Mir war es wichtig, auf anderen Milchkuhbetrieben Erfahrungen zu sammeln, bevor ich den Betrieb zu Hause übernehme.“ Anke Bornemann ist 25 Jahre alt und als Herdenmanagerin bei der Schnakenberg GmbH & Co. KG angestellt. Dort kümmert sie sich zusammen mit einer weiteren Herdenmanagerin mit großem Elan um insgesamt 730 Kühe und die weibliche Nachzucht.
Vom Studium in den Kuhstall
Für Anke stand schon immer fest, dass sich ihr berufliches Leben ganz um die Kühe drehen soll. Sie ist...
Mir war es wichtig, auf anderen Milchkuhbetrieben Erfahrungen zu sammeln, bevor ich den Betrieb zu Hause übernehme.“ Anke Bornemann ist 25 Jahre alt und als Herdenmanagerin bei der Schnakenberg GmbH & Co. KG angestellt. Dort kümmert sie sich zusammen mit einer weiteren Herdenmanagerin mit großem Elan um insgesamt 730 Kühe und die weibliche Nachzucht.
Vom Studium in den Kuhstall
Für Anke stand schon immer fest, dass sich ihr berufliches Leben ganz um die Kühe drehen soll. Sie ist auf einem Milchkuhbetrieb in Nordhessen aufgewachsen. Ihrer Ausbildung folgte ein Agrarstudium. Dann ging es in Richtung Norden. Im Elbe-Weser-Dreieck, wo sie nicht nur der Liebe wegen hinzog, sondern wo auch größere und gut organisierte Kuhbetriebe anzutreffen sind, wollte sie beruflich noch Erfahrungen sammeln.
Bevor sie vor rund sechs Monaten ihre derzeitige Herde übernommen hat, sammelte sie zwei Jahre lang als Herdenmanagerin Erfahrungen auf einem anderen Milchkuhbetrieb. Der Betriebsleiter der Schnakenberg GmbH & Co. KG weiß von Ankes Plänen, in Zukunft den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Ihr war es wichtig, dass die Betriebe, auf denen sie arbeitet, eine ähnliche Größe wie der ihrer Eltern mit 660 Kühen haben. So kann sie später einige Routinen und Strukturen übernehmen.
Der Alltag als Herdenmanagerin
Im Stallbüro befinden sich griffbereit Klauenverbandsmaterial, Besamungsutensilien sowie Material zum Untersuchen der Kühe, die sie für ihre tägliche Arbeit im Stall braucht. Eins der wichtigsten Hilfsmittel für ihre Arbeit im Stall ist das computergesteuerte Herdenmanagementprogramm, die Milchmengenmessung des Melkstands und das Sensorüberwachungssystem. Das Managementtool nimmt ihr eine Menge Arbeit ab. Während sie im Stallbüro am Computer sitzt, zeigt sie mit dem Finger auf die Kuhnummer 2178 auf dem Bildschirm. „Die Fress- und Wiederkauzeit ist gesunken und die Aktivität hat sich verringert, diese Kuh muss ich genauer kontrollieren“, erklärt sie.
Die Kuh muss funktionieren.
Anke Bornemann
Aktuell genießt Anke, wie sie selbst zugibt, das Angestellten-Verhältnis. Bei der Schnakenberg GmbH & Co. KG in Minstedt bei Bremervörde hat die 25-Jährige feste Arbeitszeiten. Sie arbeitet täglich von 6 Uhr morgens bis um 15.00 Uhr nachmittags. Morgens beginnt sie ihren Arbeitstag mit der Frischabkalberkontrolle. Dafür beobachtet sie zum Beispiel die Entwicklung der Wiederkauaktivität. Kühe, bei denen die Futteraufnahme sinkt, die Milchleistung gerade zu Beginn der Laktation stagniert oder gar rückläufig ist, kontrolliert Anke näher.
Die Frischabkalberkontrolle sowie Routinearbeiten, die an dem Wochentag anstehen, sind für Anke Pflicht. Den Rest des Tages kann sie sich relativ frei gestalten und ihre Aufgaben eigenständig einteilen. Außerdem ist Anke mitverantwortlich für die Klauengesundheit. Dreimal jährlich schneidet ein externer Klauenpfleger die gesamte Herde, Problemkühe behandeln die beiden Herdenmanagerinnen und der Betriebsleiter sofort.
Zudem ist die junge Landwirtin auch für das Reproduktionsmanagement mitverantwortlich. In den letzten Jahren hat es bei der Herdenmanagerin ein Umdenken bezüglich der Zucht gegeben. Früher waren Anke vor allem exterieurstarke Kühe wichtig. Heute denkt die Herdenmanagerin anders: „Die Kuh soll funktionieren.“ Ihr sind mittelrahmige, unauffällige Kühe am liebsten. Bei 40 % der Milchkühe kommt Fleischrassesperma zum Einsatz und bei den Rindern werden die besten Tiere mit weiblich gesextem Sperma besamt.
