Der Befall mit Leberegeln kann an feuchten Weidestandorten einen Schaden von 2 kg Milch pro Kuh und Tag anrichten. Der Antikörper-Nachweis erkennt den Egelbefall.
Im Herbst ist die ideale Zeit, den Großen Leberegel zu bekämpfen. Infektiöse Dauerstadien heften sich an die Spitze von Grashalmen und werden von weidenden Rindern über das...
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Im Herbst ist die ideale Zeit, den Großen Leberegel zu bekämpfen. Infektiöse Dauerstadien heften sich an die Spitze von Grashalmen und werden von weidenden Rindern über das Sommerhalbjahr aufgenommen. Damit beginnt ein jahrelanger Zyklus, der bis zu 2 kg Milch pro Kuh und Tag kosten kann.
Rinder auf feuchten Weidestandorten können sich ab dem dritten Lebensmonat infizieren. Feuchte Standorte, wie z.B. in Schleswig-Holstein, sind zu 40% mit Leberegeln kontaminiert. Abhängig von der Anzahl aufgenommener Leberegel kann es zu allgemeinem Leistungsrückgang mit Gewichtsverlust, Blutarmut, Verdauungsstörungen und Wasseransammlung im Gewebe bis zu (seltenen) Todesfällen kommen. Da Rinder keine Immunität gegen Leberegel aufbauen, können sie sich in jedem Alter erneut infizieren. Milchkühe zeigen oft „nur“ eine Leistungsminderung (bis 2kg/Tag), die nicht als Leberegelbefall erkannt wird. Zusammengerechnet kann jedoch viel Milch verloren gehen!
Egel durchbohren das Gewebe
Der Große Leberegel ist ein 3 bis 5cm großer, brauner Plattwurm. Die Übertragung erfolgt indirekt über die Zwergschlammschnecke. Diese lebt auf feuchten Standorten und nah an Wasserstellen. Nachdem die Eier mit dem Rinderkot in die Außenwelt gelangt sind, entwickeln sich daraus kleine Wimpernlarven, die in die Schnecke eindringen. Dort vermehren sie sich und bilden infektiöse Dauerstadien. Diese heften sich nach dem Verlassen der Schnecke an Grashalme und Rinder nehmen sie beim Grasen auf. Im Rind durchbohren Jungegel die Darmwand und wandern zur Leber. Die ausgewachsenen Leberegel legen in den Gallengängen der Leber Eier ab, so kommt es zu entzündlichen Knoten in der Leber.
Der Zyklus des großen Leberegels
1. Im Tier: Erwachsene Egel wandern durch Leber und Galle und legen mehrere 1.000 Eier ab. Im Gewebe hinterlässt die Wanderung deutliche Spuren. Nach ca. vier Monaten werden sie im Kot ausgeschieden.
2. In der Schnecke: Auf der Weide entwickeln sich die Eier zu Wimpernlarven (Miracidium), die beweglich sind und in die Zwergschlammschnecke eindringen. Dort entwickelt sich die Infektionslarve (Sporozyste).
3. Aufnahme: Das Tier nimmt die Larven auf, die auf den Grashalmen sitzen. Diese durchbohren den Dünndarm und wandern ein bis zwei Monate im Lebergewebe umher, bis sie in den Gallengängen Eier ablegen
Erwachsene Leberegel legen in den Gallengängen Eier ab, die mit dem Kot ausgeschieden werden.
(Bildquelle: Elite Magazin)
Auch der kleinere Pansenegel gewinnt an Bedeutung. Genau wie der große Leberegel liebt er feuchte Standorte und braucht eine Schnecke als Zwischenwirt. Infektiöse Stadien nehmen Rinder ebenfalls beim Grasen auf. Erwachsene Pansenegel heften sich im Tier an die Pansenzotten. Je nach Befallsstärke kommt es zu Durchfall bei Jungtieren. Kühe zeigen in der Regel „nur“ Leistungseinbußen.
Keine Nassstellen!
In Deutschland sind wirksame Produkte gegen Pansenegel in allen Stadien für alle Rindergruppen noch nicht zugelassen. Möglich ist aber eine Umwidmung von Distocur, da es Oxyclozanid enthält. Die Behandlung gegen den großen Leberegel konzentriert sich hauptsächlich auf eine Aufstallungsbehandlung im Herbst, bei starker Verseuchung der Weiden zusätzlich eine Sommerbehandlung.
Bei der Auswahl des Mittels muss man genau hinsehen, denn es bestehen z.T. Anwendungsverbote bei milchliefernden/tragenden Tieren oder lange Wartezeiten (Tabelle). Andererseits wirken nicht alle Mittel gegen alle Entwicklungsstadien der Egel. Erfasst ein Mittel nur ausgewachsene Leberegel, muss die Entwurmung nach sechs bis acht Wochen wiederholt oder mit der Behandlung generell abgewartet werden. Dann haben sich alle zuletzt aufgenommenen Jungegel so entwickelt, dass die Therapie sie erfasst und abtötet.
Erfolgreich gegen den Leberegel ist hingegen spezielle Weidehygiene und sorgfältige Futterbergung. Weidetiere vom Lebensraum der Schnecken fernhalten und Leberegellarven im Grünfutter durch Silieren oder Trocknung abtöten. Nur so lassen sich Lebenszyklus des Leberegels unterbrechen und Neuinfektionen verhindern. Für die Praxis heißt das:
Weiden trocken legen, feuchte Stellen abzäunen und die Tiere nicht aus Teichen und Gräben trinken lassen (Gräben mit 1,5m Abstand einzäunen).
Weideaustrieb im Frühjahr nur nach negativem Leberegelbefund. So kann eine erneute Verseuchung der Weiden mit Leberegeleiern vermieden werden.
Rinder nur auf saubere Weiden austreiben.
Bei Verdacht oder positiven Schlachtbefunden umgehend Diagnostik und Therapie einleiten.
Antikörper in der Milch
Bis zwölf Wochen nach Ansteckung der Jungtiere auf der Weide sind Leberegeleier im Kot nachweisbar. Da die Eiausscheidung aber unregelmäßig verläuft, sind Blutproben (nicht laktierende Tiere) oder Tankmilchproben auf Antikörper zuverlässiger. Ein Befall lässt sich schon 15Tage nach der Infektion feststellen. Milchproben eignen sich für die Diagnostik auf Herdenbasis (Sammelproben von max. 20Tieren).
Zudem weisen Schlachtbefunde die Leberegel direkt nach: Die Leber ist entzündet und erwachsene Leberegel befinden sich in verkalkten Gallengängen.
Die Gallengänge reagieren auf die Leberegel mit Verkalkung. Diese Veränderungen weiten sich im Verlauf aus.
(Bildquelle: Schieferdecker)