Molkereien sollen Milchmengen beschränken

Gibt es Absatzprobleme, sollten Genossenschaftsmolkereien ihre Mitglieder zu einer niedrigeren Milchproduktion auffordern, um einem starken Preisverfall entgegenzuwirken, meint der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp. Die Corona-Krise trifft die Molkereien je nach Ausrichtung unterschiedlich: Frische Milchprodukte fragen Verbraucher in den Supermärkten stark nach, der Bedarf der Gastronomie oder auch der Export nach Südeuropa sind jedoch eingebrochen. Daher müsse jede Molkerei selbst entscheiden, wie sie gemeinsam mit ihren Milcherzeugern vorgehe. Der DRV bleibt damit bei der in der „Sektorstrategie Milch 2030“ getroffenen Vereinbarung, die Verantwortung für das Management der Anlieferungsmengen liege allein in den Händen der Marktakteure.
Dieser Meinung ist auch der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU im Bundestag, Albert Stegemann. Der Markt sei durch die asymmetrische Nachfrage instabil, jedoch nicht per se in einer Krise. Deswegen würden auch keine pauschalen Lösungen wie eine übergreifende Milchmengendrosselung helfen. „Voreilig eine Krise herbeizureden“, würde am Ende nur dem LEH nutzen, der in der nächsten Verhandlungsrunde damit eine bessere Ausgangslage hätte. Er hält es für wichtiger, die Warenströme schnellstmöglich der veränderten Nachfrage anzupassen und dafür auch Auflagen zu lockern, weil beispielsweise Verpackungen gerade knapp sind.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) unterstützt den Vorschlag, Produktionsmengen zu verringern, fordert aber einen EU-weiten Anreiz dazu sowie einen finanziellen Ausgleich für Milcherzeuger, die weniger Milch liefern als in einem Vergleichszeitraum. Zuschüsse an die Mengendisziplin zu knüpfen, habe bereits in der Milchmarktkrise 2015/16 stattgefunden, so die AbL. Zudem habe das Beispiel der Molkerei FrieslandCampina gezeigt, dass es den gesamten Markt entlasten kann, wenn auf Molkereiebene die Menge reduziert wird. Keine Option seien staatliche Interventionsmaßnahmen, wie von der AfD gefordert, denn diese änderten nichts an der überschüssigen Milchmenge.
Quelle: AgE