Bisher konnten Milcherzeuger den Milchpreis nur über die Börse absichern. Inzwischen bietet die niederländische Firma Dairy Trading Online auch Garantiepreis-Zertifikate an.
Schwankende Milchpreise sind ein Risiko für die Liquidität. Bisher gab es, neben dem Handel an der Eurex-Börse, kaum Möglichkeiten, den Milchpreis auf einem festgelegten Niveau abzusichern und damit die Liquidität besser im Voraus planen...
Bisher konnten Milcherzeuger den Milchpreis nur über die Börse absichern. Inzwischen bietet die niederländische Firma Dairy Trading Online auch Garantiepreis-Zertifikate an.
Schwankende Milchpreise sind ein Risiko für die Liquidität. Bisher gab es, neben dem Handel an der Eurex-Börse, kaum Möglichkeiten, den Milchpreis auf einem festgelegten Niveau abzusichern und damit die Liquidität besser im Voraus planen zu können. Seit Anfang diesen Jahres bietet die niederländische Handelsplattform Dairy Trading Online (DTO) Garantiepreis-Zertifikate für deutsche Milchviehbetriebe an.
Langfristige Planung möglich
Die Firma Dairy Trading Online ist bereits seit 2010 in den Niederlanden aktiv. Ursprünglich war sie ein Joint Venture zwischen den Firmen Farmel (Milchhandel in Deutschland, Belgien und den Niederlanden) und DCA (Terminhandel mit landwirtschaftlichen Produkten). Inzwischen ist Farmel 100 %iger Eigentümer.
Die von DTO angebotenen Garantiepreis-Zertifikate sind OTC-Derivate. Diese Derivate (finanzwirtschaftliche Verträge) werden nicht über die Börse gehandelt, sondern zwischen Milcherzeuger und einer Molkerei ausgehandelt. Das Abwickeln der Verträge organisiert hier die Firma DTO. Bei den Verträgen wird jedoch keine reale Milch gehandelt. Vielmehr garantieren sich Molkereien und Milcherzeuger für einen bestimmten Zeitraum und eine festgelegte Menge einen gegenseitig ausgehandelten Milchpreis.
Für beide Seiten können die festgelegten Preise Vorteile bringen. Für den Milcherzeuger bedeutet ein Festpreis, der für sechs bis zwölf Monate vereinbart wird, eine sichere Liquiditätsplanung. So lassen sich Preistäler abpuffern und Monate mit besonders hohen Ausgaben, wie z. B. zur Feldbestellung oder Ernte, finanziell besser planen. Allerdings bedeutet dies im Umkehrschluss aber auch, dass Preisspitzen nicht mitgenommen werden können. Hinzu kommt, dass erst nach Ende der Vertragslaufzeit klar ist, welche Variante (Preis absichern oder nicht) ein höheres Milchgeld für den Betrieb oder einen gleichwertigen bzw. sogar schlechteren Auszahlungspreis gebracht hätte.
Auch für Molkereien sollen diese Derivate Vorteile bringen. So können sie längerfristig mit einem gleichbleibenden Rohstoffpreis kalkulieren (wichtig bei langfristigen Kontrakten mit dem Lebensmitteleinzelhandel), selbst wenn sich die Einkaufspreise verändern. So funktioniert ein solcher Vertrag in der Praxis:
Laufzeit sechs bis zwölf Monate
- Im ersten Schritt akquiriert DTO bei Molkereien Milchmengen, die diese preislich absichern wollen. Anschließend wird ein Preis abgeschätzt, der für beide Vertragsseiten (Milcherzeuger und Molkerei) attraktiv sein könnte.
- Stehen Milchmenge und -preis fest, veröffentlicht DTO die Ausgabe. Nach der Veröffentlichung können sich Milcherzeuger innerhalb von drei Wochen entscheiden, ob sie Teile ihrer Milchmengen zum angegebenen Preis absichern wollen. Die Ausgabe schließt entweder nach diesen drei Wochen oder aber sobald die Milchmengen vergeben sind.
- Die Milcherzeuger schließen einen Vertrag direkt mit DTO und nicht mit einer Molkerei ab. Bei welcher Molkerei der Milcherzeuger seine Mengen absichert, ist ihm dabei also nicht bekannt. Auch die Molkerei erhält keine Informationen über den Milcherzeuger.
- Die Differenz, die der Milcherzeuger zum vertraglich abgesicherten Auszahlungspreis erhält bzw. bezahlen muss, richtet sich nicht nach dem Preis, den er von seiner eigenen Molkerei erhält, sondern in Deutschland nach dem Auszahlungspreis des Deutschen Milchkontors (DMK) und in den Niederlanden nach dem von FrieslandCampina.
