle Tiere die TU+ untersucht sind, werden mit einem Pluszeichen gekennzeichnet. Bei den Kälbern werden die Tränkemengen von jeder Schicht am Ende des Ganges an der Wand notiert. Das ermöglicht allen einen einfachen Tierüberblick. Bei einem Betrieb mit zehn Arbeitskräften ist eine simple Kommunikation untereinander wichtig, so Simon.
Nur so viel Holsteinsamen einsetzen, wie benötigt wird
Gerade steigt Simon durch einen Schlupf in den Strohbereich des Abkalbestalls und geht durch das tiefe Stroh zum neugeborenen Kalb. Auf dem Weg dorthin unternimmt das Neugeborene erste Aufstehversuche. Die Kühe bleiben entspannt als Josef Mitterer mit einem Quad auf den Futtertisch fährt. Damit kann er alles am Hof schnell erreichen.
Das graue Fell des Kalbes weist auf eine Kreuzung mit Blau-Weiß-Belgier hin. Simon Mitterer besamt 90% seiner Kühe mit Fleischrassesperma besamt. Die Rinder sowie die restlichen Kühe werden für die Remontierung mit weiblich gesextem Sperma belegt. Sind sie nach der zweiten Besamung nicht tragend sind, geht es zum Deckbullen. Dadurch hat der Milchkuhbetrieb nur wenige schwarzbunte Bullenkälber, kann höhere Gewinne beim Kälberverkauf erzielen und spart Aufzuchtkosten ein.
Die ersten vier Wochen werden alle Kälber in Iglus gehalten. Danach geht es für die Nachzucht- und Verkaufskälber (Kreuzungen, sowie männliche Holsteins) in verschiedene Ställe. Die weibliche Nachzucht verlässt nach der Tränkephase mit etwa vier Monaten den Hof zur Aufzucht. Die Verkaufskälber werden nach vier Wochen restriktiv mit zweimal täglich sechs Litern getränkt und mit etwa 12 bis 14 Wochen abgesetzt. Danach verkaufen die Mitterers sie als Fresser an feste Abnehmer verkauft. In Zukunft überlegt Simon, die Kälber schon im Alter von etwa sechs Wochen zu verkaufen, um Arbeitszeit einzusparen.
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