Euterkrankheiten kosten nicht nur Geld, die kosten einen Melker auch Zeit und Nerven. Um gesunde Euter in der Herde zu erreichen bedarf es viele einzelne Maßnahmen. Die wichtigsten Schritte:
1. Setzen Sie sich realistische Ziele: Setzen Sie für die Eutergesundheit in der Herde erreichbare Ziele, z. B., dass bei weniger als 12 % der Kühe pro Jahr eine klinische Mastitis auftritt. Überprüfen Sie Ziele und Maßnahmen regelmäßig, am besten gemeinsam im Team mit Tierarzt, Beratern und...
Euterkrankheiten kosten nicht nur Geld, die kosten einen Melker auch Zeit und Nerven. Um gesunde Euter in der Herde zu erreichen bedarf es viele einzelne Maßnahmen. Die wichtigsten Schritte:
1. Setzen Sie sich realistische Ziele: Setzen Sie für die Eutergesundheit in der Herde erreichbare Ziele, z. B., dass bei weniger als 12 % der Kühe pro Jahr eine klinische Mastitis auftritt. Überprüfen Sie Ziele und Maßnahmen regelmäßig, am besten gemeinsam im Team mit Tierarzt, Beratern und den Melkern.
Welche Kennzahlen Sie dafür effizient nutzen können, lesen Sie hier.
2. Schaffen Sie eine saubere Umgebung für die Kühe: Mangelnde Hygiene in den Liegeboxen kann Euterentzündungen fördern. Kontrollieren Sie die Liegeboxen täglich. Sie sollten sauber, trocken und bequem sein. Dafür kann man täglich im hinteren Bereich eine Deckschicht aus Kalk-Einstreu nachstreuen.
Weitere Tipps für die Kontrolle der Liegeboxen. Halten Sie zudem Bereiche mit viel Kuhverkehr sauber und trocken. Dreck, der an Klauen haftet, wird in die Liegeboxen weitergetragen! Ventilatoren können die Umgebung zusätzlich trocknen.
Nach dem Melken sollten Kühe eine Zeit lang stehen, denn Keime können in offene Strichkanäle eindringen. Geben Sie den Kühen Zeit, die Strichkanäle zu schließen, z. B. indem Sie nach dem Melken Wasser und frisches Futter anbieten.
3. Halten Sie die Melkroutine ein: Die Zitzen müssen vor dem Anlegen des Melkzeugs sauber und trocken sein. Achtung: Bei einer nassen Vorreinigung läuft verunreinigtes Wasser die Zitzen herunter, so können Keime in das Euter eintreten! Tragen Sie beim Melken Einmalhandschuhe und waschen Sie die Hände während des Melkens immer wieder. Prüfen Sie das Vorgemelk in einem Melkbecher auf Flocken. Mit einem Pre-Dipping können Sie die Euter zusätzlich vor Keimen aus dem Stall schützen. Dafür drei Viertel der Zitze dippen, 30 Sekunden einwirken lassen und mit einem sauberen Tuch (eins pro Kuh!) trocknen.
Das Melkzeug innerhalb 90 Sekunden am Euter ansetzen. Während des Melkens den Sitz der Melkbecher korrigieren, um Luftziehen und Fehlstellungen der Zitze im Melkbecher zu verhindern. Die Zitzen nach dem Abnehmen des Melkzeugs sofort dippen.
Welches Dippmittel für Ihre Kühe geeignet ist, lesen Sie hier. Melken Sie Frischmelker und junge Kühe zuerst, Kühe mit ansteckenden Euterentzündungen zum Schluss. So verhindern Sie eine Keimverschleppung.
4. Kontrollieren Sie die Melkanlage regelmäßig: Lassen Sie die Funktion von Melkzeug und Anlage regelmäßig und nach Herstellerempfehlung warten und ausbessern (lassen).
