Liberaler Milchmarkt: Mehr Chancen als Risiken

Die zunehmende Liberalisierung des Milchmarktes wird von den deutschen Marktbeteiligten als Chance begriffen. Trotzdem bleiben die damit verbundenen Risiken präsent. Das ist das Ergebnis des 5. Berliner Milchforums des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in Berlin.
Generalsekretär Krüsken meint, der russische Importstopp zeige, wie flüchtig das Geschäft sein könne. Die Branche benötige dringend eine Exportstrategie. Die behördlichen und betrieblichen Strukturen hätten Ausbaupotenzial. Krüsken sprach sich für einen „vernünftigen Umgang“ mit Preisen und Marktinformationen sowie deren Bewertung aus. Es bringe nichts, darauf zu spekulieren, wann und wie tief der Milchmarkt fallen werde. Der Abteilungsleiter der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, Dr. Willi Schulz-Greve, lenkte den Blick auf das wichtigste Ziel der Liberalisierung: Sie solle zunächst Verbrauchern in den Partnerländern ein größeres Angebot verschaffen. Positive Effekte für die Erzeuger gebe es, wenn die Betriebe markt- und wettbewerbsfähig seien.
Unverständnis über die Preissenkungen des Handels äußerte Udo Folgart, DBV-Vizepräsident. Der Handel nutze die saisonal typische Delle des Fettmarktes zu Jahresbeginn, um die Molkereiabgabepreise für Butter in seinem Sinne zu gestalten. Der Lebensmitteleinzelhandel habe medienwirksam und mit Blick auf die bevorstehenden Verhandlungen mit den Molkereien für Käse und Trinkmilch die Verbraucherpreise für Butter gesenkt. Dabei hat sich der Fettmarkt inzwischen längst wieder stabilisiert. Für weitere Preissenkungen sieht Folgart daher keinen Anlass.
Treibende und stützende Kraft ist das Exportgeschäft. Der Rohstoff Milch ist weiterhin gefragt. Aus der Exportorientierung heraus ergäben sich jedoch neue Fragen für die Milchviehalter zur Konkurrenzfähigkeit des eigenen Betriebes und den Aktivitäten der Nachbarmärkte. Verbesserungspotenzial müsse gesucht und genutzt werden. MIV-Vorsitzender Dr. Karl-Heinz Engel unterstrich, es sei wichtig zu wissen, was in den Märkten passiere, aber es müsse nicht alles kommentiert werden. Deutsche Produkte haben ein hohes Image und stehen für hohe Sicherheitsstandards. Diese Vermögen sollte man gemeinsam nutzen. Sicherlich wird man volatile Preise haben, aber die Grundrichtung stimmt, so Engel.
AgE