Der Einsatz von Fleischrassesperma auf Holsteingenetik wächst weiter. Aktuelle Auswertungen zeigen große Spannbreiten bei den Kalbeeigenschaften von Fleischbullen!
Und was braucht eine Herdenmanagerin?
Anke kommt mit den Arbeitskollegen und ihrem Chef sehr gut klar. „Das Team muss funktionieren, damit die Arbeit Spaß macht.“ Der Umgang mit allen Mitarbeitern findet auf Augenhöhe statt und im gesamten Team herrscht eine lockere, entspannte Stimmung. Für Anke ist es als junge Herdenmanagerin wichtig, nach rechts und links zu schauen. Wenn z. B. das Melkteam ein Anliegen hat, lässt sie sich das Problem zeigen und entscheidet anschließend mit den Betriebsleitern gemeinsam, was zu tun ist. Für Anke ist es unerlässlich, sich die Meinung ihrer Kollegen anzuhören. Wenn dann eine Entscheidung von den Betriebsleitern getroffen wurde, diskutiert sie diese aber auch nicht mehr.
Kommunikation, Tierverstand und der ruhige Umgang mit Kühen sind Ankes Meinung nach ein „Muss“, wenn man als Herdenmanager/in erfolgreich arbeiten möchte. Eine gewisse Spontanität darf auch nicht fehlen: „Bei Kühen kann immer mal was passieren, was nicht auf dem Plan steht“, erklärt sie.
Schnakenberg GmbH&Co KG
· Minstedt; Niedersachsen
· 720 Kühe plus Jungvieh
· 11.500 L Herdenleistung
· 24 Side-by-Side Melkstand von DeLaval
Immer nach Plan
Nach der Kontrolle im Herdenmanagement-Programm macht sie sich auf zur Frischmelkerkontrolle. Dafür fixiert sie die Kühe im Fressgitter und klettert durch den Schlupf, um hinter ihnen in den frisch eingestreuten Strohbereich zu kommen. Mit zielgerichtetem Blick stapft Anke durch das Stroh zu Kuhnummer 2178. Sie steht außen in der Reihe. Die Kuh ist schneeweiß mit schwarzen Flecken an Ohren und Hals. Als das Thermometer piept, blickt Anke auf die Anzeige und lächelt – kein Fieber. Sie notiert sich das Tier, damit die Kuh abends zur Sicherheit von ihren Kollegen kontrolliert wird.
Routinen sind Anke besonders wichtig, da sie den Arbeitsabläufen feste Strukturen geben und verhindern, dass etwas übersehen wird. Gerade in einem großen Team, wie auf dem Betrieb Schnakenberg, ist das unerlässlich. Jeden Montag werden die Trockensteher auf dem Stammhof zum Anfüttern umgestallt, um sicherzugehen, dass alle Kühe vor der Kalbung ausreichend mit sauren Salzen angefüttert werden. Dienstags werden Kühe trockengestellt und zum Stammhof in Minstedt gefahren, wo sie bis zum Kalben bleiben. Jede Woche Mittwoch werden bei den Kühen Trächtigkeitsuntersuchungen durchgeführt, alle zwei Wochen bei den Rindern. Zweimal pro Woche werden die Rinder und die trockenstehenden Kühe durch ein Klauenbad getrieben. Donnerstag und Freitag werden die Trockenmasseaufnahmen von allen Gruppen ermittelt.
Jeden Morgen melkt Ankes Chef die Frischabkalber, welche sie anschließend kontrolliert. Jeden Tag notiert sie auffällige Kühe, die z. B. in den Klauenstand oder näher kontrolliert werden müssen. Alle kranken Kühe werden für mehr Ruhe und zur Verhinderung der Keimverbreitung in ein extra Abteil separiert. Das sind nur einige der Routinen, die der jungen Herdenmanagerin nicht fehlen dürfen, um die Kühe nicht aus den Augen zu verlieren und eine gute Tiergesundheit erreichen zu können.
Nachricht senden- Kuh versorgt
Neben den Routinen ist der Herdenmanagerin eine gute Kommunikation wichtig. Um eine Kommunikation zwischen Futter-, Melk- und Herdenmanagementteam sicherzustellen, stellt sie alle wichtigen Änderungen oder Infos in die interne WhatsApp-Gruppe. „Wenn ich eine Gruppe von Kühen trockenstelle oder Kühe umstalle, schreibe ich das in die Gruppe. Sonst kann das Futterteam nicht wissen, das anders gefüttert werden muss“, so Anke.
Zurück am Standort, wo gemolken wird, geht Anke Richtung Melkhaus. Dort wäscht sie ihre Stiefel. Jetzt geht es für sie ins wohlverdiente Wochenende. Anke ist sich sicher, dass sie als Herdenmanagerin den richtigen Beruf für sich gefunden hat. Sie freut sich in Zukunft ihr erlerntes Wissen auch zu Hause nutzen zu können. Jeden Tag Zeit im Kuhstall zu verbringen war und ist ihr Traum!
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