Unmittelbar vor den Toren Salzburgs, in einem Vorort mit knapp 4.000 Einwohnern, liegt der Milchkuhbetrieb der Familie Kreuzer. „Dadurch, dass wir mitten im Ort liegen, fällt der behördliche Druck auf die Landwirtschaft hoch aus“, erklärt Betriebsleiter Franz Kreuzer (28). So haben seine Kühe aufgrund der zentralen Lage im Dorf keinen Zugang zur Weide. Auch andere Auslaufmöglichkeiten gibt es nicht. Allein die Trockensteher kommen während der Sommermonate auf eine Weide außerhalb des...
Unmittelbar vor den Toren Salzburgs, in einem Vorort mit knapp 4.000 Einwohnern, liegt der Milchkuhbetrieb der Familie Kreuzer. „Dadurch, dass wir mitten im Ort liegen, fällt der behördliche Druck auf die Landwirtschaft hoch aus“, erklärt Betriebsleiter Franz Kreuzer (28). So haben seine Kühe aufgrund der zentralen Lage im Dorf keinen Zugang zur Weide. Auch andere Auslaufmöglichkeiten gibt es nicht. Allein die Trockensteher kommen während der Sommermonate auf eine Weide außerhalb des Dorfs, wo sie auch abkalben.
Noch melkt Franz Kreuzer seine 27 Milchkühe also im Anbindestall. Damit er den Familienbetrieb auch in Zukunft weiterführen kann, hat Franz Kreuzer daher mit den Planungen eines Boxenlaufstalls begonnen. Mit dem Neubau außerhalb der Dorfgrenzen will er im Sommer beginnen.
Bevor er den Milchkuhbetrieb vor sechs Jahren von seinem Vater übernahm hatte, hatte Franz bereits einige Jahre als Zimmermann und Elektriker gearbeitet. Doch es zog ihn zurück zu den Kühen. „Ich bin als Bauernkind geboren“, erklärt er seine Entscheidung. „Ich wurde nicht dazu gezwungen, aber mit der Zeit ist auch mein Interesse an Kühen gestiegen und ich habe mich da richtig reingehängt.“
Und reingehängt hat er sich. Am alten Stallgebäude hat er an der Straßenseite einen kleinen Hofladen mit Selbstbedienung eingerichtet. Dort verkauft er neben der Heumilch auch die Eier seiner 120 Hühner. „Dadurch, dass wir hier mitten im Ortskern liegen, achte ich sehr darauf, dass der Hof immer einwandfrei aussieht“, sagt er, „das muss einfach sein, wenn Leute auf deinem Hof ein- und ausgehen.“ Unterstützung bei seiner Arbeit im Stall und bei den Außenarbeiten bekommt er von seinem Vater, einigen Nachbarn und seiner Freundin.
Lange Tradition der Pinzgauer
Von den 27 Kühen sind acht reine Pinzgauer, der Rest Pinzgauer mit Rotbunt-Holstein-Einkreuzungen. „Ich bin sehr zuchtinteressiert und orientiere mich an der Leistung“, erklärt er. „Die rotbunten Kühe ergänzen die Farbe der Pinzgauer gut. Mein Großvater hat 1975 einmal sein Glück mit Fleckviehkühen versucht, aber mit wenig Erfolg“, sagt Franz und lacht. Er selbst hat auch schon einmal darüber nachgedacht, auf Fleckviehkühe umzusteigen, sich dann aber dagegen entschieden.
„Pinzgauer sind eine Salzburger Ur-Rasse“
Franz Kreuzer
„Hinsichtlich der Direktvermarktung möchte ich schon bei den Pinzgauern bleiben, immerhin machen sie nur zwei Prozent der österreichischen Rinder aus. Das lässt sich gut argumentieren. Außerdem sind sie eine Ur-Rasse hier in Salzburg!“ Auch die starke Gesundheit besonders bei den Klauen bestätigen ihn darin, auch weiter auf die Pinzgauerkühe zu setzen.
