8. Berliner Milchforum

Der Wandel der Milchbranche

Am 16. und 17. März 2017 fand das 8. Berliner Milchforum statt. Die Diskussionen drehten sich um die Neuordnung in der Milchbranche. Es stellte sich einmal mehr heraus, das Veränderungen von Innen, also von Erzeuger- und Verarbeiter- sowie auch von Handelsseite heraus kommen müssen und nicht von der Politik.

Das 8. Berliner Milchforum stand der Wandel der Milchbranche im Fokus.

  1. Entwicklung der Milchbranche: Von Innen und nicht auf die Politik verlassen!
  2. Verhandlungskraft: Eine Branchenorganisation könnte helfen
  3. Milcherzeuger müssen sich auf weitere, grundlegende Veränderungen einstellen
  4. CMA-Nachfolgemodell für besseres Milch-Image?

  1. Entwicklung der Milchbranche: Von Innen und nicht auf die Politik verlassen!
  2. Verhandlungskraft: Eine Branchenorganisation könnte helfen
  3. Milcherzeuger müssen sich auf weitere, grundlegende Veränderungen einstellen
  4. CMA-Nachfolgemodell für besseres Milch-Image?

1. Von Innen heraus und nicht auf die Politik verlassen!

Keine Rückkehr zu einer staatlichen Milchmengenregulierung! Das ware eine klare Aussage vom Parlamentarischen Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser beim 8. Berliner Milchforum. Er stellte am vergangenen Freitag (17.3.) in Berlin fest, dass die vergangene Milchquote weder den Strukturwandel aufgehalten, noch die Milcherzeuger vom Einfluss des Weltmilchmarktes abgeschirmt habe.
Grundsätzlich seien Milcherzeuger sowie -Verarbeiter daher gut beraten, sich auf dauerhaft volatile Märkte und Preise einzurichten!

Mit Blick auf künftige Milchmarktkrisen warnte Staatssekretär Bleser aber davor, sich hier auf die Politik zu verlassen. Krisenhilfen wie in den letzten Jahren werde es nicht als Dauerlösung geben, zumal der Umgang mit Marktverwerfungen vom Grundsatz her Sache der Unternehmen ist. Die Branche solle sich auf das Risikomanagement konzentrieren und vor allem, die auf Molkereiebene vorhandenen Instrumente, wie die Warenterminbörse, nutzen.
Der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, teilte diese Meinung. Er rief in Berlin die gesamte Milchbranche" dazu auf, Reserven in der Wertschöpfung zu heben. Dazu müssten
  • die strukturellen Herausforderungen in der Vermarktung
  • und die Nutzung von kartellrechtlichen Spielräumen für Verhandlungen auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel

aufgegriffen werden.
  • die strukturellen Herausforderungen in der Vermarktung
  • und die Nutzung von kartellrechtlichen Spielräumen für Verhandlungen auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel

  • Die Politik sollte nach Auffassung von Schmal zur Sicherstellung von Aufschwung am Milchmarkt vor allem das Funktionieren des offenen Marktes sicherstellen. Dazu gehören nach seiner Ansicht eine starke Erste Säule, ein wirksames und in Teilen noch ausbaufähiges Sicherheitsnetz für den Milchmarkt sowie steuerliche Regelungen zur betrieblichen Risikovorsorge. Staatliche und allgemeinverbindliche Mengenregulierungen erteilte auch Schmal in Berlin eine Absage.
  • Die Milchwirtschaft: Die Regulierung der Milchmenge gehöre dagegen ausschließlich in die Hände der Wirtschaft und sei durch die Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Milcherzeugern unternehmensindividuell zu regeln. Hier seien vor allem die Geschäftsführungen und ehrenamtlichen Aufsichtsräte der genossenschaftlichen Molkereien gefordert, sich mit ihren Lieferanten über marktkonforme Lieferbeziehungen, krisenrobuste Preisabsicherungen und zukünftige Qualitätsanforderungen an die Rohmilch auszutauschen. Den Sachstandsbericht des Bundeskartellamtes zu den Milchlieferbedingungen sehe er nicht „als Frontalangriff auf die Molkereigenossenschaften“, sondern als „Anregung zur Diskussion“.
  • Die Milcherzeuger: Auch die Milcherzeuger seien gefragt. Sie müssten beispielsweise vor Investitionen in Stallerweiterungen mit den Abnehmern des gesteigerten Milchaufkommen reden und „nicht einfach den Stall spiegeln“.
  • Der Lebensmittelhandel wiederum, müsse laut Karsten Schmal dringend seine Forderungen nach höheren Produktionsstandards finanziell ausgleichen. Die bisherigen Billigstrategien stünden im deutlichen Widerspruch zu den regelmäßigen Bekenntnissen zu Nachhaltigkeit und Regionalität. Der Handel muss zeigen, dass er mit seinen Milchpreisen und Standardforderungen auch tatsächlich an einer „nachhaltigen“ Existenz seiner Rohstofflieferanten interessiert ist!

