Niederlande

Gülle-Krise: Werden bald 40 Euro pro Kubikmeter fällig?

Neue Umweltauflagen heizen den Güllemarkt in den Niederlanden dramatisch an. Landwirte müssen für die Abgabe eines Kubikmeter Gülle bis zu 40 Euro zahlen.

In den Niederlanden gibt’s viel (zu viel) Gülle. In vielen Regionen liegen denn auch die Nitrat-Werte deutlich über den erlaubten Grenzen. Deshalb hat die niederländische Regierung kürzlich angekündigt, den Ausstoß von Stickstoff und Ammoniak bis 2030 um 50 % zu reduzieren.

Nur noch 170 statt 250 kg N

Eine Maßnahme, die helfen soll, das ehrgeizige Ziel zu erreichen, ist der komplette Wegfall der Derogation bis zum Jahr 2026. Sie erlaubte es bis Ende 2022 auf Grünland statt 170 kg bis zu 250 kg Stickstoff (N) je Hektar (ha) auszubringen. In diesem Jahr müssen bereits 10 kg N eigespart werden. Laut Berechnungen führt der Abbau der Derogation umgerechnet zu einem Verlust von 300.000 ha Güllefläche.

60 % der Flächen liegen im roten Gebiet

Druck auf die Nutztierhalter wird zudem noch ausgeübt durch die Ausweitung der roten Gebiete (nährstoff-kontamierte Gebiete mit hohen Nitratgehalten im Wasser). Ihr Anteil stieg in den vergangenen Jahren von 40 auf 60 % der Gesamtfläche der Niederlande. In diesen Regionen endet nicht nur die Derogation früher, auch die N-Obergrenze (170 kg N aus Wirtschaftsdünger)  sinkt in den kommenden beiden Jahren um 20 %.
Auch sind mittlerweile Schutzzonen an Wasserläufen vorgeschrieben. Dort ist die Gülleausbringung verboten. Dadurch gehen erneut 3 % der Güllefläche verloren.
Unter dem Strich erhöhen die aufgeführten Maßnahmen / Umweltauflagen den N-Überschuss bis 2026 auf rund 95 Mio. kg N – eine Verfünffachung des aktuellen Nährstoffüberschusses!

Abgabepreise für Gülle explodieren

Aufgrund der hohen Viehdichte  bzw. der knappen Flächenausstattung bleibt vielen Nutztierhaltern gar nichts anderes übrig, als Gülle zu verkaufen. Das Problem: Die Umweltauflagen lassen die Abgabepreise für Gülle geradezu explodieren. In 2023 mussten viele Landwirte bereits rund 20 €/m3 hinblättern, damit die Gülle vom Hof kommt. 25 % mehr als in den Jahren zuvor. Experten schätzen, dass sich die Kosten in den kommenden drei Jahren auf 40 bis 50 €/m3 erhöhen könnten.

Kosten der Gülleabgabe explodieren

Schwappt die Gülle-Welle nach Deutschland über?

Problematisch ist, dass der Gülletransport in die niederländischen Ackerbauregionen mittlerweile auf 32 Mio. t angewachsen ist. Die Luft für eine weitere Gülle-Aufnahme wird immer dünner. Deshalb wird wohl versucht werden, die Gülle in den angrenzenden Ländern, u.a. in Deutschland abzusetzen. 2023 verließen bereits 80.000 Gülle-Lkw die Niederlande in Richtung Deutschland: Tausende Tonnen landeten auf Äckern in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Es dürften bald deutlich mehr werden.
Langfristig dürfte sich das Überschuss-Problem nur entschärfen, wenn die angestrebte 30 %ige Reduzierung der Nutztierhaltung in den Niederlanden gelingt.

#milchmacher

Eigener Mineraldünger

von Corinna Stracke

Seit 2022 wandelt ein Stickstoffbrecher auf dem Betrieb Poppe Gülle in mineralischen Flüssigdünger um. Für die Familie ist die Anlage eine Investition in die Zukunft.