Grünland lebt von der Nutzung

Damit die vielseitige Funktionalität des Grünlands erhalten und weiter ausgebaut werden kann, ist ein strategischer Ansatz bei Forschung und Politik nötig. Das wurde bei dem Symposium „Agrobiodiversität im Grünland – nutzen und schützen“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Berlin deutlich.
Das Grünland nicht gleich Grünland ist, sondern seine vielfältigen Funktionen eben von Lage und Nutzung abhängig sind, betonte Prof. Alois Heißenhuber von der Universität München und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Biodiversität und Genetische Ressourcen. Er sprach sich im Rahmen des Symposiums erneut für eine Grünlandstrategie der Bundesregierung aus, forderte eine intensive Verbundforschung unter Einbeziehung von Praktikern, und eine Ausbildungs- und Beratungsoffensive sowie eine bessere Zusammenarbeit der Ministerien. Ein besonderes Potential des Grünlands sieht Heißenhuber beim Hochwasserschutz, er ist sich sicher, dass mehr Retentionsflächen angelegt würden, allerdings seien noch nicht alle Fragen dazu geklärt.
 
Auf die Problematik der nicht hinreichenden Rentabilität der extensiven Grünlandnutzung machte Prof. Johannes Isselstein von der Universität Göttingen aufmerksam und erläuterte die gesunkene Bedeutung. Den Attraktivitätsverlust des Grünlandes für die Landwirtschaft sieht er in mehreren Dingen begründet: zum einen werde in der Milchwirtschaft die Milch zunehmend aus anderen Futterquellen als Gras erzeugt; dann ist insbesondere die Bewirtschaftung von extensiven Grünlandflächen, welche aus Sicht des Natur- und Umweltschutzes besonders wertvoll sind, nicht hinreichend rentabel und darüberhinaus erschweren das Grünlanderhaltungsgebot sowie die durch „Natur- und Umweltschutz motivierte Bewirtschaftungsauflagen und Schutzgebietsausweisungen“ die Nutzung.
Isselstein sieht einen Lösungsansatz in der Entwicklung von neuen und verbesserten Produktionsverfahren, die eine stabile landwirtschaftliche Leistung mit der Sicherung anderer Ökosysteme, verbinden können.
 
Das sich die meisten Grünlandflächen ohne eine Nutzung in einer natürlichen Sukzession wiederbewalden und die Zukunft der Flächen daher in der Verantwortung der landwirtschaftlichen Nutzung stehe, betonte die Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates für Biodiversität und Genetische Ressourcen und Professorin von der Universität Rostock, Bärbel Gerowitt.  AgE