Öffentlichkeitsarbeit dringend verbessern

Landwirte müssen selbstbewusster im Gespräch mit dem Handel werden und sollten mehr Gelassenheit in der Diskussion mit gegenteiligen Meinungen an den Tag legen. Dieser Meinung waren die Wissenschaftler beim jährlichen Symposium der Edmund-Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Die diesjährigen Studien der Stiftung hatten u.a. Kommunikationsmöglichkeiten der Landwirtschaft zum Thema. Sie wurden von der Universität Kassel, der Hochschule Neubrandenburg, der Universität Göttingen, den Forschern von der Universität Kiel und Wirtschaftspsychologen aus Hennef erstellt.
Prof. Rainer Langosch und Prof. Michael Harth (Hochschule Neubrandenburg) untersuchten in vier Projektphasen, wie ein „pfiffiger Landwirt im Netz“ die sozialen Medien als Chance für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit verstehen, aber auch die Risiken im Auge behalten kann. Unter anderem erwarte die Netzgemeinde „das Unerwartete“, betonte Langosch. Es reiche nicht aus, Pressestatements und Argumentationsketten abzuspielen. Der Absender dürfe sich auch nicht in ein Thema verbeißen, warnte Langosch. Die Netzkommunikation lasse sich nicht auf ein bestimmtes angestrebtes Ergebnis hin optimieren. Kommunikationsziele ließen sich nicht durchsetzen, sondern müssten immer wieder verhandelt werden. Trotz mancher Unsicherheiten böten die sozialen Medien Chancen, denen sich die Landwirte nicht verschließen könnten und dürften, auch um die Deutungshoheit über manche Begriffe nicht zu verlieren, so Langosch. Das Wort „Massentierhaltung“ werde schon von anderen bestimmt.
 
Von einer „fröhlichen Aggressivität“, die nötig sei, sprach Carl Vierboom (Universität Kiel). Die Branche und ihre Interessensvertretungen sollten dringend Regionalkonzepte erarbeiten. Der Boom der Regionalität stehe in direktem Zusammenhang mit der zunehmenden Globalisierung der Agrarproduktion. Die Branche müsse ihren Anteil an der Wertschöpfung vor allem bei Regionalprodukten stärker kommunizieren, insbesondere gegenüber dem Handel. Wichtig sei es, direkt zu kommunizieren und alle Arten der Kontaktaufnahme immer wieder durchzuspielen, unterstrich Vierboom.
 
„Reflexartige Reaktionen“ des Deutschen Bauernverbandes (DBV) kritisierte Prof. Ulrich Hamm (Uni Kassel). Die Rufe von DBV-Vertretern nach einem Boykott von Volkswagen nach deren Ankündigungen zu veganen Essen im Autostadt-Restaurant bezeichnete Hamm als „unverhältnismäßig“. In seiner Studie untersuchte der Wissenschaftler den Einfluss des Images der Landwirtschaft auf die steigende Zahl an Veganern. So lange Medien Negativbeispiele thematisieren könnten, werde vermutlich eine steigende Zahl von Verbrauchern auf tierische Produkte in der Ernährung verzichten, mutmaßte Hamm. Bei den veganen Käufer handle es sich vor allem um junge Akademiker. Ein besseres Image werde nicht durch mehr Informationen, sondern durch persönlichen Kontakt erreicht.