Tiergesundheit

Zwischenschenkelekzeme - was ist zu tun?

Zwischenschenkelekzeme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln ist wichtig, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Zwischenschenkelekzeme entstehen, wenn das anschwellende Euter und starke Euterödeme vermehrt für Druck zwischen Innenschenkel und Euter sorgen. Durch die permanente Bewegung an diesen Stellen kommt es dann zu einer Reibewirkung auf der Haut. Mit der Zeit können offene Wunden entstehen, die wiederum Schmerzen verursachen und eine Infektionsquelle für Entzündungen darstellen. Als Folge laufen und fressen die jungen Kühe weniger, was wiederum einer Stoffwechselerkrankung Vorschub leistet. Eine Heilung ist bedingt durch die hohe Bewegungsfrequenz meistens sehr langwierig.

Früh erkennen und behandeln

Besonders wichtig ist das frühzeitige Erkennen und Behandeln eines Schenkelekzems. Erste Anzeichen sind Rötungen im Schenkelspalt, daraus entwicklen sich Verdickungen und Nässe. Fortschreitende Ekzeme stinken, eitern und führen zu Schmerzen. Eine regelmäßige Kontrolle aufeuternder Färsen hilft, erste Anzeichen (Belecken, Doppelfalte am Knie) frühzeitig zu erkennen und mit Pflegemitteln zu behandeln. Zudem helfen Schmerzmittel den Tieren und halten sie am Fressen.

Für eine genaue Betrachtung des Ekzems ist es sinnvoll, das Bein mithilfe von Gurtschlinge und Seilzug vorsichtig (!) anzuheben und auszuleuchten. Erst dann wird die Wunde richtig sichtbar und kann ohne Gefahr entsprechend behandelt werden. Es gibt große Unterschiede beim Grad der Ekzeme, die die Art der Behandlung beeinflussen:

  • Rötung, Juckreiz, Haut noch intakt: Trockene Reinigung der Hautoberfläche, Hautpflegemittel (Salbe, Gel, Spray), Räudemilbenbehandlung.
  • Nässende, glatte Wunde, Haut nicht mehr intakt: In kürzeren Intervallen (z.B. zu den Melkzeiten) reinigen, salben und gut trockenhalten.
  • Haut nicht mehr intakt, nässende, stinkende Wunde, Gewebe geschwollen, Tier lahm: Nasse Reinigung mit antiseptischer (Jod-)Seife oder unparfümiertem (Baby-)Shampoo, anschließend mit sauberem Baumwolltuch trockentupfen und einsalben. Je nach Umfang und Ausdehnung des Hautdefektes kann eine systematische Behandlung erforderlich sein. Hier ist der Tierarzt zurate zu ziehen.

Achtung: Die Anwendung antibiotikahaltiger Mittel, Entzündungshemmer und abschwellender Mittel muss mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Wartezeiten sind einzuhalten! Auch bei der Applikation von Medikamenten am Euter können Hemmstoffe durch das Belecken der Tiere untereinander aufgenommen werden und in die Milch gelangen (Hemmstofftest)!

Richtig füttern und entwurmen!

Zwischenschenkelekzeme sind Faktorenkrankheiten, direkte Prophylaxe-Möglichkeiten gibt es nicht. Allgemeine risikosenkende Strategien sind:
  • Jungrinder bedarfsgerecht versorgen. Besonders Fehler im Proteingehalt sowie im Verhältnis von Mengen- und Spurenelementen (Selen) in der Ration beeinflussen das Auftreten von Ödemen.
  • Eine regelmäßige Entwurmung ist sinnvoll und kann mit entsprechenden Präparaten auch gegen Räudemilben wirksam sein. Räudemilben fördern einen Juckreiz und damit vermehrtes Belecken.
  • Eine trockene, saubere Aufstallung und eine effektive Fliegenbekämpfung senken den Keimdruck und damit auch das Infektionsrisiko.
Quelle: Vera Altena, Tierarztpraxis Dr. Reinhold Erbing, Hamm


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