Schwül, warm, dampfig - Die besten Tipps gegen Hitzestress im Stall

Die fiese, schwül-warme Luft, die derzeit vorherrscht, drückt ordentlich auf den Kreislauf, auch die Milchkühe leiden darunter. In vielen Kuhställen sammelt sich inzwischen schon eine unerträgliche Hitze. Was am besten gegen Hitzestress hilft, lesen Sie hier!

Hochleistende Milchkühe und Heizkraftwerke haben eines gemein: Beide produzieren erhebliche Mengen an Wärme. Sobald das Thermometer auf über 20 °C klettert, sinkt die Futteraufnahme der Kühe, die Milchleistung bricht ein und die Fruchtbarkeit nimmt ab. Hier finden Sie einige Tipps, wie Sie dem vorbeugen können.
Bei Kühen entsteht vor allem Körperwärme bei den Verdauungsprozessen in den Vormägen. Je höher die Futteraufnahme, desto mehr Wärme produzieren die Tiere. Eine Milchkuh mit einem Tagesgemelk von 45 Litern und einer entsprechend hohen TM-Aufnahme erzeugt z.B. pro Tag rund 1.800 Watt an Wärme, ein Tier mit einem Gemelk von 18 Liter Milch dagegen nur 1.200 Watt. Hochleistungstiere sind gezwungen, erhebliche Mengen an Wärme an die Umgebung abzugeben um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Mit zunehmender Milchleistung „leiden“ Kühe deshalb auch wesentlich stärker unter hohen Umgebungstemperaturen. Bei niedrigen Außentemperaturen nimmt die Stallluft die überschüssige Wärme auf. Je höher aber die Außentemperatur, desto weniger Wärme kann die Kuh aber direkt an ihre Umgebung abgeben. Klettern die Temperaturen im Stall, auf über 20 °C an, gelingt ihnen dies kaum noch.
Steigt an einem heißen Sommertag die Quecksilbersäule im Stall von 18 °C (morgens) auf 32 °C (nachmittags), kann dies dazu führen, dass die Körpertemperatur der Kühe um bis zu 2 °C ansteigt. Zwar sinkt sie wieder in den kühlen Abendstunden, jedoch wesentlich langsamer als sie zuvor angestiegen ist.

Rinder sind Halbschattentiere

Rinder zählen zu den sog. „Halbschattentieren“, deren Behaglichkeitsbereich bzgl. Umgebungstemperatur bei 0 bis 15 °C liegt. An der Versuchsanstalt in Iden durchgeführte Messungen haben ergeben, dass bereits bei mittleren Stalltemperaturen von 25 °C die Trockenmasseaufnahme um 1,5 kg, die Milchleistung sogar um 3,0 kg pro Tag abnimmt. Amerikanische Untersuchungen zeigen sogar einen Rückgang von bis zu 6 kg Trockenmasse, sofern die Temperatur von 20 auf 32 °C ansteigt.
Auffällig ist, dass die Kühe nicht sofort auf die Hitze reagieren, sondern mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa zwei Tagen. Die Futteraufnahme ist auch dann noch rückläufig, wenn die Temperatur im Stall wieder einen normalen Wert erreicht hat.
Nicht selten verschlechtern sich bei warmem Wetter auch die Fruchtbarkeitsleistungen der Tiere. Hintergrund ist eine verzögerte Ovulation. Hohe Umgebungstemperaturen beeinträchtigen das Follikelwachstum, der Eisprung kann sich um bis zu neun Tage verzögern. Auch steigt gerne bei (schwül)warmen Wetter der Zellgehalt an. Eine Auswertung von 2.639 Monatsmilchkontrolldaten durch die Landwirtschaftskammer NRW zeigt deutlich, wie mit ansteigenden Umgebungstemperaturen im Jahresverlauf auch die Zellzahl ansteigt.

Temperatur-Humiditäts-Index (THI)

Hitzestress-fördernde Faktoren sind direkte Sonneneinstrahlung (z.B. Weide über Mittag ohne Schatten), mangelnde Luftzirkulation bzw. Windstille, sehr hohe Milchleistung, Trächtigkeit, körperliche Anstrengung, ungenügende Wasserversorgung, absolut zu hoher Salzgehalt von Wasser und Futter, sowie krankhaft verminderte Hitzetoleranz. Auch genetische Einflüsse spielen hinsichtlich Hitzetoleranz eine Rolle, wobei die Haarfarbe (schwarz absorbiert mehr und erhitzt sich dadurch rascher und höher als weiß) einen bedeutenden Faktor darstellt.
Als sehr brauchbarer Parameter zur objektiven Abschätzung von Hitzestress hat sich der Temperatur-Humiditäts-Index (THI) etabliert. Der THI stellt eine rechnerische Funktion aus Umgebungstemperatur und relativer Luftfeuchte dar und wird nach der folgenden Formel berechnet:
THI = (Absolute Temperatur °C) + (0,36 * Taupunkt-Temperatur °C) + 41,2
Interpretation des THI:
  • THI ≥ 72: beginnender Hitzestress, reduzierte Futteraufnahme und schlechtere Verbleiberaten
  • THI  ≥ 78: deutliche Hitzestressbelastung, signifikante  Reduktion der Milchmenge und beginnende klinische Anzeichen von Hitzestress
  • THI ≥ 82: schwerer Hitzestress mit deutlicher klinischerSymptomatik