Tipps dazu, was Sie wann kontrollieren sollen, lesen Sie im Elite Melktechnik-Check. Dokumentieren Sie die Anlagen-Kontrolle stets, um eventuelle Fehler besser nachverfolgen zu können. Gummiteile (Zitzengummis, Schläuche, Dichtungen, …) nach Herstellerempfehlungen regelmäßig wechseln (bei Schäden oder Löchern in kurzen Milchschläuchen sofort!). Melkzeuge nach jedem Gebrauch reinigen und desinfizieren.
5. Dokumentieren Sie klinische Fälle: Jeder Fall von klinischer Mastitis sollte mit Erkennungstag, Laktationstag, betroffenem Viertel, Erreger (bei Nachweis), Behandlung und Ergebnis notiert werden, z. B. in einer Excel-Liste.
Warum sich die Erfassung von Gesundheitsdaten lohnt.
6. Behandeln Sie nur therapiewürdige Kühe mit Antibiotika: Erarbeiten Sie mit einem Tierarzt ein Behandlungsprotokoll für Mastitis-Kühe. Stellen Sie vor jeder antibiotischen Behandlung eine Milchprobe für eine mögliche Leitkeimbestimmung zurück, damit lassen sich Euterentzündungen noch gezielter behandeln. Nutzen Sie zudem Schnelltests, um herauszufinden, ob die Euterentzündung antobiotisch behandlet werden muss.
Wie ein solcher Schnelltest funktioniert, lesen Sie hier.
Beim Behandeln mit Eutertuben die Zitze zuerst desinfizieren und die Kuppe dann mit einer alkoholhaltigen Lösung abreiben (dabei das alkoholische Eutertuch nicht auseinanderfalten). Kennzeichnen Sie antibiotisch behandelte Kühe mit einem Fesselband, damit diese auf keinen Fall versehentlich gemolken werden. Beachten Sie bei der Anwendung immer die Wartezeiten und Anwendungshinweise. Kühe, die dreimal hintereinander über 700.000 Zellen/ml Milch in der MLP-Kontrolle hatten, gelten als unheilbar/nicht therapiewürdig und sollten mittelfristig die Herde verlassen. Verkaufen Sie Kühe, die über einen längeren Zeitraum mit S. aureus infiziert sind.
7. Managen Sie Ihre Trockensteher effektiv: Werden die Kühe abrupt trockengestellt, dann behandeln Sie jedes Viertel direkt nach dem Melken. Dafür die Zitzen desinfizieren und Zitzenspitze mit alkoholischer Lösung abreiben. Alle Zitzen von allen Kühen mit einem internen Zitzenversiegler behandeln (und nur bei positivem Schalmtest auf einem Viertel mit einer antibiotischen Eutertube). Direkt nach der Behandlung Zitzen mit einem wirksamen Dippmittel desinfizieren. Achten Sie auch bei trockenstehenden Kühen auf eine trockene und saubere Umgebung.
8. Kaufen Sie nur eutergesunde Kühe zu: Fordern Sie vor dem Kauf von Kühen den Zellgehalt des Verkaufsbetriebs und des Einzeltiers an. Das kann vor subklinischer Mastitis schützen. Zugekaufte Tiere separat melken und eine Milchprobe untersuchen.
9. Kontrollieren Sie die Eutergesundheit regelmäßig: Beobachten Sie Schwellungen am Euter in kritischen Zeiten, z. B. bei Frischlaktierenden. Beobachten Sie Kühe mit hohen Zellgehalten und achten Sie auf erhöhte Zellzahlen in der Tankmilch. Eine gute Maßnahme ist auch, den Eutergesundheitsstatus von Färsen zu überwachen. Beziehen Sie dafür Daten aus der MLP ein.
Tipps, wie Sie die MLP-Daten richtig nutzen können, lesen Sie hier. Berechnen Sie die klinische Mastitisrate in der Herde, achten Sie dabei besonders auf Entzündungen bei Erstlaktierenden.
Quelle: Recommended Mastitis Control Program, NMC