Auswertungen aus Kalifornien mit über 10.000 Milchkuhkälbern zeigen, dass 20 bis 25 % aller Milchkälber mindestens einmal im Leben Grippe bekommen. Weitere 15% werden in den ersten zwei Lebensmonaten gleich zweimal krank. Ein grippekrankes Kalb hat ein zweifach erhöhtes Risiko den Bestand frühzeitig zu verlassen und ein dreifach erhöhtes Risiko die Grippe nicht zu überleben.
Eine Metaanalyse (Buczinski et al. 2021) aus zehn Studien zeigt, dass Erstkalbskühe, die als Kalb einmal...
Auswertungen aus Kalifornien mit über 10.000 Milchkuhkälbern zeigen, dass 20 bis 25 % aller Milchkälber mindestens einmal im Leben Grippe bekommen. Weitere 15% werden in den ersten zwei Lebensmonaten gleich zweimal krank. Ein grippekrankes Kalb hat ein zweifach erhöhtes Risiko den Bestand frühzeitig zu verlassen und ein dreifach erhöhtes Risiko die Grippe nicht zu überleben.
Eine Metaanalyse (Buczinski et al. 2021) aus zehn Studien zeigt, dass Erstkalbskühe, die als Kalb einmal Grippe hatten, in der ersten Laktation 100 bis 500 kg weniger Milch geben. Wegen des irreversiblen Lungenschadens, den die Grippe anrichtet und der damit einhergehenden lebenslangen Minderleistung notieren Milcherzeuger bereits auf der Kälberdokumentationskarte am Iglu: Nicht zur Zucht zugelassen!
40 Euro direkte Krankheitskosten
Die meisten Grippefälle treten zwischen der vierten und fünften Lebenswoche (Dubrowsky 2019) auf, dann wenn Kälber in Gruppen zusammenstehen und der Kontakt untereinander die Weitergabe der Infektion vereinfacht. Jeder Krankheitsfall kostet rund 40 Euro (Tierarzt- und Arzneimittelkosten).
Kälbergrippe wird normalerweise mit langwirksamen Antibiotika und Entzündungshemmern behandelt. Bei einem Ausbruch der Grippe verursacht durch Viren (PI, BRSV) kann eine umgehende Impfung in die Nase mit Lebendimpfstoff, die Ausbreitung und Symptomverschlechterung aufhalten. Ansonsten stehen Totimpfstoff zur Verfügung, um tragende Kühe (Mutttertierimpfung) oder wenige Wochen alte gesunde Kälber vor der Grippe zu schützen.
Ad libitum Tränke schützt vor Grippe
Da es bei der Grippe um ein multifaktorielles Krankheitsgeschehen handelt, gibt es bestimmt Faktoren, die nachweislich das Infektionsrisiko reduzieren. Dazu gehören:
- Die ausreichende Milchtränke von über vier Liter pro Tag in den ersten drei Lebenswochen
- Häufiges Ausmisten der Kälberställe
- Impfung der Muttertiere gegen Grippe
- Frischluftklima im Kälberstall (kein Hitze- oder Kältestress)
- Saubere Umgebung (Reinigung des Abkalbebereichs und der Kälberhütten sowie der Außenbereiche)
Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Grippeausbruch irreversible Lungenschäden verursacht, die zur lebenslangen Minderleistung führt. Es lohnt sich auch wirtschaftlich, die Grippe früh zu erkennen und schnell effektiv zu behandeln bzw. die Vorbeuge (Management, Impfprophylaxe) so intensiv zu gestalten, dass Kälber gar nicht erst krank werden.