Wie sind Fruchtbarkeit und hohe Milchleistungen zu vereinen?

Immer wieder wird diskutiert, ob und wie stark hohe Milchleistungen die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Laut einer Studie aus Mecklenburg-Vorpommern beeinflusst das Management jedoch die Fruchtbarkeit wesentlich entscheidender als das Leistungsvermögen der Kühe.

Unter dem Thema Wie sind Fruchtbarkeit und hohe Milchleistungen zu vereinen?, stellte Dr. Anke Römer auf dem Betriebswirtschaftlichen Fachgespräch des LKV Sachsen die wichtigsten Einflussfaktoren sinkender Fruchtbarkeitsergebnisse vor. Auf den ersten Blick zeigen hochleistende Kühe schlechtere Fruchtbarkeitskennzahlen. So steigt z.B. pro +1.000 kg Milchleistung die Rastzeit um zwei Tage und die Zwischenkalbezeit um neun Tage an (Übersicht 1). Als mögliche Ursachen für diese längeren Zwischenkalbezeiten bei steigender Leistung nannte die Referentin folgende Faktoren:
  • Brunsterkennung
  • Sonderstellung der Hochleistungskühe
  • Konditionsentwicklung
  • Erkrankungen in der Frühlaktation
  • Management

Differenz

Rastzeit (d)

ZTZ/ZKZ (d)

Erstbesamungserfolg (%)

je + 1000kg Milch

+ 2

+ 9

- 4


Die Brunsterkennung verschlechtert sich tatsächlich mit steigender Milcheistung. Grund hierfür ist die abnehmende Brunstdauer, die sich bei hochleistenden Kühen deutlich verkürzt (Übersicht 2). Fallen die Brunstsymptome dann noch in die Nachtstunden, seien Kühe mit einer Leistung von 35 kg Milch kaum noch ohne Aktivitätsmessung oder andere Hilfsmittel ausfindig zu machen.
  • Brunsterkennung
  • Sonderstellung der Hochleistungskühe
  • Konditionsentwicklung
  • Erkrankungen in der Frühlaktation
  • Management

Tagesmilchmenge (kg, Mittelwert über 10 Tage vor der Brunst)

25-30

-35

-40

-45

-50

-55

Brunstdauer in h

14,7

9,6

6,3

4,8

5,1

2,8

Auch die Sonderstellung der Hochleistenden sieht Römer als ein wichtiges Kriterium für längere Zwischenkalbezeiten. So geht sie davon aus, dass Kühe mit hohen Tagesgemelken eher eine Brunst später besamt werden. Auch die Konditionsentwicklung in den ersten fünf Wochen nach der Kalbung ist nach Römers Ansicht für eine verminderte Fruchtbarkeit verantwortlich. So dauert es bei einem starken Körperfettabbau deutlich länger bis es zu einer ersten Ovulation nach der Kalbung kommt (+15 Tage). Besonders aber der Erstbesamungserfolg nimmt von einem leichten Körperfettverlust hin zu einem sehr starken deutlich ab (von Ø 65 % auf 17 %). Die Erkrankungen in der Frühlaktation scheinen hingegen nur einen sehr geringen Einfluss zu haben. Denn mit steigender Leistung, das konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden, nimmt die Anzahl der Fruchtbarkeitsbehandlungen nicht zu. Generell erfolgen jedoch 70 % aller Fertilitätsbehandlungen innerhalb der ersten 30 Laktationstage. 
Den entscheidenden Einfluss hat, das geht bereits aus den genannten Punkten hervor, also nicht unbedingt die Leistung an sich, sondern das Management der Kühe. So ist es entscheidend wie es der Milchviehhalter schafft, ein Energiedefizit in den ersten Laktationswochen durch eine angepasste Fütterung (hohe TM-Aufnahme) so weit als möglich zu vermeiden. Zudem muss, wenn nötig mit technischen Hilfsmitteln, eine hohe Brunsterkennungsrate erreicht werden. Wie stark das Management auf die Fruchtbarkeitsleistung Einfluss nimmt, zeigt Übersicht 3. Bei fast gleicher Herdenleistung weisen die hochleistenden Kühe der beiden ausgesuchten Betriebe deutliche Unterschiede in der Fruchtbarkeitsleistung aus. So liegt die Trächtigkeitsrate der Kühe mit einer Leistung über 10.000 kg Milch in Betrieb 1 bei 48 %, in Betrieb 2 hingegen nur bei 25 %.

Milchleistungsgruppen (kg)

Trächtigkeitsrate der ausgewählten Betriebe (%)

6.001 - 8.000

8.001 - 10.000

über 10.000

Betrieb 1 (Ø 9.800 kg)

71

66

48

Betrieb 2 (Ø 9.100 kg)

45

33

25

Fazit

  • Das Herdenmanagement hat einen größeren Einfluss auf die Fruchtbarkeit als die Milchleistung.
  • Dennoch haben Hochleistungskühe wegen der schlechteren Brunsterkennung und der Sonderstellung höhere Zwischenkalbezeiten.
  • Das Energiedefizit zu Laktationsbeginn sollte durch eine hohe TM-Aufnahme möglichst gering gehalten werden.
  • Erkrankungen, besonders zu Laktationsbeginn, müssen verhindert werden.
  • Die Brunsterkennung muss gerade bei hohen Leistungen optimiert werden. Deshalb sollte man bereits die erste Brunst notieren. So lassen sich Stillbrunsten etc. schneller erkennen.

  • Das Herdenmanagement hat einen größeren Einfluss auf die Fruchtbarkeit als die Milchleistung.
  • Dennoch haben Hochleistungskühe wegen der schlechteren Brunsterkennung und der Sonderstellung höhere Zwischenkalbezeiten.
  • Das Energiedefizit zu Laktationsbeginn sollte durch eine hohe TM-Aufnahme möglichst gering gehalten werden.
  • Erkrankungen, besonders zu Laktationsbeginn, müssen verhindert werden.
  • Die Brunsterkennung muss gerade bei hohen Leistungen optimiert werden. Deshalb sollte man bereits die erste Brunst notieren. So lassen sich Stillbrunsten etc. schneller erkennen.