Klauenpflege

Erst korrigieren, dann behandeln!

Wer seine lahmen Kühe selber ausschneidet, sollte sich immer wieder dazu zurückrufen, die 5 Schritte zur funktionellen Klauenpflege abzuarbeiten.

Eine Kuh, die als lahm auffällt, sollte möglichst noch am gleichen Tag oder Folgetag zur Kontrolle und Klauenpflege in den Klauenstand. Gut ist, wer das erkennt, macht und kann – sich also dahin gehend in einem anerkannten Klauenpflegekurs fortgebildet hat. Oder alternativ, einen Klauenpfleger hat, der regelmäßig nicht nur zum Bestandsschnitt anreist, sondern auch, um Kühe auszuschneiden, die zwischendurch Probleme bekommen.

Erst pflegend, dann behandelnd schneiden

Auch wenn es schwer fällt und die Problemzone bereits ins Auge springt: Es gilt zuerst den Pflegeschnitt zu machen und danach erst die Behandlung der Klauenläsion!

Beim Pflegeschnitt geht es darum, die Kuh nach vorne auf die Klauenspitze zu stellen (Trachten hoch, denn die Kuh ist ein Zehenspitzengänger) und ihr eine gerade Auftrittsfläche herzustellen (Laufstallkühe brauchen möglichst viel Auftrittsfläche). Die 5 Schritte der funktionellen Klauenpflege werden nacheinander abgearbeitet.

Abfolge an den Klauen: An den hinteren Gliedmaßen ist die Außenklaue die stärker belastete, also auch die, an der das Horn stärker wächst. Hier wird an der schwächeren" Inneklaue begonnen zu schneiden und die Außenklaue daran angepasst. An den vorderen Gliedmaßen ist es genau anders herum. Hier wird mit der Außenklaue begonnen und die Innenklaue angepasst.

1. Innenklaue auf Länge bringen und Sohle begradigen.

  • Die Länge wird auf der Vorderwand der Innenklaue an dem Übergang zum Zwischenklauenspalt gemessen. Sie soll mind. 7,5 cm, bei älteren, großen Kühen eher 8 cm betragen. Gemessen wird mit einer Schablone an dem Punkt am Kronsaum, wo von der behaarten Seite aus kommend mit dem Zeigefinger deutlich der feste Übergang zum Hornschuh gefühlt werden kann (siehe Bildergalerie).
  • Vorhandene Überlänge wird mit der Klauenzange eingekürzt, nur erfahrene Klauenschneider sollten hier mit dem Winkelschleifer arbeiten. Abgekniffen wird die überlange Klauenspitze in einem rechten Winkel zur bestehenden Sohlenfläche (siehe Bildergalerie).

Die Sohle begradigen: Ziel ist es die Kuh hinten hoch" zu stellen, also so, dass sie als Zehenspitzengängerin auch wieder mehr auf der Klauenspitze laufen kann.

  • Heißt, es darf nur im vorderen 2/3 der Klaue Horn weggenommen werden. Wie viel, dass kann ebenfalls am besten mit einer Schablone (5 mm dick) geprüft werden, es wird an der unteren Kante der Längekorrektur gemessen. Die Horndicke der Sohle muss, zum Schutz des lebenden Gewebes, mindestens 5 mm betragen, besser etwas mehr. Achtung: Wenn keine Länge korrigiert werden musste, ist auch nicht viel Dicke in der Sohle vorhanden!
  • Höhe weggeschnitten wird so, dass in diesem Bereich eine gerade Auftrittsfläche entsteht (Laufstallkühe, keine Schräge/Dachform reinschneiden!). Innerer und äußerer Tragrand müssen gleich hoch sein!
  • ! An den hinteren Innenklauen ggf. vorhandene doppelte Sohle stehen lassen bzw. mit ihr arbeiten! !

Kontrolliert wird die Grade der Auftrittsfläche, in dem der Griff des Klauenmessers auf die Klaue gelegt wird – quer sowie längs, sodass auch am äußeren Tragrand eine gerade Auftrittsfläche gegeben ist (siehe Bildergalerie).

  • Begradigt und ausgedünnt wird vorsichtig mit dem Klauenmesser, nur für erfahrene Klauenschneider mit dem Winkelschleifer!

