BDM: Mengensteuerung über befristeten Produktionsverzicht

Die nächste Milchmarktkrise ist nur eine Frage der Zeit, so der Vorsitzende vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber. In Berlin rief er in der vergangenen Woche Politiker und Branchenbeteiligte dazu auf, die aktuell positive Situation am Milchmarkt zur Schaffung geeigneter politischer Rahmenbedingungen für den Fall neuer Marktkrisen in der Zeit nach dem Quotenausstieg, zu nutzen. Nach Einschätzung des BDM-Vorsitzenden, muss das in der Sektoruntersuchung Milch vom Bundeskartellamt festgestellte Marktungleichgewicht zu Lasten der Milchviehhalter aufgelöst werden, damit auch die Milchviehhalter von hohen Exportpreisen profitieren können. Schaber kritisierte in diesem Zusammenhang das Veto des Kartellamts gegen die, vom BDM angestrebten, Zusammenschlüsse auf Erzeugerebene. Die Entscheidung sei geradezu lächerlich, da die größten europäischen Molkereien bereits bis zu 10 % Marktanteil auf sich vereinigten, während die Erzeugerzusammenschlüsse lediglich bis zu 3,5 % des Produktionsvolumens konzentrieren sollten.

Mengensteuerung über befristeten Produktionsverzicht

Nach Schaber reichen Staatliche Intervention und private Lagerhaltung nicht aus um den Milchmarkt künftig zu stabilisieren. Er hält zudem Marktkriseninstrumente für notwendig, die in der Lage sind, das Angebot von Milch zeitlich befristet zu reduzieren und verwies auf das Beispiel eines befristeten Produktionsverzichts. Exporterstattungen und Ausfuhrbeihilfen müssten dazu abgeschafft werden, da diese regionale Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern zerstörten. Schaber sprach sich außerdem für die Stärkung der regionalen Vermarktung von deutscher Milch und deutschen Milchprodukten aus sowie für eine klare Herkunftsbezeichnung, um der Verbrauchertäuschung ein Ende zu setzen.

Perspektiven schaffen

Ziel aller Maßnahmen müsse sein, nachhaltige Perspektiven für die Milchbauern zu schaffen und gleichzeitig Versorgungssicherheit für die Verbraucher zu gewährleisten. Letztere sei nicht selbstverständlich, hob der BDM-Vorsitzende mit Hinweis auf die zuletzt sehr hohen Importe der Schweiz hervor: Das Alpenland könne wenige Jahre nach dem Wegfall einer Mengensteuerung und wegen des Ausstiegs vieler Milchbauern nicht mehr den eigenen Bedarf decken. Dringenden Handlungsbedarf sieht er daher auch bei der Sicherung der Hofnachfolge für die heutigen Milchbauern. Während ein Land wie die Schweiz sehr leicht seinen Bedarf über Importe decken könne, sei die Marktversorgung für einen Riesen wie die EU mit der 40-fachen Produktionsmenge ganz sicher nicht so einfach, verdeutlichte Schaber.  (AgE)