  • THI ≥ 72: beginnender Hitzestress, reduzierte Futteraufnahme und schlechtere Verbleiberaten
  • THI  ≥ 78: deutliche Hitzestressbelastung, signifikante  Reduktion der Milchmenge und beginnende klinische Anzeichen von Hitzestress
  • THI ≥ 82: schwerer Hitzestress mit deutlicher klinischerSymptomatik

Tun Sie Ihren Kühen etwas Gutes!

Wenn Sie die folgenden Tipps beachten, können Sie den Stress, dem Ihre Kühe ausgesetzt sind, minimieren:
  • Fett zufüttern: Eine sinkende Trockenmasseaufnahme bedeutet automatisch auch eine geringere Energieaufnahme. Um die Energiekonzentration konstant zu halten, muss die Ration energetisch aufgewertet werden. Am einfachsten gelingt dies durch die Zulage von pansenstabilem Futterfett. Bis zu 500 g können pro Kuh und Tag der Ration zugegeben werden.
  • 15 % Rohprotein: Der Abbau des Rohproteins im Pansen und die NH3-Entgiftung in der Leber sind energieaufwändige Prozesse. Deshalb ist es sinnvoll, bei hohen Außentemperaturen den Eiweißgehalt in der Ration abzusenken. Zwei in Israel durchgeführte Studien belegen, dass in Rationen für Hochleistungskühe bei Temperaturen von 27 bis 31 °C ein Rohproteingehalt in der Ration von 15 % (35 % UDP) vollkommen genügt. In den beiden Fütterungsversuchen wurden mehrere Rationen mit unterschiedlichem Proteingehalt (15 bis 17,4 %) miteinander verglichen. Die Absenkung des Eiweißgehaltes auf 15 % beeinflusste dabei nicht das Leistungsniveau der Kühe.
  • Rohfasergehalt reduzieren: Füttern Sie möglichst Rohfaser arme Rationen.
  • Bei der Verdauung der Rohfaser im Pansen fällt viel körpereigene Wärme an, diese kann die Kuh kaum abführen. Deshalb ist es sinnvoll, die Faseraufnahme auf ein Minimum zu beschränken.
  • Aber aufgepasst: Kontrollieren Sie regelmäßig die Kühe auf Azidose (z. B. mit einem pH-Harntest).
  • Mineral- und Elektrolytverlust ausgleichen: Mit dem Schweiß gehen erhebliche Mengen an Mineralstoffen und Elektrolyten verloren. Diese müssen sofort wieder zugeführt werden. Achten Sie deshalb darauf, dass die Ration 1,5 % Kalium, 0,45 % Natrium und 0,35 % Magnesium enthält. Versuchen Sie den DCAB-Gehalt der Ration (Kationen-Anionen-Bilanz) auf etwa 300 meq/kg TM einzustellen.
  • Ration mehrmals vorlegen: Mischen Sie das Futter mehrmals täglich an und legen Sie es in möglichst kleinen Portionen vor. Damit beugen Sie der Erwärmung des Futters vor (Energieverluste, Nachgärung). Nur eine Verschiebung der Futtervorlage in die kühleren Abendstunden bringt keine Vorteile.
  • Reinigung der Melkanlage überprüfen: Bei hohen Umgebungstemperaturen finden Mikroorganismen optimale Bedingungen vor, um sich zu vermehren. So kann sich z. B. bei einer ungenügenden Reinigung der Melkanlage der Infektionsdruck auf die Euter der Kühe deutlich erhöhen. Dies kann bei bereits durch die Hitze geschwächten Kühen das Auftreten von Euterentzündungen begünstigen. Halten Sie deshalb auch die Liegeflächen und Laufgänge möglichst sauber und trocken, denn auch hier gilt: Je trockener und hygienischer die Umgebung der Kühe, desto geringer ist bei hohen Außentemperaturen die Wahrscheinlichkeit, dass Infektionen auftreten.
  • Stress vermeiden: Überbelegung reduzieren, auf unnötiges Umtreiben in heißen Stunden verzichten, Fliegenplage verhindern.
  • Luftbewegung ermöglichen: Seitenwände, Tore und Türen, wenn möglich First öffnen, Lochblech an Giebeln.
  • Unterstützungslüftung mit Ventilatoren: Langsamläufer mit 1,20 bis 1,50 m Durchmesser in Reihe parallel zur Futterachse über dem Fressgang und den Liegeboxen, im Wartebereich vorm Melkstand bzw. Melkroboter aufhängen, 10 bis 15 Grad Neigung, 2,70 m über dem Laufgang, bereits ab 18 bis 20 °C Stalltemperatur laufen lassen, automatische Steuerung sinnvoll.
  • Wasserkühlung der Kühe: erst ab Temperaturen über 24 °C! Großtropfige Versprühung oder Duschen in Intervallen von 5 Minuten Beregnung und 10 Minuten Pause, feuchte Luft muss entweichen können, aber zu starke Unterstützungslüftung kann zu Lungenentzündungen führen, Anordnung am Futtertisch oder im Rücktrieb vom Melkstand, nicht im Wartehof oder über den Liegeboxen.

