Antibiotika – grundsätzliches Umdenken ist notwendig

Antibiotika sollten auch zukünftig in der landwirtschaftlichen Tierhaltung eingesetzt werden, um den Anforderungen des Tierschutzes gerecht zu werden. Ein generelles Verbot von Antibiotika kann keine Lösung darstellen. So lautete das Fazit der Teilnehmer der Fachtagung „Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft – Nutzen und Gefahren“, die vom Agrarkompetenz-Zentrum der R+V Allgemeine Versicherung AG in Wiesbaden veranstaltet wurde.


Einsatz verringern

Mit Hilfe von Instrumenten wie dem Antibiotika-Monitoring der Qualität und Sicherheit GmbH (QS), muss weiter daran gearbeitet werden, den Einsatz der Wirkstoffe zu verringern. Um die Wirksamkeit der Antibiotika zu erhalten, sollten diese, ähnlich wie der Tierschutz, in „ein öffentliches Schutzgut“ überführt werden, so die Einschätzung von Prof. Thomas Blaha von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Denn wenn sie ausschließlich dem Markt überlassen würden, kann sich an der gegenwärtigen Situation nichts verändern.
Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter (ADT), Dr. Hans-Peter Schons, weiß darauf hin, dass der Zugang zu intelligenten, effektiven und auch alternativen Mitteln zur Behandlung von Tieren daher wichtiger ist als je zuvor, eine Minimierung des Antibiotikaeinsatzes ist möglich, die Politik dürfe jedoch nicht durch falsch gesetzte Vorgaben Lösungsoptionen verbauen. Das es seitens der QS-Gesellschaft bei einer Verknüpfung mit einer staatlichen Datenbank grundsätzlich die Bereitschaft für eine Weitergabe erfasster Daten gebe, allerdings in aggregierter und anonymisierter Form, und das eine doppelte Dateneingabe für Tierhalter und Tierärzte abgelehnt würde, erläuterte Katrin Spemann von der QS GmbH.


Einsatz überdenken

Eine Reduzierung des Einsatzes alleine würde nicht reichen, viel mehr ginge es darum, die Tiergesundheit generell zu verbessern. Es muss ein anders Bewusstsein über den Einsatz geschaffen werden und damit umgedacht werden, so Blaha. Er erklärte, dass die Landwirtschaft mit dem stetigen Gedanken der Verbesserung der Tierhaltung im Sinne der Tierleistung und damit der Wettbewerbsfähigkeit der Bestände, nicht mehr richtig läge. Viel mehr ginge es heute darum,  die Bestände im Sinne der Nachhaltigkeit mit den wichtigsten Elementen Tierwohl und Antibiotikaminimierung zu verbessern.
 

Tierhalter bestimmen über den Einsatz

Die Tierärzte seien zwar nicht immer, aber in der Regel die falsche Adresse, wenn Druck zur Reduzierung aufgebaut wird. Der erste bestimmende Faktor für die eingesetzte Antibiotikamenge sei letztlich der Tierhalter selbst. Die sogenannten „freiwilligen Erklärungen“ dazu in Nutztierbeständen keine „kritischen“ Wirkstoffe mehr einzusetzen, wie sie bereits in Skandinavien und Frankreich existieren, könnten nach Blaha ein denkbarer Schritt zur Reduzierung sein.
Dass die Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft keine leichte Aufgabe ist machte Dr. Hans-Peter Schons nochmal deutlich: eine weitere Sensibilisierung aller Beteiligten für das Thema und damit eine wissensbasierte Kommunikation, die auch in die Öffentlichkeit getragen werden müsse, sind Schritte die zu einem Umdenken beitragen können. AgE