Fleckvieh-Zuchtwertschätzung August 2015

Waldbrand-Söhne auf dem Vormarsch

Im hart umkämpften Platz um die Pole-Position kann Wille seine Führungsrolle behaupten. Weiterhin bringt die aktuelle Schätzung eine Vielzahl an interessanten Neulingen mit zum Teil brauchbaren Linienalternativen.

Wal’s Söhne starten durch

Die Söhne von Wal stammen aus den Geburtsjahrgängen 2005 bis 2011 – dass ein Bullenvater über mehr als sieben Jahre im Einsatz ist, kommt nur selten vor. Aber gerade die jüngeren Nachkommen verdienen Aufmerksamkeit. Der beste Neueinsteiger beispielsweise ist Walfried*TA. Als einer der letzten Wal-Söhne bestätigt er die fitnessstarke Kombination Wals mit einer Malefiz-Tochter, denn mit 134 Punkten ist er dort kaum zu übertreffen. Garniert werden die guten Werte mit einem Platz drei in der „Bunten Liste“. Trotz einer schlechten Melkbarkeit ist er vor allem als neuer Kalbinnenbulle interessant.
In Wurzl verspricht die Kombination aus Wal und Rau Funktionalität und Leistung. Im Exterieur liefert er einen tadellosen Prüfbericht und besticht mit Kühen im Doppelnutzungstyp. Die ordentlich bemuskelten Töchter zeigen gute 100-Tage-Leistungen und haben auch in der Fundament- und Euterbewertung überzeugt. Die kürzeren Striche sind bisweilen etwas außen platziert.
Everest ist der genomische Bulle mit den meisten Besamungen. Deshalb wurde sein Prüfergebnis mit Spannung erwartet. Bisher hält er, was er versprochen hat: Mit einem aktuellen Milchmengenzuchtwert von +1300 kg ragt er heraus, die mittelrahmigen Töchter haben sehr gute Beine und zeigen einen flotten Milchfluss. Allerdings sind die geräumigen Euter in der Aufhängung eher knapp. Der Kalbeverlauf ist mit über 3000 Erstlingsgeburten bereits abgesichert.
Walot profitiert als Waldbrand-Sohn vor allem bei den Fitnessmerkmalen, dabei ist er frei von dessen Erbfehlerproblematik. Muttersvater Gebalot verstärkt diese Tendenz. Die Töchter haben außerdem ausgezeichnete Fundamente. Leichtkalbigkeit deutet sich an. Obwohl Vulcanos Vater Rureif Exterieurschwächen aufweist, liest sich der Prüfbericht von Vulcano selbst tadellos. Neben der guten Persistenzvorschätzung ist vor allem der Milchfluss bei seinen Töchter weit überdurchschnittlich, obwohl der Milchwert nur bei 113 liegt. Auch Vulcano wurde als genomischer Bulle stark eingesetzt.

Bullenname

Vater

gGZW

Sicherheit GZW in %

Station

Walfried*TA

Wal

133

83

BayernGenetik/Bauer

Wurzl

Wal

129

87

Genostar

Everest

Ermut

128

86

Höchstädt

Walot

Waldbrand

128

79

Hohenzell/Neustadt

Vulcano

Rureif

128

85

Neustadt/RBW

Gewinner der August-ZWS: Doppelnutzung auf hohem Niveau

Über 200 neue Töchter bescheinigen Humpert*TA ein hohes Leistungsvermögen. Damit ist Doppelnutzung auf allerhöchstem Niveau vorhanden. Der gestiegene Persistenzzuchtwert zeugt außerdem von gutem Durchhaltevermögen.
Weburg bekommt als „Altmeister“ viele neue, milchstarke Töchter aus dem Zweiteinsatz. Ebenso kann er den Fitnesswert aufgrund verbesserter Nutzungsdauer verbessern. Viele Töchter von Waldhoer haben die 2. Laktation abgeschlossen und zeigen Steigerungspotential. Der große Wurf gelang allerdings bei der Nutzungsdauer. Die Anlage für FH2 sollte allerdings den Einsatz begrenzen.
Iserschee hat den Aufstieg in die TOP Liste im April voll bestätigt. Mit einem Milchmengenzuchtwert von über 1200 kg ist ein Spitzenwert erreicht. Erfreulich sind die nahezu ausgeglichenen Inhaltsstoffe. Die Entscheidung, Vulkan als Bullenvater zu verwenden, hat sich ausgezahlt. Er sicherte sich somit die Position als bester Rumgo-Sohn. Sehr gut sind seine Töchter in der zweiten Laktationshälfte.

