Neue Kontrakte: Einsatz von den Molkereien gefragt!

Die Kontraktverhandlungen für Milchfrischeprodukte (“Weiße Linie“, Trinkmilch, Joghurt, Quark usw.) gehen in diesen Tagen, Ende April 2021, in die entscheidende Abschlussphase. Verhandelt werden zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel die Einkaufspreise für die nächsten sechs Monate (Mai bis einschließlich Oktober 2021). 
Nachdem in den letzten Halbjahreskontrakten (November 2020 bis April 2021) Preisabschläge für Trinkmilch in Höhe von 1 bis 2 Cent das Ergebnis waren, sind die Erwartungen an die neuen Kontrakte hoch. Denn die Märkte für Milchprodukte haben sich in den vergangenen Monaten, insbesondere im März 2021, sehr gut entwickelt (siehe Bessere Milchpreise müssen jetzt kommen!).
Auch wenn die Märkte sich aktuell saisonal bedingt (nach Ostern, im Ramadan) beruhigen, bleiben die Preise im Großhandel (national, wie international) erstaunlich stabil und liegen über dem Vorjahr. Entsprechend müsste es für die Weiße Linie eigentlich heißen: „Milchprodukte sind im Wert gestiegen, müssen also auch teurer eingekauft werden“. Auch, weil das Milchaufkommen sich unter dem Vorjahr befindet und Angebot und Nachfrage seit Monaten als gut ausbalanciert beschrieben werden.
Doch der Handel geht auch mit anderen Gedanken in die Verhandlungen. Die eindeutigen Umsatz- und Absatzerfolge für Milchprodukte im Einzelhandel lassen den Handel vermuten, dass auch die Molkereien dabei gut verdient haben. Die Handelszentralen interpretieren derartige Absatzerfolge für ihre Verhandlungsposition gerne „als Zeichen für bessere Einkaufkonditionen“, heißt es seitens Branchenexperten (besser = günstiger).
Allerdings hat der Lebensmittelhandel den Milcherzeugern Anfang des Jahres, nach den massiven Protestaktionen vieler Landwirte, einen fairen Ausgleich des Wachstums zugesichert. Also den Marktsituationen angemessen faire Preise. Und die aktuelle Marktsituation ist gut – jetzt wieder kräftig Druck zu machen, würde dem ohnehin angekratzten Image des LEH nicht sonderlich helfen!
Die Handelszentralen werden in ihren Vermutungen jedoch auch nicht ganz weit weg von der Wahrheit liegen, dass die Molkereien durch die Absatzerfolge des LEH (und die hohen Preise an den Produktmärkten) gut verdient haben und verdienen. Bei den Milcherzeugern ist davon bisher zu wenig angekommen, zeigen die Milcherzeugerpreise für März 2021.
Diese Diskrepanz kritisiert der BDM Bundesverband Deutscher Milchviehhalter diese Woche sehr scharf, siehe Halbjahreskontrakte: BDM warnt Molkereien vor Totalversagen.

Neue Butterkontrakte stehen ebenfalls an

Auch für Butter stehen aktuell neue Verhandlungen an, für Mai und Juni. Zuletzt (März, April) wurden die Einkaufspreise hier erhöht – siehe Butterpreis für Einzelhandel deutlich angehoben.
Industrierahm und Butter werden seit zwei Wochen im Großhandel, nach dem Hoch im März, saisonalbedingt etwas günstiger gehandelt. Der Preis liegt nach amtlicher Notierung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse für den 21. April 2021 allerdings weiter über dem kontraktgebundenen Päckchenpreis (3,95 bis 4,05 €/kg für Blockbutter vs. 3,78 bis 4,05 €/kg für Päckchenbutter).
Quellen: ZMB, Moproweb, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V.