Irland: Das expansive Wachstum hat Schattenseiten

Dass die irische Milcherzeugung seit dem Ende der europäischen Milchquote in 2015 um mehr als ein Drittel gewachsen ist, bringt zunehmend Probleme mit sich und zwar in der Kälbervermarktung und in den Milchauszahlungspreisen.
  • Kälber: Vertreter des irischen Beratungsinstitut Teagasc äußerten diese Woche erneut Bedenken in Bezug auf die hohe und im Zusammenhang mit der in Irland verbreiteten Saisonabkalbung punktuell im März/April anfallende Zahl an Kälbern. Mittlerweile umfasst die irische Milchkuhherde etwa 1,3 Mio. Kühe. Egal ob es reinrassige oder Kreuzungskälber sind, im Frühjahr 2019 rangen viele Milcherzeuger damit, ihre Kälber überhaupt verkaufen zu können (siehe hier: Irland: Wohin mit den vielen Bullenkälbern?) und es wird davon ausgegangen, dass sich diese Situation im Frühjahr 2020 wiederholen wird. Ein wachsender Absatzmarkt für irische Kälber sind die Niederlande (siehe hier: Ursachen für die miserablen Kälberpreise), aber auch dieser ist begrenzt. Neben den nicht mit gewachsenen Absatzmöglichkeiten scheint es ein weiteres Problem zu sein, dass die irischen Kälber bisher mit einer vergleichbar schlechten Kondition von den Betrieben abgegeben wurden. Als Strategien wird daher den irischen Dairyfarmern geraten, die Kälber zwei bis drei Wochen länger auf den Betrieben zu halten und intensiver zu füttern, um höhere Verkaufserlöse zu erzielen. Die Anpaarung mit fleischbetonten Rassen habe ebenfalls zugenommen. Eine mögliche Zukunftsstrategie ist es, die Kälber weidebasiert in Irland zu mästen; Teagasc hat mit (Dairy) Calf to Beef" ein entsprechendes Projekt initiiert, in dem Strategien untersucht und optimiert werden.
  • Milchpreise: Die Milchpreise, die die irischen Milcherzeuger derzeit erhalten, entfernen sich immer weiter vom europäischen Durchschnitt und zwar in die schwächere Richtung. So haben neben der größten irischen Molkerei Glanbia (28,5 Cent) und Glanbia Irland (28,0 Cent/kg inkl. MwSt. bei 3,6% Fett und 3,3% Eiweiß) auch Dairygold (28,69 Cent) und Lakeland ihren Auszahlungspreis im August 2019 weiter gesenkt; die Kerry Group dagegen nicht (29,5 Cent/kg inkl. MwSt.). Glanbia, als größte Genossenschaftsmolkerei in Irland, hat im Zuge der Kritik für die weitere Preissenkung im August erklärt, dass ein weiteres Wachstum der Milchproduktion nicht mehr haltbar sei. Wächst die Milchmenge weiter, werde das eben in schwächeren Milchpreisen bemerkbar. Die irische Milchmenge ist schneller als mögliche neue Absatzwege gewachsen.

Quellen: agriland.ie, Irish Examiner