Verlierer der August-ZWS: Töchter schwächeln im Laufe der Laktation

Die Zuchtwerte von Zapfhahn*TA gleichen einer Achterbahnfahrt. Nach einem deutlichen Anstieg im April sind neue Töchter mit schwächerer Leistung in die Laktation gestartet. Allerdings kommt auch noch eine verschlechterte Nutzungsdauer hinzu. Bei Iwinn ist der Rückgang im letzten Drittel der Laktation verantwortlich. Die Persistenz fällt um 7 Punkte.
Zwar konnte Polarbär die Zahl der laktierenden Töchter verdoppeln, das anfängliche Niveau dabei aber nicht halten. Er legt dafür in den Inhaltsstoffen nochmal zu. Der als genomischer Bulle stark eingesetzte Vogt verliert stark im Milchmengenzuchtwert. Vor allem in der zweiten Laktationshälfte ist ein Einbruch erkennbar. Mit viel Spannung wird die Leistungsentwicklung von MarmorPS verfolgt. Die bisher nur wenigen Töchter sind im ersten Laktationsdrittel hinter den Erwartungen zurück geblieben. Auf den weiteren Verlauf darf man gespannt sein.

Wille und das Euterproblem

Wille ist und bleibt die Nummer 1 der Fleckviehzucht, was mittlerweile durch Töchterleistungen aus vier europäischen Ländern bestätigt wird. Die über 2000 Töchter mit Exterieurergebnis zeigen jetzt ein stabiles Niveau und bestätigen den deutlich unterdurchschnittlichen Euterzuchtwert. Viele Töchter aus dem genomischen Einsatz bringen jetzt auch Reumut*TA in das sicher geprüfte Segment. Er kann sich der Abschreibung widersetzen und gewinnt sogar noch im Milchwert dazu. Bei 100 neuen Töchtern im Exterieur verliert er leicht im Fundamentzuchtwert. Manigo hat im Exterieur 230 internationale Töchter und klettert im Fundament auf einen unglaublichen Zuchtwert von 138. Der Euterzuchtwert steigt um sieben Punkte. Vanadin bringt stark bemuskelte Töchter und führt auch im Fleischwert die Liste an. Als später Bullenvater wurde Hulkor*TA im April nochmals eingesetzt. Die Töchter aus dem Zweiteinsatz beweisen seine hohe Qualität.

TOP5 der genomischen Jungvererber

An die Spitze der genomischen Jungvererber (GJV) schiebt sich diesmal Weltass*TA, der mit Weltenburg ebenfalls einen noch nicht geprüften Vater vorweist. Die Sicherheit im GZW ist deshalb geringer und das Risiko der Zuchtwertschwankung somit größer.
Weissblau*TA ist nach wie vor der beste Wille-Sohn. Im Euter verliert er nochmal einen Punkt. Die Anlage für Thrombopathie (Blutgerinnungsstörung) gilt es zu beachten. Mit Humphrey kommt ein sehr interessanter Humpert-Sohn unter die TOP 3, dessen Muttersvater Winnipeg die Linienalternativen aber einschränkt. Watt*TA ist schon länger im Angebot und kann einen Punkt im GZW zulegen. Sehr interessant für die Hornloszucht ist MahangoPp*TA. Er führt die Liste der Hornlosvererber an und wird bereits sehr nachgefragt.
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Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub
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Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub