"Milchmarkt funktioniert auch ohne staatliche Hilfe"

Eine wissenschaftliche Untersuchung des Thünen-Institut zeigt, dass das EU-Milchmengenverringerungsprogramm und die Milchsonderbeihilfe mit Mengendisziplin  kaum gewirkt hat. Nach Meinung der Wissenschaftler Weber und Rothe ist der Milchmarkt in der Lage, prinzipiell auch ohne staatliche Eingriffe zu funktionieren".
Denn: Lediglich 7,3% der deutschen Milcherzeuger hätten die Beihilfen des von der Europäischen Kommission beschlossene Hilfspaket für die Milcherzeugerin Anspruch genommen. Gemessen an der geringen Teilnahme und dem marktkonformen Verhalten der Milcherzeugern" sei die Notwendigkeit politischer Eingriffe in den Markt fraglich.
Demnach hätte das Hilfspaket der EU für die Milcherzeuger kaum Wirkung gezeigt, da die deutschen Milcherzeuger bereits vor Inkrafttreten dieser Hilfsmaßnahmen aufgrund des niedrigen Preisniveaus ihre Mengen reduziert hätten. Nach der Erholung des Markts sei es dann für viele Milcherzeuger betriebswirtschaftlich sinnvoller gewesen, die Produktion nicht weiter stabli zu halten, sondern wieder auszuweiten. Das sei jedoch gegen die Voraussetzung für die Auszahlung der Beihilfen gewesen.

Marktsignale stärker als Mengendisziplin

An der Milchsonderbeihilfe mit Mengendisziplin haben laut der Untersuchung 35% der deutschen Milcherzuger teilgenommen. Den Wissenschaftler sei dieser Anteil im Hinblick auf die teilweise emotionalen öffentlichen Diskussion über die schwierige finanzielle Situation vieler Milcherzeuger sehr gering erschienen. Denn die Milchsonderbeihilfe sei direkt auf die Milchmengenverringerungsmaßnahme gefolgt, bei der die Menge bereits habe reduziert werden müssen. Eine Beibehaltung der Milchmenge hätte nach Einschätzung der Wissenschaftler den Erzeugern leicht fallen müssen.
Offenbar hätten die Preissignale des Marktes die Mehrzahl der Milchbauern jedoch dazu bewogen, eher von den wieder steigenden Marktpreisen zu profitieren als ihre Menge konstant zu halten und damit die Milchsonderbeihilfe zu erhalten.

Quelle: AgE