Antibiotikaeinsatz muss gesenkt werden

Vor dem Hintergrund zunehmender Resistenzen von Krankheitserregern gegenüber Antibiotika muss der Einsatz dieser Medikamente auch in der Nutztierhaltung verringert werden. Darin waren sich die Referenten beim Workshop „Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung - aktuelle Risikobewertung und zukünftige Minimierungsstrategie“ einig.
 
Der Intensivmediziner und Infektologe Dr. Peter Walger erklärte, zwar bestehe hauptsächlich noch immer ein Krankenhausproblem; die Resistenzen klinisch relevanter Infektionserreger entstünden aber nur zum Teil als Folge des antibiotischen Selektionsdrucks in der Humanmedizin. Der Antibiotikaeinsatz in den Nutztierbeständen habe dazu geführt, dass auch Lebensmittel und berufliche Kontakte zu erkrankten oder besiedelten Tieren zu Quellen potentieller Übertragungen multiresistenter Erreger auf den Menschen geworden seien.
 
Nach Ansicht von Prof. Walther Honscha von der Universität Leipzig kann das Ziel einer Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung nur in gemeinsamer Verantwortung von Tiermedizinern, Landwirten und Überwachung erreicht werden. Notwendig sei eine risikoorientierte Kontrolle der Betriebe, ein Ampelsystem mit fortlaufender Überwachung und Bewertung. Honscha stellte klar, dass die bisherige Erfassung des Antibiotikaverkaufs nach Postleitzahlen nichts über die Anwendung bei den landwirtschaftlichen Betrieben aussage. Es fehlten Angaben über Spezies, Indikation, Dosierung, Zahl der behandelten Tiere und Dauer der Behandlung. Der Wissenschaftler verwies auf das vom BfR geförderte Projekt „Veterinary Consumption of Antibiotics“ (Vetcab), mit dem diese
Datenlücke geschlossen werden solle.
 
Dr. Annemarie Käsbohrer vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wies darauf hin, dass es in Deutschland „keine guten Zahlen“ über den Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung gebe. Hier seien die Niederlande wesentlich weiter. Zudem plädierte sie dafür, die Antibiotikaleitlinien verpflichtend zu machen.