40 % Investitionszuschuss bei Weidegang

Kiel startet Förderprogramm für tiergerechtere Stallbauten

Jahrelang schielten die Milcherzeuger im Norden neidisch auf ihre Berufskollegen in den südlicheren Bundesländern. Diese erhielten immer wieder mal Zuschüsse bei Stallbauten. Jetzt will Schleswig-Holstein zumindest wieder tiergerechte Stallbauten fördern.

Mit der Förderung von Stallbauten will Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Dr. Robert  Habeck zu mehr Tierwohl in den Ställen und zu einem besseren Schutz der Umwelt beitragen. Wie der Minister am 16. Januar in Kiel mitteilte, startet das Land ein entsprechendes neues Förderprogramm mit einem Volumen von 1,2 Mio. Euro jährlich. Zu den Kriterien für die Förderung gehöre die Begrenzung der Tierzahlen – auf beispielsweise nicht mehr als 600 Kühe. Zudem müsse sichergestellt sein, dass die Betriebe nicht mehr Gülle produzierten als ihre bewirtschafteten Flächen aufnehmen könnten; dies werde über eine Begrenzung des sogenannten Viehbesatzes geregelt. Auch eine verbesserte Lagermöglichkeit von Gülle - neun Monate - sowie eine verpflichtende Abdeckung der Güllebehälter zählten zu den Fördervoraussetzungen für die einfachere Fördervariante, die einen Zuschuss von 20 % der Investitionskosten vorsehe.

40 % Zuschuss bei ganztägigem Weidegang

Für einen Zuschuss von 40 % müssen die Betriebe laut Habeck noch weitere Anforderungen erfüllen: Ein ganztägiger Weidegang während der Weideperiode vom 15. Mai bis 15. Oktober sei verpflichtend; die Tiere müssten mehr Platz in den Ställen bekommen. „Mit den Zuschüssen fördern wir Ställe, die höhere Kosten im Interesse des Tierwohls verursachen. Sie würden ohne Förderung noch nicht gebaut werden, weil die Kosten bisher über höhere Vermarktungserlöse nicht ausgeglichen werden können“, erläuterte der Minister. Er geht von zehn bis 20 zu fördernden Stallbauten insgesamt (Rinder, Schweine und Geflügel !!) pro Jahr aus.
AgE
Anmerkung der Redaktion: Bei einem Förderprogramm mit einem Volumen von 1,2 Mio. Euro jährlich drängt sich unweigerlich der Verdacht auf, dass es hier nicht um die breite Förderung des Tierwohls geht, sondern nur um eine mediale Selbstinzenierung des Ministers!
Begründung: Wer heute einen neuen Milchkuhstall für 200 Kühe plant, muss in der Regel mindestens 2,0 Mio. Euro investieren. Das bedeutet, dass bei einer 40 %igen Förderung gerade mal drei (3!!) Milchkuhställe in den Genuss der Fördermittel kommen würden (sofern kein Schweinehalter ebenfalls auf die Idee kommt, einen artgerechten Holsteiner Schweinestall" zu errichten!). Schön für die drei Unternehmen, die den Zuschlag erhalten – und für den Minister, der sich seiner guten Taten rühmen kann (Förderung des Tierwohls, Stärkung der Weidehaltung!)
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