Erste Buchführungsergebnisse 2015/16

Der Verband der Landwirtschaftskammern hat eine Bilanz aus den ersten vorliegenden Buchführungsergebnissen für 2015/2016 gezogen. Im Mittel der spezialisierten Milchkuhbetriebe führten die schlechten Milchpreise zu Mindererlösen bei Milch zwischen 21.500 und 31.200 Euro.

Aus Sicht der tierhaltenden Betriebe verlief das vergangene Wirtschaftsjahr verheerend, erklärte der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) am vergangenen Freitag (11.11.) ausgehend der ersten vorliegenden Buchführungsergebnissen für 2015/16. 

Milchviehhalter in existenzbedrohender Lage

Der niedrigste Milchauszahlungspreis seit zehn Jahren führte nach den vorläufigen Auswertungen der Landwirtschaftskammern im Mittel der spezialisierten Milchviehbetriebe zu einzelbetrieblichen Mindererlösen bei der Milch zwischen 21.500 Euro und 31.200 Euro. Bereits mit Beginn des Wirtschaftsjahres 2014/15 rutschte der Milchauszahlungspreis ab, die Abwärtsentwicklung setze sich fort und erreichte im Mai 2016 ihren Tiefpunkt. Erst seit etwa August 2016 setzte eine zaghafte Erholung ein. Über das gesamte Wirtschaftsjahr 2015/16 hinweg gesehen kam es zu weiteren Einbußen beim Milchgeld von 5 Cent/kg bis 6 Cent/kg. Regional übliche Auszahlungspreise für das Gesamtjahr 2015/16 lagen zwischen 26 Cent/kg und 29 Cent/kg. Die niedrigsten Auszahlungspreise gab es dabei im Norden, die höchsten im Süden Deutschlands.
Dem standen freundliche Bullenpreise, vielschichtige Einsparungen, Leistungssteigerungen, betriebliches Flächenwachstum und ein höherer Anteil an Milch aus dem durchschnittlich gut gelungenen Grundfutter gegenüber, teilte der VLK mit. Mit Beginn des Milchwirtschaftsjahres 2015/16 endete die Milchquotenregelung. Somit fielen keine Quoten-Abschreibungen sowie Zahlungen im Rahmen der Superabgabe mehr an. Insbesondere dieser Effekt brachte im Vergleich zum Vorjahr spürbare Entlastungen. Gegenüber dem extrem schlechten Vorjahr erhöhten sich die Unternehmensergebnisse der Futterbaubetriebe überwiegend und bewegten sich im Wirtschaftsjahr 2015/16 zwischen 31.000 Euro und 41.000 Euro. Zwischen 39 Prozent und 62 Prozent der eingesetzten Produktionsfaktoren wurden vergütet. Besonders im weniger erfolgreichen Viertel der Milcherzeuger schlossen die Betriebe häufig mit Verlust ab.

Nur scheinbarer Zuwachs an Liquidität

In den zurückliegenden Jahren mussten für zugekaufte Milchquotenrechte Abschreibungen gebucht werden. Der Geldwert dieser Abschreibungen wurde aber nie auf separate Konten eingezahlt. Es handelte sich lediglich um eine bilanzielle Größe, die als bare Liquidität nicht zur Verfügung stand, erklärte der VLK. Im Wirtschaftsjahr 2015/16 fehlte die rein buchungstechnische Ausgabe „Abschreibung auf zugekaufte Milchquoten“ erstmals. Doch nur aus buchhalterischer Sicht ist also ein höherer Gewinn gegeben. Der Wegfall dieser Abschreibung hilft den Milcherzeugern in ihrer höchst misslichen Liquiditätssituation nicht weiter.

