Tiergesundheit

Antibiotika-Monitoring: Maßnahmen-Pläne bis April

Wer zu den 25% mit den höchsten Therapiehäufigkeiten gehört, muss bis April einen Maßnahmen-Plan beim Veterinäramt einreichen. Haben Sie Ihre Zahlen geprüft?

Mittlerweile sind auch Milchkuhbetriebe verpflichtet, am Antibiotika-Monitoring teilzunehmen.
Jeweils bis zum 14. Januar und zum 14. Juli müssen Milcherzeuger, die mehr als 25 Kühe bzw. Kälber halten, ihre Durchschnittstierzahl für das vorangegangene Halbjahr in der HIT-Datenbank melden. Die Tierärzte melden den Antibiotika-Verbrauch. Daraus werden einmal jährlich die beiden Kennzahlen 1 und 2 des Therapie-Index für Deutschland ermittelt und Mitte Februar veröffentlicht.
Binnen vier Wochen (bis 1. März/1. September) muss jeder Milcherzeuger prüfen und aufschreiben, ob der eigene Therapie-Index größer oder kleiner als die beiden bundesweiten Kennzahlen ausfällt.

Wer über der Kennzahl 2 liegt, muss handeln

  • Ist der eigene Therapie-Index unter der Kennzahl 1, gehört man zu den 50% aller Betriebe mit dem geringsten Antibiotika-Einsatz und braucht nichts zu unternehmen.
  • Liegt der eigene Therapie-Index zwischen den Kennzahlen 1 und 2, befindet man sich in der Gruppe der 25% der Betriebe, die zwar einen erhöhten Einsatz von Antibiotika aufweisen, aber noch keine Pflicht bekommen, Maßnahmen zur Senkung einzuleiten. Sie müssen sich allerdings mit Ihrem Hoftierarzt beraten, wie Sie die Zahlen senken könnten.
  • Mit einem eigenen Therapie-Index oberhalb der Kennzahl 2 gehört man zu den 25% der Betriebe, die am meisten Antibiotika einsetzen. Daraus entsteht eine Pflicht, Maßnahmen zur Senkung des Antibiotika-Verbrauchs einzuleiten!
Wer also zur letzten Gruppe gehört, muss bis zum 1. April (bzw. 1. Oktober) gemeinsam mit dem Hoftierarzt einen Maßnahmenplan erstellen und beim zuständigen Veterinäramt einreichen!

Vieles noch unklar

Wie genau dieser auszusehen hat, ist allerdings noch unklar, denn viele Veterinärämter haben sich noch nicht geäußert. Auch mangels Routine (Betriebe haben Meldungen vergessen, Tierärzte unterschiedliche Zeiträume einbezogen) scheinen die Zahlen in dieser „ersten Runde“ oft noch unplausibel. Dennoch: Die Pflicht besteht.
„Wir haben uns in unserer Praxis für eine gekürzte Version der Vorlage aus Niedersachsen entschieden“, berichtet Heinz-Werner Beeke, Tierarztpraxis Westmünsterland. „Das geben unsere Betriebe jetzt ab und dann warten wir erst einmal auf die dann hoffentlich genaueren Zahlen fürs nächste Halbjahr.“
Unabhängig von der Vorlage sollte ein Maßnahmenplan aber folgendes beinhalten:
  • Kurzangaben zum Betrieb
  • Problemfeld
  • empfohlene Maßnahme(n)
Das Veterinäramt könnte nach Durchsicht zusätzliche Maßnahmen anordnen oder einen zweiten, betriebsfremden Tierarzt zur Mitarbeit beauftragen.

Euter oft das größte Problem

Im Milchkuhbereich werden die meisten Antibiotika im Bereich der Eutergesundheit eingesetzt. In die Therapie-Häufigkeit bzw. den Therapie-Index fließen die Anzahl der behandelten Kühe bzw. Kälber, „Wirkungstage“ der verschiedenen antibiotischen Wirkstoffe sowie die durchschnittliche Tierzahl ein. Gerade Trockensteller haben darum einen großen Einfluss auf die Kennzahlen.
„Jetzt stumpf auf die Gabe von Antibiotika zu verzichten, nur um die Zahlen runterzudrücken, macht unserer Ansicht nach keinen Sinn“, ergänzt Tierarzt Heinz-Werner Beeke und spricht damit aus, was wohl viele Tierärzte denken: „Wichtig ist, miteinander nach Verbesserungspotenzial zu suchen. Natürlich wollen wir den Verbrauch langfristig senken und das Management verbessern – aber eine kranke Kuh gehört auch weiterhin behandelt!“
Quelle: Tierarztpraxen Westmünsterland und LandVet, Infoseite des LAVES in Niedersachsen, LWK Niedersachsen (Webcode: 01042777), IQ Agrar

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