2. Die Außenklaue genauso lang und hoch machen wie die Innenklaue.

Sind beide Klauen gut geschnitten und einander angepasst, kann die Kuh stabil auf ähnlich großer und hoher Auftrittsfläche stehen – also so, dass sich das Gewicht gleichmäßig auf die gesamte Sohlenfläche verteilt. Kontrolliert wird dies durch ein Auflegen des Klauenmessergriffs über beide Klauen und mit dem Blick von oben über die Sohlenseite des locker in der Hand gehaltenen Fuß.

3. Hohlkehlung (Modelle) schneiden

Mit einem Abstand zur Klauenspitze von 3 cm wird die Hohlkehlung an Innen- und Außenklaue zum Zwischenklauenspalt hin geschnitten. Überschüssiges Horn und Hornkanten werden aus dem Übergang zum Zwischenklauenspalt ausgeschnitten. Nur mit Klauenmesser arbeiten! Das hierbei nicht weiter vorne an der Klauenspitze angefangen wird ist wichtig, um nicht den tragenden Teil des inneren Tragrandes wegzuschneiden!

Die Hohlkehlung dient dazu,

  • die typischen Druckpunkte (unter Sesambein, Mitte der Klaue innen) zu entlasten
  • dafür zu sorgen, dass sich die Klaue gut reinigen kann (Schmutz durch den Klauenspalt kann sich durchdrücken oder rausfallen).
  • und dass der Zwischenklauenspalt gut durchlüftet wird.

Wichtig: Fließende Übergänge schneiden, denn legt man Krater an, setzt sich hier Schmutz fest und drückt hoch, was zu einer starken punktuellen Belastung führt!
Wichtig: Mit dem Daumen durch die Hohlkehle in den Zwischenklauenspalt fahren, um zu kontrollieren, ob keine Kanten mehr vorhanden sind!

 

4. Defekte frei schneiden und entlasten

Erst jetzt, nach Abschluss des Pflegeschnittes, geht es an den Problembereich. An den Hintergliedmaßen ist dieser zu meist an der Außenklaue zu finden, vorne an der Innenklaue.

! Besteht also ein Defekt an der Außenklaue eines Hinterbeins, so muss diese zum Bereich des Ballens hin niedriger als die Innenklaue ausgeschnitten werden (= entlasten, die Innenklaue muss mehr Gewicht tragen). !

Auch hier mit flachen Übergängen arbeiten und nur mit dem Klauenmesser schneiden!

Ist zu wenig Horndicke im hinteren Drittel der erkrankten Klaue bzw. um die Läsion herum, muss an der gesunden Klaue eine Erhöhung (Klotz, oder durch weichen Polsterverband) angebracht werden. Sollten Sie schwierige, tiefe Läsionen vorfinden oder nicht weiter wissen, ziehen Sie den Tierarzt hinzu – nur dieser darf an die Lederhaut heran!!

5. Loses Horn entfernen

Das Entfernen des losen Horns, also das Erschaffen einer glatten Oberfläche, insbesondere am Ballen, schützt davor, dass sich Feuchtigkeit, Schmutz und damit Keime (Ballenfäule!) ansiedeln.
Loses Horn muss weg:
  • an der 'schwächeren' Klaue (hinten innen, vorne außen) nur im hinteren ersten Drittel 
  • an der 'stärkeren', mehr belasteten Klaue (hinten außen, vorne innen) in den hinteren zwei Dritteln der Klaue
  • dabei besonders die Kanten am Ballen/Übergang zum Zwischenklauenspalt glätten, damit hier nicht bei der Bewegung der einzelnen Klauen beim Laufen, durch eine zu dicke Hornauflage, Druck entsteht.

Quelle: Maschinenring Mittelholstein, Rosensteiner

Worauf bei der Wahl des Klauenpflegers zu achten ist, haben wir mit Tierärzten und Praktikern besprochen.

Ein Limax kann bei Kühen zu starken Schmerzen führen und ist schwierig zu therapieren. Die wichtigste Behandlung und Prophylaxe bleibt die Klauenpflege.

Eine kuhindividuelle Klauenpflege je nach ­Laktationsstatus und Laufverhalten hilft, Lahmheiten ­bestmöglich vorzubeugen. Welche Kuh ist wann an der Reihe? 


Mehr zu dem Thema