Impfen bringt nur den gewünschten Erfolg, wenn vorher der Keim identifiziert, der passende Impfstoff ausgewählt wird und die Umweltbedingungen optimiert werden. Impfungen...
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Impfen bringt nur den gewünschten Erfolg, wenn vorher der Keim identifiziert, der passende Impfstoff ausgewählt wird und die Umweltbedingungen optimiert werden. Impfungen können Ausbrüche von Infektionskrankheiten verhindern und diese sogar vollständig ausrotten. Oftmals schützen Impfungen nicht nur die Kühe und Rinder, sondern auch die Mitarbeiter – nämlich immer dann, wenn es sich um Zoonosen handelt, also eine auf den Menschen übertragbare Krankheit.
Sie können gute Impferfolge erzielen, wenn Sie folgende Tipps beachten:
Diagnostik vor dem Impfen: Die Impfung kann nur funktionieren, wenn sie sich gegen den richtigen Keim richtet. Dafür braucht es zunächst eine Probeentnahme, um diesen Erreger zu identifizieren. Denn nichts ist ärgerlicher und frustrierender als eine Impfung, die nur Geld kostet, aber keinen Erfolg bringt. In der Praxis gibt es verschiedene Teste für unterschiedliche Krankheitsbilder (siehe Kasten Diagnostik).
Kein Stress am Impftag: Impfen Sie Kälber nicht in Stressphasen und impfen Sie auch keine kranken Kälber! Denn alles, was Stress auslöst, schwächt das Immunsystem. Solche Stressoren sind z.B. Umstallen, Gruppenwechsel, Enthornen und Futterwechsel. Deshalb diese Maßnahmen nicht gleichzeitig und nicht genau in dieser Immunitätslücke durchführen.
Nur Gruppen und keine Einzeltiere impfen: Sinnvoll ist, mindestens alle sechs Wochen eine neue Kälbergruppe zusammenzustellen, weil diese Tiere etwa den gleichen Immunstatus haben. Vermeiden Sie altersgemischte Gruppen. Die Kälbergruppen sollten klein sein, bis maximal 15 Tiere, um Krankheitsverläufe besser zu kontrollieren und einzugrenzen. Belegen Sie die Kälberställe im Rein-Raus-Verfahren. Dokumentieren Sie, welche Gruppen und Tiere mit welchem Stoff geimpft wurden, damit niemand vergessen und der Abstand zur nächsten Impfung eingehalten wird.
Grundimmunisierung abschließen: Bezüglich der Impfabstände müssen die Angaben auf der Gebrauchsinformation der Impfstoffe beachtet werden (siehe Beipackzettel oder Tierarzt fragen). Bei der Grundimmunisierung ist das Einhalten der empfohlenen Impfabstände wichtiger als bei der Wiederholungsimpfung.
Volle Dosis mütterliche Antikörper: Die Erstversorgung mit 4 l Kolostrum erfolgt am besten innerhalb der ersten Lebensstunde. Nur Kolostrum guter Qualität (>22% Brix) wird an Kälber vertränkt. Das ist gerade für die Wirksamkeit der Muttertiervakzine besonders wichtig. Denn wenn die Biestmilch zu spät vertränkt wird, wirken die Antikörper aus der Muttermilch nicht mehr, weil die Blut-Darm-Schranke undurchlässig wird.
Intensiv tränken: Tränken Sie während der ersten acht Lebenswochen ad-libitum oder täglich mindestens 12 Liter Vollmilch oder hochkonzentrierte Milchaustauscher-Tränke. Denn intensiv getränkte Kälber können bei guten Haltungsbedingungen hohe Zunahmen von 800 g bis 1.000 g/Tag erreichen. Außerdem sind sie gesünder. Krankheiten verlaufen bei diesen Kälbern deutlich milder.
Frische Luft, trockene Einstreu: Schaffen Sie gute Umwelt- und Haltungsbedingungen für die Kälber. Jedem Kalb stehen in der Tränkephase mindestens 3 m² Bewegungsfläche und 8 bis 10 m³ Luftraum zur Verfügung. Die Luftgeschwindigkeit sollte im Kälberstall bei 0,2 Meter pro Sekunde liegen, die Luftfeuchtigkeit zwischen 60 bis 80% liegen. Diese Daten können mit einem Klimalogger kontrolliert werden. Die Einstreu ist trocken, sauber und 15 bis 25 cm dick (guter Nesting-Score).
Keine Chance für Keime: Spätestens alle 14 Tage sollte der Kälberstall ausgemistet werden. Reinigen und Desinfizieren Sie die Kälberställe zwischen den einzelnen Durchgängen. Zwischen gesunden und kranken Kälbern oder infizierten Stalleinrichtungen sollte kein Kontakt möglich sein. Gehen Sie als Mitarbeiter erst zu den Kälbern, dann zu den Kühen, um keine Keime zu übertragen. Und tragen Sie Handschuhe, wenn Sie die Kälber behandeln.
