Futtersortieren

Zu trocken oder zu nass?

Totalmischrationen (TMR) sind eine weit verbreitete und hoch geschätzte Methode, den Kühen stets eine ausgeglichene Futtermischung vorzulegen. Problem ist jedoch immer wieder, dass Kühe die Ration sortieren und das schmackhafte Kraftfutter zuerst fressen. Durch die Zugabe von Wasser oder Melasse kann jedoch die Futtersortierung erschwert werden, da die einzelnen Komponenten besser zusammengehalten werden.

Die Ration kann so gestaltet werden, dass sie bestmöglich auf die Kuh und deren Bedürfnisse abgestimmt ist. Die einzelnen Futtermittel werden exakt abgewogen und verteilt, dennoch kommt es vor, dass die Kuh völlig andere Mengen aufnimmt als sie eigentlich sollte. Denn Kühe fressen die Kraftfutterbestandteile der TMR lieber als Faserfutter. Können sie die TMR sortieren, nehmen sie zu viele leicht verdauliche Kohlenhydrate und zu wenig Rohfaser auf. Das Risiko einer Pansenübersäuerung steigt. Zudem bleibt für die Kühe, die später an den Trog kommen, nur das Faserfutter übrig. Sie werden nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und die Leistungsfähigkeit dieser Kühe sinkt.

Wasser schafft Abhilfe

Weit verbreitet ist die Meinung, dass einzelne Futterkomponenten durch die Zugabe von Wasser besser zusammengehalten und so die Futtersortierung erschwert wird. Das konnten Wissenschaftler der Wisconsin Universität in einer Studie bestätigen. Der Trockenmassegehalt einer Ration wurde dabei von 81 auf 64 % abgesenkt. Das führte zu einer Verbesserung der NDF-Aufnahme, verbunden mit einem steigenden Milchfettgehalt. Selbst bei einer Senkung der Trockenmasse von 62 auf 52 % konnte eine weitere Verbesserung festgestellt werden.
In zwei Studien der Universität Guelph wurden die Effekte einer Wasserzugabe, bei einer Ration für niederleistende Kühe, die nur aus Heu- und Maissilage bestand, untersucht. Im ersten Versuch wurde die TM von 58 auf 48 % herabgesetzt, im zweiten von 56 über 50 % auf 44 %. Bei diesen ohnehin schon feuchten Mischungen führte die Wasserzugabe in beiden Versuchen aber zu einem verstärkten Futtersortieren. Des Weiteren haben die Kühe hier zwar mehr Frischmasse, aber insgesamt weniger Trockenmasse aufgenommen. Im zweiten Versuch dieser Studie konnte zudem durch die Wasserzugabe eine steigende Futtertemperatur festgestellt werden, besonders bei einer hohen Umgebungstemperatur. Das beschleunigt den Verderb der Futtermittel und könnte so ein Grund für die verminderte TM-Aufnahme sein.
Bei allen genannten Versuchen wurde nur einmal am Tag Futter verteilt. Erfahrungsgemäß ist hier das Futtersortieren am stärksten ausgeprägt, verglichen mit einem mehrmals täglichen Einfüttern.

Wasser durch Melasse ersetzten

Eine Alternative zur Wasserzugabe kann das Einmischen von flüssigen Futtermitteln sein. Hierbei können besonders Futtermittel auf Melassebasis die einzelnen Partikel gut binden und eine Futtersortierung so erschweren. Eine Studie der Ohio State Universität zeigte, dass durch die Zugabe von Melasse das Sortieren einer Maissilage betonten Ration mit 52 % TM gesenkt werden kann. 4 % Melasse bewirkte in einer Ration mit überwiegend Maissilage und Luzerneheu und 52 % TM, dass gerade grobe Partikel weniger sortiert und somit besser gefressen wurden. Des Weiteren konnte hier eine um 5,2 % höhere TM-Aufnahme und eine Milchleistungssteigerung um 7,8 % festgestellt werden.
In einer weiteren Studie wurden flüssige Melasse-Futtermittel einer Ration mit 64 % Trockenmasse zugemischt. Verbesserungen hinsichtlich des Futtersortierens konnten hier jedoch nicht nicht festgestellt werden. Das zeigt, dass eine Verbesserung des Sortierverhaltens durch Melasse nur bei Rationen mit niedrigem TM-Gehalt realisiert werden können. So ist es vom ursprünglichen TM-Gehalt der Ration abhängig, ob sich Wasser oder flüssige Futtermittel zur Bekämpfung von Futtersortieren eignen.
Quelle: Trevor DeVries, HOARD´S DAIRYMAN