Spezialkosten in der Tierhaltung mit unterschiedlichen Tendenzen

Überregional ist festzustellen, dass die Betriebe die produzierte Milchmenge steigerten, um höhere Verkaufserlöse zu generieren. Vor allem eine regionsübergreifende Zunahme der Milchleistung von rund 500 kg je Tier fällt auf. Ein Weg dorthin bestand auch darin, schärfer zu selektieren und diese Tiere durch neue zu ersetzen.
Futtermittel waren regionsübergreifend günstiger, die Größenordnung der Einsparungen ist hier mit 1 Prozent bis 9 Prozent zu beziffern. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Es ergaben sich Minderausgaben zwischen etwa 500 Euro und 4.500 Euro je Betrieb. Auch bei der Kostenposition „Tierarzt/Besamung“ fielen die Ausgaben zwischen 3 Prozent und 6 Prozent geringer aus.
Zudem waren die Gemeinkosten überwiegend günstiger. Im Wirtschaftsjahr 2015/16 war besonders Diesel preiswert, dies bot eine Entlastung von bis zu 22 Prozent, im Normalfall 5 Prozent bis 10 Prozent und damit für einen durchschnittlichen Betrieb etwa 3.000 Euro. Sehr zurückhaltend waren die Betriebsleiter mit Neuinvestitionen. Die Abschreibungen gingen zwischen 3 und 8 Prozent auf 1.000 Euro bis 6.000 Euro je Betrieb zurück. Instandsetzungen und Ersatzinvestitionen wurden verschoben und nur dann durchgeführt, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ. Demgemäß schiebt die deutsche Landwirtschaft nun einen Investitionsstau vor sich her, der mit höheren Kostenbelastungen in den Folgejahren behaftet ist. Deutlich gespart werden konnte zudem an Strom, Heizstoffen und Wasser. Gegenüber dem Vorjahr 2014/15 ist eine Spanne zwischen minus 12 und minus 22 Prozent auszuweisen. Uneinheitlich war die Lage am Pachtmarkt. In Regionen mit einer ausgeprägten Veredlung stiegen die Pachtpreise um bis zu 4 Prozent an. In Futterbauregionen ohne Veredlung, zum Beispiel im Saarland, sanken die Pachtpreise um bis zu 3 Prozent.

Verkaufserlöse für Altkühe eine Nullrunde

Die Erzeugerpreise für Rindfleisch zogen im letzten Wirtschaftsjahr leicht an. Zudem sanken die Ausgaben für Futter. Ausgehend von einer leichten Steigerung im Vorjahr konnten die sonstigen Futterbaubetriebe, vor allem Mutterkuhhalter und Bullenmäster, ihre Einkommen so stabilisieren. Allerdings sei das gegenwärtige Niveau weiterhin besorgniserregend und reiche nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten.
Die Kurse für männliche Rinder lagen im Mittel etwas über dem Niveau der beiden Vorjahre, wobei die Spanne von minus 2 bis plus 7 Prozent reichte. Ein männliches Rind erlöste zwischen 976 Euro und 1.350 Euro. Durch die erhöhten Milchviehbestände hatte auch das Angebot an abgemolkenen Schlachttieren zugenommen, oftmals wurden leistungsschwächere Tiere selektiert. Das größere Angebot wurde jedoch hinreichend nachgefragt, so dass der Markt an sich stabil blieb. So erkläre es sich laut dem VLK, dass die Verkaufserlöse für Altkühe eine Nullrunde einlegten. Unverändert blieben auch die Preise für Färsen und Kälber.

Nur kleines Licht am Ende des Tunnels für die Milcherzeuger

Eine grundsätzliche Erholung der landwirtschaftlichen Märkte sei derzeit noch nicht in Sicht. Nach heutigem Kenntnisstand dürfte das begonnene Wirtschaftsjahr 2016/17 ähnlich kritisch werden wie das zurückliegende Wirtschaftsjahr 2015/16, so der Verband der Landwirtschaftskammern. Doch während der Ackerbau vom Abwärtstrend erfasst werden könnte und für die Veredlungsbetriebe derzeit kaum Prognosen getroffen werden können,  dürften die Milchproduzenten das wirtschaftliche Tal allmählich verlassen, so der VLK.
Quelle: AgE