Erfolg kontrollieren: Damit die richtigen Kälber wieder nachgeimpft und die auftretenden Krankheitsraten erfassen werden, sollten Sie die Impfung im Bestandsbuch oder Herdenmanagementprogramm dokumentieren. So kann auch der Erfolg der Impfung überprüft werden, ob die Leistung steigt, die Kälbersterblichkeit sinkt und die Krankheitssymptome ausbleiben. Besprechen Sie die Impfstrategie und die Ergebnisse mit ihrem Tierarzt. Denn die Behandlung kostet ein Vielfaches des Impfgeldes plus die verringerte Leistung des Tieres.
Lebend- oder Totimpstoffe spritzen?: Lebendimpfstoffe enthalten kleine Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger. Diese wurden jedoch so abgeschwächt, dass sie die Erkrankung selbst nicht auslösen können. Sie entfalten eine schnelle lokale Wirkung und können auch beim Ausbruch einer Krankheit verabreicht werden, z.B. bei Rindergrippe in die Nase. Totimpfstoffe, auch inaktivierte Impfstoffe genannt, enthalten nur abgetötete Krankheitserreger oder Bestandteile der Erreger, die sich nicht mehr vermehren können. Sie werden vom Körper als fremd erkannt und regen das körpereigene Abwehrsystem zur Antikörperbildung an. Totimpfstoffe werden meistens vorbeugend an gesunde Kälber gespritzt, zum Beispiel als vorbeugende Grippeschutzimpfung im Spätsommer und Herbst wegen des nasskalten Wetters.
Die Impfung gegen Rindergrippe mit Lebendimpfstoff erfolgt intranasal.
(Bildquelle: Weerda)
Diagnostik vor dem Impfen
Tiefer Nasentupfer
Mit einem Nasentupfer können Viruserkrankungen nachgewiesen werden, die sich in den Atemwegen vermehren, z. B. die Rindergrippe. An der Nase und in den oberen Atemwegen sind häufig viele unspezifische Bakterien. Deshalb ist es besser, mit dem Tupfer eine Probe aus den tiefen Atemwegen zu nehmen.
Dazu wird das Rind fixiert. Der eigentliche Tupfer ist von einer Plastikhülle umgeben. Er wird mit dieser Tüte als Schutz vor Keimen aus den Nasenlöchern in den unteren Nasengang eingebracht. In den tiefen Atemwegen angekommen, wird der Tupfer aus der Plastikhülle hinausgeschoben – mit rotierenden Bewegungen entlang der Schleimhaut. Danach zieht man den Nasentupfer in die Tüte zurück und raus.
Der Probestab wird mit der Plastikfolie durch die verseuchte Rindernase geschoben.
(Bildquelle: Hirsch)
Trachealspülprobe
Eine Trachealspülprobe kann in der Diagnostik helfen, wenn mit den tiefen Nasentupfern keine Ergebnisse realisiert werden konnten oder bei hartnäckigen, wiederkehrenden Bestandsproblemen. Mit der Tracheal- bzw. Lungenspülprobe werden Erreger nachgewiesen, die sich in den unteren Atemwegen vermehren. Das sind beispielsweise die Bakterien M. haemolytica, P. multocida, H. somnus, P. pyogenes oder Mykoplasmen.
Für die Probenentnahme steht das Rind. Der Tierarzt sticht mit einer Nadel an der Unterseite des Halses durch die Haut in die Luftröhre ein. Durch diese Nadel wird ein dünner Schlauch eingeführt und bis zum Ende der Luftröhre vorgeschoben. Danach wird ca. 20 ml Spülflüssigkeit eingebracht und mindestens 2 ml wieder angesaugt, um Keime hervorzuspülen.
Nach Rasur und Lokalanästhesie wird sterile Kochsalzlösung in die Trachea geleitet.
(Bildquelle: Hirsch)
Kotschnelltest
Mit dem Kotschnelltest werden fünf Erreger getestet, nämlich Rota-, Coronaviren, E. Coli-Bakterien, Kryptosporidien und Clostridien. Für die Anwendung wird Kälberkot direkt aus dem After des Kalbs entnommen. Der Kot wird in das Probenröhrchen gegeben und mit der darin befindlichen Flüssigkeit vermischt. Danach kommt das Röhrchen ins Testgefäß und wird fest verschlossen. Nach etwa zehn Minuten zeigt der Test das Ergebnis an.
Der Test zeigt, welche Erreger im Kot vorhanden sind.
(Bildquelle: Weerda)