Die Untersuchung von Milchproben mit erhöhtem Zellgehalt führen nicht immer zu einem verwertbaren Ergebnis, weil auf den üblichen Agarplatten keine Bakterien angezüchtet werden können bzw. nur ein unspezifischer Keimgehalt nachweisbar ist. In rund der Hälfte der Proben von klinischen Euterentzündungen lassen sich keine Erreger nachweisen. Damit wird aber auch die Auswahl eines Antibiotikums schwierig. Wo liegen die Ursachen?
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Die Untersuchung von Milchproben mit erhöhtem Zellgehalt führen nicht immer zu einem verwertbaren Ergebnis, weil auf den üblichen Agarplatten keine Bakterien angezüchtet werden können bzw. nur ein unspezifischer Keimgehalt nachweisbar ist. In rund der Hälfte der Proben von klinischen Euterentzündungen lassen sich keine Erreger nachweisen. Damit wird aber auch die Auswahl eines Antibiotikums schwierig. Wo liegen die Ursachen?
1. Technisch – mikrobiologische Einflüsse von der Entnahme bis zum Labor
Viertelgemelksproben sind aussagekräftiger als Poolproben von allen 4 Vierteln, denn es kann einen Verdünnungseffekt geben. Die Entnahme der Milchprobe ist nach den Leitlinien der DVG-Fachgruppe „Milchhygiene“ unter möglichst hygienischen Bedingungen durchzuführen, um zu vermeiden, dass Schmutz-/Umweltkeime aus der Umgebung der Tiere die Probe verunreinigen. Meist enthält das Anfangsgemelk mehr Erreger, nur z.B. bei Hefen ist das Endgemelk aussagekräftiger.
[Dabei sind folgende Punkte zu berücksichtigen: Entnahme mit Einweghandschuhen, Zitzen mit einem trockenen/leicht feuchten Tuch reinigen von grobem Schmutz reinigen, Abmelken der ersten Milchstrahlen in Vormelkbecher, Desinfektion der Zitzenkuppe mit 70%igem Alkohol von hinten nach vorne, Alkohol verdunsten lassen. Probenröhrchen schräg halten, Deckel und Rand nicht mit Zitze oder Hand berühren, beschriften.]
Der Versand soll schnell wie möglich erfolgen, ein Kühlen der Milchprobe und/oder eine stabilisierende Lösung sind sinnvoll, weil einige Erreger wie z.B. E.coli oder Mycoplasmen schnell zerfallen und dann falsch negative Ergebnisse entstehen.
Standardmäßig werden in Laboren Aesculin-Blutagarplatten verwendet, auf denen die häufigsten, Mastitis verursachenden Bakterien angezüchtet werden können. Nach einem negativen Ergebnis kann mit einer Anreicherung die Keimdichte erhöht werden oder mit Hilfe des PathoProof PCR Tests oder mit dem MALDI-TOF-Massenspektrometer auch nach schwer anzüchtbaren Erreger (Mycoplasma bovis, Hefen, Prototheken) gesucht werden.
2. Eigenschaften der Bakterien
Oft liegen die Gründe für den Nichtnachweis von euterpathogenen Bakterien bei den Erregern selbst. Mindestens 80% aller Bakterien sind in der Lage Biofilme auszubilden, z.B. wenn eine Entzündung mehrere Tage anhält bzw. schon chronisch ist. Aus den Biofilmen werden Bakterien diskontinuierlich freigesetzt, so dass in der Milch unterschiedliche Mengen enthalten sind. Typisch sind in diesen Fällen auch stark schwankende Zellgehalte.
Zudem haben einige Bakterien die Fähigkeit in Euter- und Immunzellen zu überleben (z.B. St. aureus), so dass dann ein Nachweis selten möglich ist. Oft findet man jedoch in zeitlichem Abstand von ein bis zwei Wochen oder nach einem Stressereignis dann doch Erreger.
3. Immunologische Vorgänge im Euter
Das Immunsystem der Kuh im Euter, insbesondere die Fresszellen, können bereits einen Großteil der Bakterien abgetötet haben, so dass sie in der noch sichtbar veränderten Milch nicht mehr vermehrungsfähig und damit auch nicht anzüchtbar sind.
Nach einer antibiotischen Behandlung sind Erreger in der Milch meist abgetötet und nicht mehr nachweisbar. Die Fresszellen sind jedoch weiter aktiviert und werden erst nach und nach abgebaut, d.h. der Zellgehalt sinkt langsam ab. Zwischen der letzten antibiotischen Behandlung und einer erneuten Beprobung sollte die Wartezeit sowie zusätzliche 14 Tage abgewartet werden. Damit erhöht man die Chance Erreger nachzuweisen, die im Biofilm überlebt haben.
Im Kolostrum können noch Reste von antibiotischen Trockenstellern enthalten sein. Ebenso sind im Kolostrum körpereigene, antibiotisch wirksame Substanzen wie Lysozym oder Lactoferrin vorhanden. Eine Beprobung direkt nach der Abkalbung ist daher nicht sinnvoll.
Ebenso kann die Abwehrfähigkeit der Kuh äußeren Einflüssen unterliegen. Z.B. subklinische Ketosen oder Toxine aus dem Futter (Fusarien, Schimmelpilze) können die Fähigkeit der Fresszellen reduzieren, Umweltbakterien im Euter zurückzudrängen. Dann kommt es oft sekundär zu einem Anstieg der somatischen Zellzahlen, ohne dass Erreger in der Milch nachweisbar sind. Ebenso können äußere Faktoren wie Hitzestress oder subklinische Infekte im Sinne eine Entzündungssyndroms zu einem Anstieg von Zellen im Euter führen, ohne dass ursächlich eine Mastitis vorliegt.
Fazit: Eine Milchprobe ohne Nachweis von Erregern sollte immer durch eine weitere Probe im Abstand von 7 bis 14 Tagen überprüft werden.
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