Keine andere Krankheit hat so große Auswirkungen auf die Produktion, Reproduktion und das Risiko für frühe Abgänge wie Lahmheit. Was zu tun ist, erklärt Nigel Cook.
Im Schnitt sind etwa 23% der Milchkühe in einer Herde lahm. Das ergab eine Untersuchung aus 35 Ländern. Und dass, obwohl Faktoren und Maßnahmen dagegen eigentlich bekannt sind. Das erklärte Nigel Cook (Universität Wisconsin-Madison) auf der digitalen DCHA-Konferenz.
Lahmheiten unterwandern das Herdenmanagement systematisch“
Nigel Cook, Universität Madison-Wisconsin (USA)
Nigel Cook
Nigel Cook ist Tierarzt und ausgewiesener Kuhkomfort-Experte. Er gibt Milcherzeugern weltweit Tipps, wie sich z.B. auch noch alte Stallgebäude zu Wohlfühloasen für Kühe umbauen lassen.
Für Klauenexperten Nigel Cook ist es deswegen besonders wichtig, Maßnahmen zu ergreifen bevor die Kühe lahm werden. Dazu gehören für ihn:
Regelmäßige Klauenpflege: Mit der Klauenpflege (zweimal jährlich) kann der aufrechte Winkel der klaue wiederhergestellt werden. Das hilft der Kuh, ihr Gewicht gleichmäßig zwischen Innen- und Außenklaue zu balancieren.
Desinfektion: Besonders wichtig gegen Klauenfäule und Mortellaro. Dafür eignen sich Klauenbäder, die mindestens zwei bis drei Kuhschritte lang sein müssen. Bei bis zu vier Melkzeiten pro Woche einplanen und nur Produkte benutzen, deren Wirkung geprüft wurde. Das Klauenbad nur so lange nutzen wie es effektiv ist und nach 150 – 300 Kühen wechseln. Klauenbad bei allen Rindern auf dem Betrieb durchführen, nicht nur bei den laktierenden Kühen.
Komfort: Besonders wichtig gegen Sohlenblutungen und -geschwüre. Der wichtigste Faktor gegen Läsionen an der Sohle ist eine ungenügende Ruhezeit. Denn wenn die Kuh vermehrt steht, müssen ihre Klauen das Körpergewicht viel länger tragen.
Lange Liegezeiten = gesunde Klauen
Um die Klaue zu entlasten, ist deswegen wichtig, das Ruhe- und Liegeverhalten der Kühe zu optimieren. Dafür müssen die Liegeboxen ausreichend breit sein und die Oberfläche den Klauen genügend Halt beim Ablegen und Aufstehen geben. Für ausreichende Liegezeiten sind zudem gute Luft- und Temperaturverhältnisse notwendig. Denn: Kühe können sich im Stehen besser kühlen als beim Liegen. Untersuchungen ergaben, dass ein Anstieg des Temperatur-Feuchtigkeitsindex (THI) von 68 auf 79 bis 3,5 Stunden Liegezeit kosten können. Für die Klauengesundheit katastrophal.
Abzüge bei der Liegezeit können sich außerdem ergeben, wenn Kühe zu viel Zeit in den Wartebereichen vor den Melkständen verbringen. Hier gilt die Richtzahl von 21 Stunden. Diese Zeit sollten Kühe in ihren Gruppen verbringen und liegen, trinken und fressen.
Nicht gut für die Klauengesundheit: Langes Warten vor dem Melken.
(Bildquelle: Greil)
Futterstress bei Färsen vermeiden
Bei Färsen können sich übrigens durch Druck auf die Klauen permanente Veränderungen der Knochen entwickeln, z.B. das Korkenzieher-Klauen-Syndrom, bei dem sich eine Klaue verdreht. Dieses kann durch Sozialstress am Futtertisch entstehen. Deswegen brauchen Färsen während der Entwicklung ihrer Klauen eine eigene Aufstallung. Hier gilt die Empfehlung:
Einstreu bis zur letzten Besamung.
Fressfanggitter am Futtertisch nur in Kombination mit Nackenrohrbereichen.