Selektives Trockenstellen

Das selektive Trockenstellen wirkt sich nur dann nachteilig auf die Eutergesundheit aus, wenn zu viele infizierte Viertel unbehandelt bleiben. Mit einem geeigneten Schema kann man das verhindern.

Welche Tiere ausschließlich Zitzenversiegler und welche zusätzlich ein Antibiotikum benötigen, kann mithilfe eines evidenzbasierten Entscheidungsbaums beschlossen werden (nach DLG-Merkblatt 400). Dafür sind lediglich zwei Kennzahlen entscheidend: Die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode sowie die Zellzahlen der Milchleistungsprüfung. 

Zitzenversiegler - ja oder nein?

Über den systematischen Einsatz des internen Zitzenversieglers bei allen Trockenstehern entscheidet die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode auf Herdenbasis. Liegt die Neuinfektionsrate über 15%, bekommen alle Kühe einen Zitzenversiegler. Liegt sie darunter, kann auf das Versiegeln der Zitzen verzichtet werden. 

Eine konsequente Erfolgskontrolle muss sein

Mithilfe der Eutergesundheitskennzahlen aus der Milchleistungsprüfung (MLP-Bericht) wird der Erfolg des selektiven Trockenstellens kontrolliert. Steigt die Neuinfektionsrate oder sinkt die Ausheilungsrate in der Trockenperiode, müssen Abläufe und die hygienische Situation im Stall überprüft werden. Gerade Hochleistung (>20 kg Tagesgemelk) zum Trockenstellen ist mit einem hohen Risiko für Neuinfektionen verbunden. Dabei liegt das Hauptansteckungsrisiko mit Umweltkeimen in der Zeit der Euterrückbildung und beim Aufeutern.

Umweltbedingungen beeinflussen die Entscheidungsfindung beim selektiven Trockenstellen in den Praxisbetrieben maßgeblich. Ein Landwirt und sein bestandsbetreuender Tierarzt berichten: Weniger Euterbehandlungen, das geht!

Antibiotika: Zellzahl und Schalmtest

Für die selektive Verwendung von antibiotischen Trockenstellpräparaten schaut man sich die Mastitishistorie in der Laktation und die Zellzahl der letzten Milchleistungsprüfung der Einzelkuh an. 

• Tiere mit einem Zellgehalt über 100.000 Zellen/ml (betriebsindividueller, veränderbarer Zielwert) werden antibiotisch trockengestellt.
• Ausnahme: Tiere die unheilbar Euterkrank sind (MLP 3 Mal in Folge höher 700.000 Zellen) kriegen kein Antibiotikum
• Tiere mit einem Zellgehalt unter 100.000 Zellen/ml werden mit dem Schalmtest getestet.

• Negativer Schalmtest: kein Antibiotikum.
• Positiver Schalmtest: antibiotische Eutertube in alle vier Viertel.

Bei Betrieben, die mitten in der Herdensanierung von S. aureus, Sc. agalactiae oder Sc. canis sind, werden alle Tiere antibiotisch trockengestellt.

Tipp: Wer das Schema neu im Betrieb einführt, kann mit einem Grenzwert von 50.000 Zellen/ml arbeiten. Dann werden verhältnismäßig viele Kühe noch antibiotisch trockengestellt. So geht man erstmal sicher, was die Neuinfektionsraten angeht.

Ist das Schema dann erfolgreich umgesetzt, kann der Zellgehalt-Grenzwert von 100.000 Zellen/ml auf 150.000 bis 200.000 Zellen/ml hochgesetzt werden. Verschlechtern sich die Kennzahlen, kann der Grenzwert auf 50.000 Zellen/ml abgesenkt werden.