  • Die Politik sollte nach Auffassung von Schmal zur Sicherstellung von Aufschwung am Milchmarkt vor allem das Funktionieren des offenen Marktes sicherstellen. Dazu gehören nach seiner Ansicht eine starke Erste Säule, ein wirksames und in Teilen noch ausbaufähiges Sicherheitsnetz für den Milchmarkt sowie steuerliche Regelungen zur betrieblichen Risikovorsorge. Staatliche und allgemeinverbindliche Mengenregulierungen erteilte auch Schmal in Berlin eine Absage.
  • Die Milchwirtschaft: Die Regulierung der Milchmenge gehöre dagegen ausschließlich in die Hände der Wirtschaft und sei durch die Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Milcherzeugern unternehmensindividuell zu regeln. Hier seien vor allem die Geschäftsführungen und ehrenamtlichen Aufsichtsräte der genossenschaftlichen Molkereien gefordert, sich mit ihren Lieferanten über marktkonforme Lieferbeziehungen, krisenrobuste Preisabsicherungen und zukünftige Qualitätsanforderungen an die Rohmilch auszutauschen. Den Sachstandsbericht des Bundeskartellamtes zu den Milchlieferbedingungen sehe er nicht „als Frontalangriff auf die Molkereigenossenschaften“, sondern als „Anregung zur Diskussion“.
  • Die Milcherzeuger: Auch die Milcherzeuger seien gefragt. Sie müssten beispielsweise vor Investitionen in Stallerweiterungen mit den Abnehmern des gesteigerten Milchaufkommen reden und „nicht einfach den Stall spiegeln“.
  • Der Lebensmittelhandel wiederum, müsse laut Karsten Schmal dringend seine Forderungen nach höheren Produktionsstandards finanziell ausgleichen. Die bisherigen Billigstrategien stünden im deutlichen Widerspruch zu den regelmäßigen Bekenntnissen zu Nachhaltigkeit und Regionalität. Der Handel muss zeigen, dass er mit seinen Milchpreisen und Standardforderungen auch tatsächlich an einer „nachhaltigen“ Existenz seiner Rohstofflieferanten interessiert ist!

2. Verhandlungskraft: Eine Branchenorganisation könnte helfen

Eine Branchenorganisation Milch könnte laut Milchbauernpräsident Schmal zufolge der Branche dabei helfen, auf Augenhöhe mit den großen Handelsketten zu kommen. Er wies darauf hin, dass derzeit vier großen Ketten in Deutschland 150 Molkereien und knapp 70.000 Erzeuger gegenüberstünden. Hier müsse angesetzt werden, um das Gleichgewicht der Marktpartner wieder herzustellen.
Auch Staatssekretär Bleser hatte die Chancen einer solchen Branchenorganisation betont, die ihm zufolge sowohl bei der organisatorischen Aufstellung des Sektors als auch bei der Branchenkommunikation Vorteile verspricht.
Nach Einschätzung des Vorsitzenden des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, wäre mit einer Branchenorganisation aber zumindest in puncto Marktgleichgewicht nicht viel gewonnen. Denn die großen Abnehmer hätten stets die Möglichkeit, zumindest Teile ihrer Produkte auch außerhalb des Marktes zu beziehen. Ein geschlossenes Auftreten der heimischen Branche könnte deshalb zu Verdrängungseffekten führen. Skeptisch sieht Stahl deshalb auch die Vorschläge des Kartellamts zur Modifizierung der Lieferverträge zwischen Erzeugern und Molkereien. Er gehe jedenfalls nicht davon aus, dass eine dauerhafte Abkopplung des deutschen Vertragsmodells auf Dauer möglich sei, erklärte der MIV-Vorsitzende.

3. Milcherzeuger müssen sich auf grundlegende Veränderungen einstellen

Die Anregungen im Sachstandsbericht des Bundeskartellamtes, allen voran dessen Vorschläge für kürzere Kündigungsfristen und für die Vereinbarungen fester Liefermengen und Preise, bezeichnete Bleser als wichtigen Debattenbeitrag, der es verdiene, sich vertieft damit zu beschäftigen. Ihm zufolge sollen die Ideen der Behörde daher auch beim nächsten Milchgipfel des Bundeslandwirtschaftsministeriums am Montag kommender Woche (27.03.) diskutiert werden.
Ungeachtet dessen müssen sich laut Bleser nicht nur die Milcherzeuger, sondern alle landwirtschaftlichen Akteure in den nächsten Jahren auf grundlegende Änderungen einstellen. Mit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU sei absehbar ein kleinerer finanzieller Topf für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) verbunden. Zudem werde mit der anstehenden GAP-Reform auch die Diskussion um die Verwendung dieser Mittel wieder an Fahrt aufnehmen.
Die internationalen Beziehungen sind Bleser zufolge ebenfalls ständig im Fluss und können in Form veränderter Warenströme auch auf dem Milchmarkt Wirkung entfalten. Zumindest in Bezug auf Russland verwies der Staatssekretär aber auf die wieder auflebenden Kontakte mit russischen Behörden und Politikern. Er geht deshalb davon aus, dass auch auf russischer Seite wieder Interesse an einer Aufnahme der bilateralen Handelsbeziehungen besteht.

4. CMA-Nachfolgemodell für besseres Milch-Image?

Mit Blick auf die immer wichtiger werdende Branchenkommunikation zeigte Milchbauernpräsident Schmal Sympathie für eine Nachfolgeorganisation der 2009 beendeten Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA). Beispielhaft ist für ihn in diesem Zusammenhang die Arbeit der Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing. Hier gab er allerdings zu bedenken, dass in Österreich rund 43 % der erzeugten Milch in Sonderprogrammen vermarktet und damit auch explizit beworben werden dürften. Generische, also allgemeine Werbung für Milch, sei hingegen rechtlichen Einschränkungen unterworfen.
Auch der MIV-Vorsitzende Stahl merkte an, dass Werbung umso weniger greife, je allgemeiner sie gehalten werde. Er verspricht sich von einer klar abgegrenzten Markenwerbung einzelner Marktteilnehmer deutlich bessere Effekte – auch für die Branche insgesamt.

Quelle: AgE, DBV, MIV
Bearbeitet von: Berkemeier