Fruchtbarkeitsmanagement

Weniger Totgeburten durch Sensorüberwachung 

Die sensorbasierte  Abkalbeüberwachung  führt zu einer Ertragssteigerung von 90 € pro Kuh /Jahr, weil Geburtsprobleme früher erkannt und behoben werden können.

Jede fünfte Kalbin braucht  Hilfe beim Kalben.  Wird das Problem zu spät erkannt, kommt es zu Schwergeburten mit negativen Auswirkungen auf Mutter und Kalb. Eine intensive Abkalbeüberwachung kann Schwergeburten durch frühzeitiges Eingreifen verhindern. Doch nur in sehr großen Herden kann eine Abkalbeüberwachung rund um die Uhr gewährleistet werden.

Studienaufbau

An der Universität in Perugia , Italien wurde in einer Studie untersucht, ob die systematische Abkalbeüberwachung per Sensor zusammen mit Geburtshilfe und Versorgen des neugeborenen Kalbes die Rentabilität erhöht. Analysiert wurden die totgeborenen Kälber, das Risiko der Merzung in den ersten zwei Laktationsmonaten, die Milchleistung und Fruchtbarkeit.
Dazu wurden 680 Kalbungen von 110 Holsteinkühen über sieben Jahre hinweg ausgewertet. Die Färsen und Mehrkalbskühe wurden zum Abkalben in eine Versuchs- (mit Abkalbemelder) und Kontrollgruppe aufgeteilt. Die Kühe in den Versuchsgruppen wurden mittels Sensoren überwacht. Sie erhielten Unterstützung in der Abkalbung und Neugeborenversorgung (dem Neugeborenen wurden 2 l aufgetautes Kolostrum guter Qualität innerhalb der ersten 2 h verabreicht). In den Kontrollgruppen wurde es den Mitarbeitern überlassen, ob sie die bei der Kalbung eingriffen und das neugeborene Kalb versorgten. Die Abkalbeüberwachung war in der Lage zu erkennen, wenn die Gliedmaßen des Fötus in den Geburtskanal eintraten. Das ermöglichte dem Herdenmanager, frühzeitig einzuschreiten, wenn das System einen Alarm sendete.

Das Ergebnis: Weniger Totgeburten

Durch den frühzeitigen Alarm des Abkalbesensors lag die Totgeburtenrate in der Versuchsgruppe mit Sensor bei 2%, in der Kontrollgruppe hingegen bei 11%. Die Färsen der Versuchsgruppe hatten 118 Güsttage in der ersten Laktation, der Kontrollgruppe 148 Tage.  Mehrkalbskühe, die ein totes Kalb geboren hatten, hatten ein 3,5mal höheres Abgangsrisiko in den ersten 60 Laktationstagen als die mit einem lebenden Kalb.

Das Abkalbeüberwachungssystem zeigt Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit. Der Sensor-Einsatz führte zu einem Nettoertrag von 90 € pro Kuh und Jahr. Jedoch nicht durch den Sensor allein, sondern weil der Herdenmanager sofort einschreiten, die Abkalbung unterstützen und das Neugeborene mit Kolostrum versorgen kann. Dieses Vorgehen verringerte die Zahl der toten Kälber, die Merzungen in den ersten 60 Tagen in Milch sowie die offenen Tage in der Laktation.

Quelle: Crociati et al., 2020


Mehr zu dem Thema