Dennoch soll es im neuen Stall einige Neuerungen geben. So will Franz Kreuzer auf automatisches Melken setzen und einen stationären Futtermischer, der ein elektrisches Futterband befüllt. Im Neubau sollen 50 Milchkühe Platz finden. Seine Begeisterung, den Betrieb durch den Stallneubau weiterzuentwickeln, ist nicht zu überhören: „Ich habe bisher noch nichts anderes gefunden, was annähernd so viel Spaß macht wie mit Kühen zu arbeiten.“
Ich habe bisher noch nichts gefunden, was annähernd so viel Spaß macht wie mit Kühen zu arbeiten.“
Franz Kreuzer
Erfolg durch stringentes Herdenmanagement
Trotz Nische, „historischer“ Rinderrasse und kleiner Betriebsgröße –muss das Management der Kühe, Kälber und des Futterbaus stimmen, um wirtschaftliche Leistungen erreichen zu können. Sein Stalldurchschnitt liegt aktuell bei 7.600 kg Milch, als Ziel hat er die 9.000 kg-Marke angepeilt. Beim Herdenmanagement orientiert er sich dafür an den modernen Beratungsansätzen. Seine Strategien:
- Eutergesundheit: Die Zellzahlen lagen im letzten Jahr im Schnitt bei 60.000 Zellen/ml. Um diese guten Zahlen zu erreichen, schickt er vor jedem Trockenstellen eine Viertelgemelksproben der jeweiligen Kühe für eine Untersuchung ein. Umweltkeime kann er so gezielt behandeln und Antibiotika einsparen. „Ich will meine Kühe perfekt in die Trockenstehzeit schicken, damit sie so gut wie möglich in die Laktation starten können“, erklärt er. „Ich behandele lieber eine Kuh beim Trockenstellen als später beim Kalben. Dann muss man meist noch viel mehr Medikamente einsetzen!“
- Kalbung: Im Sommer haben die Kühe Zugang zur angrenzenden Weide und kalben dort auch ab, im Winter sind sie alle im Stall untergebracht. Auch hier geht Franz Kreuzer gezielt vor: Ab dem dritten Kalb bekommen alle Kühe nach jeder Kalbung einen Kalziumboli, dadurch hat er kaum Probleme mit Milchfieber. Mögliche Problemkühen verabreicht er zusätzlich Vitamin D3 vor der Kalbung.
- Kälberaufzucht: „Weibliche Kälber werden auf einem Partnerbetrieb großgezogen. Kälber, die nicht in die Zucht gehen, mästen wir selbst“, erklärt er. Bei allen Kälbern ist ihm die Gesundheit sehr wichtig. „Wir sparen nicht mit der Milch“, erklärt er seine Strategie. „Einige von den Kälbern saufen bis zu 20 Liter am Tag. Dafür haben wir aber auch extrem gesunde Kälber, die hohe Tageszunahmen haben.“ Für eine bessere Gesundheit verabreicht er den tragenden Kühen vier Wochen vor der Kalbung 20ml Selen. „Das wirkt gut auf den Saugreflex der Kälber“, erklärt er. Zusätzlich lässt er jedes Jahr bei drei bis vier Kühen eine Blutuntersuchung durchführen, um die Mineral- und Nährstoffversorgung zu kontrollieren.
- Fütterung: Da Franz Kreuzer mit seinen Kühen Heumilch produziert, füttert er von Mitte November bis in den April an seine Kühe eine TMR auf Heubasis. Das Heu trocknet er selbst in der eigenen Trocknungsanlage. Ab April beginnt er mit dem Eingrasen und legt seinen Kühen zweimal täglich Frischgras vor, zusätzlich dazu Heu. Von Juli bis Oktober füttert er seinen Kühen zusätzlich frischen Grünmais, den er selbst anbaut. „Seit dem ich Grünmais füttere, ist die Kotkonsistenz der Kühe viel besser. Auch bei Futterknappheit haben wir noch genug Futter“, erklärt er.
- Futterbau: Gute Qualitäten beim ersten Schnitt erreicht er durch intensives Management seiner Grünlandflächen. So hat er im letzten Jahr Energiegehalte von 6,45 NEL erreicht. Das Gras, das er erst nach dem 1. Juni ernten darf, verfüttert er als Heu ausschließlich an die Trockensteher. Seine Strategie gegen gemeine Trespe und Mäuse im Grünland: Jedes Jahr ein Fünftel der Flächen striegeln und neu ansäen. Um die Mäuse im Griff zu behalten, streut er seit drei Jahre zum ersten Schnitt Schwefel. Zudem setzt er die Schnitthöhe bei 7 bis 8 cm relativ hoch an und fährt schonend um Kurven, um die Grasnarben zu schützen.
„Eine Milchkuh ist ab einer gewissen Leistung eine echte Herausforderung“, weiß Franz Kreuzer. „Man muss sich damit intensiv auseinandersetzen.“ Dass er das auch in seinem neuen Stall tun wird, ist eine sichere Sache.
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