- Im ersten Schritt akquiriert DTO bei Molkereien Milchmengen, die diese preislich absichern wollen. Anschließend wird ein Preis abgeschätzt, der für beide Vertragsseiten (Milcherzeuger und Molkerei) attraktiv sein könnte.
- Stehen Milchmenge und -preis fest, veröffentlicht DTO die Ausgabe. Nach der Veröffentlichung können sich Milcherzeuger innerhalb von drei Wochen entscheiden, ob sie Teile ihrer Milchmengen zum angegebenen Preis absichern wollen. Die Ausgabe schließt entweder nach diesen drei Wochen oder aber sobald die Milchmengen vergeben sind.
- Die Milcherzeuger schließen einen Vertrag direkt mit DTO und nicht mit einer Molkerei ab. Bei welcher Molkerei der Milcherzeuger seine Mengen absichert, ist ihm dabei also nicht bekannt. Auch die Molkerei erhält keine Informationen über den Milcherzeuger.
- Die Differenz, die der Milcherzeuger zum vertraglich abgesicherten Auszahlungspreis erhält bzw. bezahlen muss, richtet sich nicht nach dem Preis, den er von seiner eigenen Molkerei erhält, sondern in Deutschland nach dem Auszahlungspreis des Deutschen Milchkontors (DMK) und in den Niederlanden nach dem von FrieslandCampina.
Ein Beispiel: Ein Milcherzeuger sichert eine Milchmenge von 300.000 kg zu einem Preis von 30 ct/kg für einen Zeitraum von sechs Monaten ab. In den ersten zwei Monaten liegt der Auszahlungspreis (DMK) bei 28 ct/kg. In diesen beiden Monaten erhält der Milcherzeuger für seine abgesicherte Milchmenge 2 ct/kg von der Vertragsmolkerei. In den folgenden zwei Monaten liegt der Auszahlungspreis bei 30 ct/kg. Hier muss keine der Vertragsparteien zahlen. In den letzten Monaten steigt der Auszahlungspreis (DMK) auf 31 ct/kg an. In diesen beiden Vertragsmonaten muss der Milcherzeuger somit 1 ct/kg an DTO und damit letztlich an die Vertragsmolkerei auszahlen.
Molkereien brauchen Bankbürgschaft
Um sicherzugehen, dass beide Vertragspartner ihr Geld auch tatsächlich erhalten (also die Vertragspartner liquide sind), wird von der betreffenden Molkerei eine Bankbürgschaft eingeholt. Von den Milcherzeugern wird derzeit keine Bürgschaft verlangt. Die Bezahlung läuft bei beiden Vertragsparteien monatlich über einen automatischen Bankeinzug. Der Milchpreis wird verrechnet, sobald der Milcherzeuger im ersten Monat der Vertragslaufzeit sein Milchgeld von seiner eigenen Molkerei erhält. Die Gebühren, die DTO für die Vermittlung bekommt, sind abhängig von der Milchmenge. Die Gebühren setzen sich wie folgt zusammen:
- Verwaltungskosten: 0,15 € pro 100 kg gehandelter Menge (z. B. 100.000 kg /100 kg x 0,15 € = 150 €);
- Abwicklungskosten von 250 €;
- Kosten pro Zertifikat von 25 € (ein Zertifikat gilt für 50.000 kg).
- Verwaltungskosten: 0,15 € pro 100 kg gehandelter Menge (z. B. 100.000 kg /100 kg x 0,15 € = 150 €);
- Abwicklungskosten von 250 €;
- Kosten pro Zertifikat von 25 € (ein Zertifikat gilt für 50.000 kg).
Nicht mehr als die Hälfte absichern
Die Milchmengen, die abgesichert werden können, werden von Ausgabe zu Ausgabe neu zwischen der Dairy Trading Online und den interessierten Molkereien verhandelt. Den Milcherzeugern empfiehlt DTO maximal die Hälfte (sicherer ein Drittel) ihrer eigenen tatsächlichen Liefermenge abzusichern, damit die Milchviehbetriebe bei einem starken Anstieg der Auszahlungspreise, weit über den abgesicherten Milchpreis hinaus, nicht in Liquiditätsprobleme geraten.
Bisher konnte DTO in Deutschland im März 2015 eine Ausgabe mit 30,15 ct/kg Milch veröffentlichen. Im Laufe des Jahres soll mindestens eine Ausgabe folgen. Ziel von DTO ist es, im nächsten Jahr eine Menge von 150 Mio. kg abzusichern. Interessant kann eine Preisabsicherung derzeit nur für Milcherzeuger im Norden Deutschlands sein, da sich der gehandelte Milchpreis an dem Auszahlungspreis von DMK orientiert. DTO sucht daher für die Zukunft Handelspartner in Süddeutschland. Bisher gibt es nur wenig Erfahrungen mit dieser Form der Preisabsicherung. Verträge sollte man deshalb rechtlich prüfen lassen.B. Ostermann-Palz