André Nagel lebt und arbeitet seit drei Jahren in Montemor-O-Nova in Portugal. Er und seine Frau Ananja pachteten hier einen Milchkuhbetrieb. Ursprünglich wollte der Milcherzeuger nach der Quoten-Ära in den Niederlanden einen Milchkuhbetrieb übernehmen, was aber aufgrund der Phosphatgesetzgebung nicht mehr zukunftsfähig war. André und Ananja entschieden sich bewusst für ein Leasingmodell in Portugal, um die Möglichkeit zu haben, in die Niederlande zurückzukehren. Auf den Standort, an dem...
André Nagel lebt und arbeitet seit drei Jahren in Montemor-O-Nova in Portugal. Er und seine Frau Ananja pachteten hier einen Milchkuhbetrieb. Ursprünglich wollte der Milcherzeuger nach der Quoten-Ära in den Niederlanden einen Milchkuhbetrieb übernehmen, was aber aufgrund der Phosphatgesetzgebung nicht mehr zukunftsfähig war. André und Ananja entschieden sich bewusst für ein Leasingmodell in Portugal, um die Möglichkeit zu haben, in die Niederlande zurückzukehren. Auf den Standort, an dem sie derzeit wirtschaften, haben sie inzwischen ein Vorkaufsrecht. „Wir wissen jetzt allerdings, dass wir in Portugal bleiben werden, sind uns aber noch nicht sicher, ob es dieser Ort bleibt."
Betriebsspiegel
- André und Ananja Nagel
- Montemor-O-Nova
- 215 Kühe mit Jungvieh
- 38 kg Milch pro Kuh und Tag; 3,7% Fett, 3,3% Eiweiß
- 40 Hektar Land (keine Bewässerung, nur Weide)
- Pachtbetrieb
- Kauft alle notwendigen Futtermittel zu
Das Futter für die Kühe wird zugekauft
André Nagel ist eigentlich zufrieden mit seinem Standort, an dem er inzwischen von 140 auf über 200 Kühe aufstocken konnte und die dazugehörige Nachzucht aufzieht. Er bewirtschaftet jedoch nur 40 ha, ausschließlich zum Weiden des Jungviehs. „Wir kaufen das nötige Futter zu und halten die Kühe das ganze Jahr über im Stall."
Derzeit besteht die Ration für die Milchkühe aus 29,5kg Silomais, 10kg Grassilage, 2kg Weizen, 3,25kg Maismehl, 25kg Soja und 1,5kg Rüben. „Ich bekomme Mineralfutter aus den Niederlanden geliefert, denn hier schwankt die Qualität von Lieferung zu Lieferung sehr stark." Eigentlich würde er lieber weniger Silomais in der Ration einsetzen, da er den einheimischen Mais für schlechter verdaulich hält. Doch der Zukauf von ausreichend Gras gestaltet sich oft als schwierig. „Den Portugiesen fällt es schwer, hochqualitatives Gras anzubauen. Das liegt daran, dass sie ständig bewässern müssen. Sie verkaufen deshalb lieber viel Masse und lassen das Gras zu lange wachsen."
Nicht zu viel und nicht zu wenig Milch liefern
Die Herde ermelkt mit der Ration durchschnittlich 38kg Milch mit 3,70% Fett und 3,30% Eiweiß. Die Milch geht über Lactocoop an den großen Verarbeiter Lactogal, der wie andere portugiesische Molkereiunternehmen eine Fabrikquote an seine Lieferanten ausgegeben hat. Jeder, der weniger als 80% des vorab festgelegten Volumens liefert, erhält eine Geldstrafe. Aber auch diejenigen, die ein paar Prozent über ihrer Quote melken, werden bestraft. „Aber letztes Jahr habe ich 200.000 Liter zu viel gemolken, was ich an eine spanische Molkerei liefern konnte. Anstatt eine Geldstrafe zu erhalten, belohnte mich meine Molkerei sogar dafür, dass ich proaktiv war, indem ich diese Menge dieses Jahr kostenlos zu meiner Quote hinzufügen durfte", sagt Nagel mit einem Lachen. „Anscheinend können sie die Milch dieses Jahr selbst verwenden und wollen uns junge Unternehmer fördern."
Holstein- und Angus-Bullen eingesetzt
Ein Teil der Herde ist mit Holstein-Zuchtbullen besamt, der andere Teil mit Black Angus. „Angus verkauft sich am besten. Kreuzungen werden hier in den Supermärkten auch unter einem Angus-Label verkauft. Für Bullenkälber bekommen wir rund 150€.“
Maschinenpark vorhalten
Das junge Unternehmerpaar kümmert sich gemeinsam mit einem anderen Ehepaar und einem weiteren Mitarbeiter aus Brasilien um die Arbeit. Ein großer Maschinenpark ist nötig, da Ersatz nur schwer zu bekommen ist. „Hier muss der Maschinenpark doppelt so groß sein, da man sonst in der Ernte verloren ist, weil die Mechaniker nicht sofort kommen, wenn man sie anruft. Darüber hinaus ist der Wissensstand der meisten Techniker viel niedriger als in den Niederlanden oder in Deutschland.“ Trotz dieser Nachteile sieht André Nagel hauptsächlich Chancen in Portugal: „Man hat hier so viel mehr unternehmerische Freiheit. Hier können wir noch Schritt für Schritt expandieren."