Fleckviehkreuzungen sind fruchtbarer

Kreuzungstiere aus Holstein x Fleckvieh produzieren kaum weniger Milch als reine Holsteinkühe und sind aber fruchtbarer. So das Zwischenergebnis eines Kreuzungsversuches auf niederländischen Milchviehbetrieben.

Auf niederländischen Milchviehbetrieben wurde in 2005 in Zusammenarbeit der Wageningen UR (Livestock Research) und der niederländischen Zuchtorganisation Xsires, welche österreichische Fleckvieh-Genetik vertreibt,  mit der Einkreuzung von Fleckvieh auf Holsteins begonnen. Auf acht Testbetrieben wurden Holstein-Kühe mit vergleichbarer Milchleistung abwechselnd entweder mit Holstein oder Fleckvieh-Sperma belegt. Inzwischen sind die Kreuzungstiere in Milch:

Vergleichbare Leistung mit hohen Inhaltsstoffen

In der ersten Laktation (305-Tage-Leistung) hatten die Kreuzungsfärsen im Vergleich zu reinen Holsteintieren eine 4 % niedrigere Milchleistung (7.105 kg vs. 7.401 kg), allerdings holten sie in der 2. Laktation auf und gaben dort sogar durchschnittlich + 222 kg mehr Milch (8.861 kg vs. 8.639 kg).
Bei Fett-, und Eiweißprozenten waren die Kreuzungstiere sowohl in der ersten, als auch in der 2. Laktation deutlich überlegen und konnten so den Produktionsnachteil in der 1. Laktation fast kompensieren (Abbildung 1). Auch in der Zellzahl waren sie den Holsteins überlegen.
Fleckviehkreuzungen

(Bildquelle: Elite Magazin)

Weniger Totgeburten und gute Fruchtbarkeit

Ihre Überlegenheit beweisen die Fleckvieh-Kreuzungen in den Gesundheits- und Fruchtbarkeitskennzahlen. Sie hatten weniger Probleme bei den Geburten (12,1 % vs. 16,6 % Totgeburtenrate) und eine bessere Non-Return-Rate 56 (73 vs. 70). Es wird angenommen, dass die Kreuzungstiere in eine weniger stark negative Energiebilanz zu Laktationsbeginn fallen, wodurch sie mehr Reserven haben und schneller wieder trächtig werden.
Der aktuelle Kreuzungsversuch aus den Niederlanden läuft noch bis 2012. Die meisten der Testbetriebe besamen ihre Fleckvieh-Kreuzungstiere der ersten Generation inzwischen mit einer anderen Rasse (Skand. Rotbunt bzw. Brown Swiss), um so die Dreiwegekreuzung zu praktizieren.
Kommentar: Die Zwischenergebnisse des vorliegenden Praxisversuches belegen wieder einmal, dass die erste Generation (F1) Kreuzungszucht hervorragend funktioniert. Kaum Einbußen in der Milchleistung und hervorragende sekundäre Gesundheits- und Fruchtbarkeitskennzahlen. Der Heterosis-Effekt kommt voll zum Tragen. Dennoch muss sich jeder Milchviehhalter, der mit der Einkreuzung einer fremden Rasse beginnt, im Klaren darüber sein, wie er danach weiter vorgeht. Wird danach nur noch mit einer Rasse weitergekreuzt (Verdrängungskreuzung oder Rückkreuzung), reduziert sich der Heterosis-Effekt wieder. Schlussendlich stehen nach diesem „Ausflug in die Kreuzungszucht“ bereits nach wenigen Generationen eben wieder die reinen Holsteins bzw. die reinen Fleckvieh-Kühe mit allen Vor- und Nachteilen der jeweiligen Rasse im Stall. Nur wenn das Kreuzungskonzept aufrecht erhalten wird (z.B. Dreirassen-Kreuzung) kann auch der Heterosis-Effekt aufrechterhalten werden. Wie sich diese Tiere präsentieren, belegen beispielsweise die Ergebnisse langjährigen Kreuzungsversuches aus Kalifornien (Elite berichtete, Ausgabe 4/2010;Neues von den bunten Kühen: 
).