Kleine Betriebe bevorzugen herkömmliche Liefermodelle

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte in der vergangenen Woche die Verbände des Milchsektors aufgefordert, bis zum Herbst 2019 eine Strategie 2030 vorzulegen. Davon sei auch abhängig, ob der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) auf die Gestaltung der Lieferbeziehungen angewendet wird. Mit diesem könnte die Ministerin teilweise eingreifen. DBV und DRV lehnen eine Einheitslösung ab – auch unter Berufung auf eine Untersuchung des Kieler Instituts für Ernährungswirtschaft (ife): Dort kam heraus, dass man Milchbauern man nicht pauschal bewerten könne. Während größere und spezialisierte Milchviehbetriebe einzelbetriebliche Vertragslösungen bevorzugen, möchten kleinere und wachsende Milchviehbetriebe eher die bisherigen Modelle ohne Mengenbegrenzung beibehalten.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert daher, dass die Liefermodelle der Molkereien diesen Unterschieden gerecht werden müssen. Aus Sicht des DBV bedarf es keiner staatlichen Einheitslösung. Eine gemeinsame Strategie des deutschen Milchsektors müsse die Branche zukunftsorientiert aufstellen: Die Themen Absatzförderung, Branchenkommunikation und Standardsetzung, gegebenenfalls organisiert über einen anerkannten Branchenverband, müssten dabei ganz oben auf der Agenda stehen.
Auch der Deutsche Raiffeisen-Verband (DRV) warnt davor, den Milcherzeugern und -verarbeitern ein einheitliches Korsett bei den Lieferbeziehungen überzustülpen. So würden falsche Erwartungen geweckt, die angesichts der vielfältigen Verbindungen zwischen den Marktpartnern in der Praxis nicht funktionierten.
Der Milchindustrie-Verband (MIV) steht staatlichen Eingriffen ebenfalls skeptisch gegenüber und setzt sich stattdessen für einen marktorientierten Ansatz ein. Die Vertragsbeziehungen würden laufend angepasst, und die Molkereien loteten zusammen mit den Erzeugern den Spielraum für individuelle Lösungen aus, stellte der MIV zuletzt in seinem Geschäftsbericht 2017/18 zum Status quo fest.
Quelle: AgE