Bauernverband kritisiert Nein der Milchindustrie zur Branchenorganisation

Kritik an der ablehnenden Haltung des Milchindustrie-Verbandes (MIV) gegenüber der Gründung einer Branchenorganisation Milch hat der Landesbauernverband (LBV) Brandenburg geübt. In Sachsen wird indess über neue Vertragsmodelle diskutiert.

Der Milchindustrieverband (MIV) hatte sich in seiner Antwort auf einen Offenen Brief gegen einen solchen Schritt ausgesprochen. In dem Schreiben hatten die Landesbauernverbände der neuen Bundesländer im September den MIV und auch den Deutschen Raiffeisenverband (DRV) dazu aufgefordert, mittels einer Branchenorganisation Milch für mehr Transparenz sowie Unterstützung bei der zeitgemäßen Gestaltung vonLieferverträgezu sorgen. Hervorgehoben worden war in dem Offenen Brief auch, dass eine solche Organisation Möglichkeiten für dieAbsatzförderung und die Unterstützung von Forschung und Entwicklung bieten könnte. LBV-Präsident Henrik Wendorff hob Ende Oktober in einer Presseverlautbarung nochmals hervor, dass eine gemeinsame Branchenorganisation schon lange angedacht sei und dabei helfen könnte, dass „wir Milchkrisen wie die aktuelle in Zukunft vermeiden“. Leider lehne der MIV diese Verantwortung ab.

Brandenburg: 10.000 Milchkühe weniger

In den vergangenen Monaten hätten die Brandenburger Milchbauern durch niedrige Erzeugerpreise existenzbedrohende Verluste hinnehmen müssen, gab Wendorff zu bedenken. Allein im vergangenen Jahr seien deswegen mehr als 60 Betriebe aus der Milchproduktion ausgestiegen, und heute gebe es in dem Bundesland rund 10.000 Milchkühe weniger als noch vor Jahresfrist. „Wenn der Milchindustrie-Verband in seiner Antwort argumentiert, dass jeder Verband für sich an den bekannten Problemen arbeiten könnte, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen“, erklärte der Verbandspräsident. Ohne eine Einigung, die alle Beteiligten gemeinsam trügen, werde sich die Geschichte wiederholen, und irgendwann stehe die Branche vor der nächsten Krise.
Besonders kritisierte Wendorff auch den Umstand, dass der MIV abstreite, dass das alleinige wirtschaftliche Risiko der Produktion derzeit bei den Milchbauern liege. „Es mag sein, dass auch die eine oder andereMolkerei bemerkt hat, dass der Markt gerade ein schwieriger ist. Aber ein massenhaftes Sterben der Molkereien wie bei uns Bauern habe ich bisher jedenfalls nicht feststellen können“, so der LBV-Präsident. Der MIV-Vorsitzende Peter Stahl hatte auch auf der Jahrestagung des Verbandes in Berlin klargestellt, dass er die Bildung eines  Branchenverbandes für „nicht erforderlich“ halte. 

Sachsen: Agrarminister fordert Vereinbarungen zu Liefermengen und Preisen

Mehr Planungssicherheit sowohl für die Milchbauern als auch für die Molkereien hat indess Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt gefordert. „Das bisherige System, wonach Molkereien jeden Liter Milch der Erzeuger annehmen, der Preis aber erst hinterher festgelegt wird, muss dringend verändert werden“, erklärte Schmidt am Montag vergangener Woche nach  einem Gespräch zur Stabilisierung des Milchmarktes mit Erzeugern und deren Verbänden in seinem Ministerium. Trotz der Entspannung am Milchmarkt und eines leichten Anstiegs der Erzeugerpreise sei es dringend erforderlich, über Rahmenbedingungen nachzudenken, die den Unternehmen eine bessere Vorsorge für künftige Situationen mit schwankenden Marktpreisen ermöglichten. Notwendig seien verbindlichen Vereinbarungen zu den Liefermengen und zu den Preisen, betonte Schmidt. Das gebe Sicherheit, wie sie in anderen Wirtschaftszweigen selbstverständlich sei.
Nach Angaben des Dresdener Landwirtschaftsministeriums waren sich Schmidt und die Milcherzeuger einig, dass eine solche Vertragsgestaltung ohne staatliche Vorgaben zustande kommen müsse. Das Ministerium will dazu als Moderator auftreten und die Landwirte sowie die Molkereien einladen, um gemeinsam verschiedene Modelle der Vertragsgestaltung zu diskutieren und neue zu entwickeln.
(AgE)