  • Fett zufüttern: Eine sinkende Trockenmasseaufnahme bedeutet automatisch auch eine geringere Energieaufnahme. Um die Energiekonzentration konstant zu halten, muss die Ration energetisch aufgewertet werden. Am einfachsten gelingt dies durch die Zulage von pansenstabilem Futterfett. Bis zu 500 g können pro Kuh und Tag der Ration zugegeben werden.
  • 15 % Rohprotein: Der Abbau des Rohproteins im Pansen und die NH3-Entgiftung in der Leber sind energieaufwändige Prozesse. Deshalb ist es sinnvoll, bei hohen Außentemperaturen den Eiweißgehalt in der Ration abzusenken. Zwei in Israel durchgeführte Studien belegen, dass in Rationen für Hochleistungskühe bei Temperaturen von 27 bis 31 °C ein Rohproteingehalt in der Ration von 15 % (35 % UDP) vollkommen genügt. In den beiden Fütterungsversuchen wurden mehrere Rationen mit unterschiedlichem Proteingehalt (15 bis 17,4 %) miteinander verglichen. Die Absenkung des Eiweißgehaltes auf 15 % beeinflusste dabei nicht das Leistungsniveau der Kühe.
  • Rohfasergehalt reduzieren: Füttern Sie möglichst Rohfaser arme Rationen.
  • Bei der Verdauung der Rohfaser im Pansen fällt viel körpereigene Wärme an, diese kann die Kuh kaum abführen. Deshalb ist es sinnvoll, die Faseraufnahme auf ein Minimum zu beschränken.
  • Aber aufgepasst: Kontrollieren Sie regelmäßig die Kühe auf Azidose (z. B. mit einem pH-Harntest).
  • Mineral- und Elektrolytverlust ausgleichen: Mit dem Schweiß gehen erhebliche Mengen an Mineralstoffen und Elektrolyten verloren. Diese müssen sofort wieder zugeführt werden. Achten Sie deshalb darauf, dass die Ration 1,5 % Kalium, 0,45 % Natrium und 0,35 % Magnesium enthält. Versuchen Sie den DCAB-Gehalt der Ration (Kationen-Anionen-Bilanz) auf etwa 300 meq/kg TM einzustellen.
  • Ration mehrmals vorlegen: Mischen Sie das Futter mehrmals täglich an und legen Sie es in möglichst kleinen Portionen vor. Damit beugen Sie der Erwärmung des Futters vor (Energieverluste, Nachgärung). Nur eine Verschiebung der Futtervorlage in die kühleren Abendstunden bringt keine Vorteile.
  • Reinigung der Melkanlage überprüfen: Bei hohen Umgebungstemperaturen finden Mikroorganismen optimale Bedingungen vor, um sich zu vermehren. So kann sich z. B. bei einer ungenügenden Reinigung der Melkanlage der Infektionsdruck auf die Euter der Kühe deutlich erhöhen. Dies kann bei bereits durch die Hitze geschwächten Kühen das Auftreten von Euterentzündungen begünstigen. Halten Sie deshalb auch die Liegeflächen und Laufgänge möglichst sauber und trocken, denn auch hier gilt: Je trockener und hygienischer die Umgebung der Kühe, desto geringer ist bei hohen Außentemperaturen die Wahrscheinlichkeit, dass Infektionen auftreten.
  • Stress vermeiden: Überbelegung reduzieren, auf unnötiges Umtreiben in heißen Stunden verzichten, Fliegenplage verhindern.
  • Luftbewegung ermöglichen: Seitenwände, Tore und Türen, wenn möglich First öffnen, Lochblech an Giebeln.
  • Unterstützungslüftung mit Ventilatoren: Langsamläufer mit 1,20 bis 1,50 m Durchmesser in Reihe parallel zur Futterachse über dem Fressgang und den Liegeboxen, im Wartebereich vorm Melkstand bzw. Melkroboter aufhängen, 10 bis 15 Grad Neigung, 2,70 m über dem Laufgang, bereits ab 18 bis 20 °C Stalltemperatur laufen lassen, automatische Steuerung sinnvoll.
  • Wasserkühlung der Kühe: erst ab Temperaturen über 24 °C! Großtropfige Versprühung oder Duschen in Intervallen von 5 Minuten Beregnung und 10 Minuten Pause, feuchte Luft muss entweichen können, aber zu starke Unterstützungslüftung kann zu Lungenentzündungen führen, Anordnung am Futtertisch oder im Rücktrieb vom Melkstand, nicht im Wartehof oder über den Liegeboxen.

Weitere Informationen zum Thema Hitzestress finden Sie in unserem Dossier