Glanbia: Das ungebremste Wachstum endet bald

Martin Keane, der Vorsitzende von Glanbia, der größten irischen Molkerei, sprach Anfang November 2019 in einem Interview mit Dairy Global darüber, warum das unlimitierte Wachstum der irischen Milchproduktion bald ein Ende haben wird und weshalb Glanbia einen Milchpreis unter dem EU-Durchschnitt zahlt.
Die massive Expansion der Milchproduktion in Irland habe allein bei Glanbia dazu geführt, dass die Verarbeitungsmilch von 1,5 Mrd. Kilogramm im Jahr 2010 auf aktuell 3 Mrd. Kilogramm gestiegen sei. Die Wachstumsrate von 10% in den vergangenen Jahren werde in Zukunft nicht mehr tragbar sein, so Keane. Glanbia könne nicht weiterhin 100 Mio. € pro Jahr investieren, um die Expansion in der Milchproduktion tragen zu können. Wir müssen die Erwartungen und den Expansionswillen der Milcherzeuger mit den Bedürfnissen von und den Möglichkeiten am Markt für Glanbia in Einklang bringen. Und ich sehe dieses unbegrenzte Wachstum sehr bald enden, erklärt Keane.
Die Milchproduktion über ein Quotensystem zu steuern, lehne Glanbia ab. Da allerdings die Regel Nr. 1 für eine genossenschaftlich organisierte Molkerei sei, dass all die von den Mitgliedern angelieferte Milch abgenommen wird, könnte die Preisgestaltung eine mögliche Barriere sein, um das Wachstum auszubremsen. Entschieden sei hier allerdings noch nichts, betonte er.
Auf die Frage, ob Glanbia weiterhin einem Milchpreis unter dem EU-Mittel auszahlen wird, antwortete Keane, dass dies wahrscheinlich sei. Schließlich müsse Glanbia über 90% der Milcherzeugnisse jenseits der grünen Insel vermarkten. Dieser Export bringe Kosten mit sich, die für die Iren eine größere Herausforderung seinen, als etwa für die Milchverarbeiter auf dem europäischen Festland. Diese Extrakosten bewirkten, dass Glanbia immer ein einige Cent weniger auszahlen wird. Allerdings produzierten die irischen Milcherzeuger aufgrund des saisonalen Produktionssystems auch zu geringeren Kosten, sagt Keane. Irische Milcherzeuger, die für Glanbia durchgehend über das Jahr Milch produzieren, erhielten in den Wintermonaten dafür auch einen Bonus. Der sich daraus ergebende Milchpreis sei dann durchaus vergleichbar mit denen auf dem europäischen Festland.
Im Oktober 2019 zahlte Glanbia 29,0 Cent pro Liter Milch und Glanbia Ireland 28,0 Cent (3,6 % Fett, 3,3% Eiweiß, inkl. MwSt.).
Quellen: Global Dairy, AgriLand