Aldi: Dreijahresverträge für Frischmilch und nur 1 Cent mehr

Aldi Nord und Süd wollen die halbjährlichen Verhandlungen bei Frischmilch durch Dreijahresverträge mit „automatischen Anpassungen“ ersetzen. Vorbild sind Vereinbarungen, wie sie in Großbritannien, den Niederlanden und in Australien für Milch üblich sind. Funktionieren können solche Verträge in hoch volatilen Märkten allerdings nur, wenn regelmäßige Anpassungen eingebaut werden. In Großbritannien verwendet Aldi für die Verträge einen Rohstoffwert (ähnlich dem Kieler ife-Milchwert). Daneben könnten Veränderungen der Lohn-, Verpackungs- und Logistikkosten Anpassungen notwendig machen.
Aldi erklärt, man wolle dazu beitragen, dass weltmarktbedingte Rohstoffschwankungen nicht zulasten der deutschen Landwirte gehen.
Bei den Molkereien scheint das Vorhaben von Aldi auf Skepsis zu stoßen, denn Mehrjahresverträge verringern den Wettbewerb. Lieferanten, die nicht zum Zuge kommen, könnten bei mangelnder Auslastung dann nicht mehr mit niedrigeren Angeboten nachkarten.
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Nur 1 Cent mehr – Erwartungen weit verfehlt

Aldi hat zum 7. Juli 2021 die Einzelhandelsverkaufspreise für H-/Frischmilch in den Fettstufen 1,5 % und 3,5 %  nach fast einjährige Preisruhe um jeweils 1 Cent pro Liter angehoben – auf 72 Cent bzw. 80 Cent pro Liter. Geringfügig angehoben wurden auch die Preise für H-Schlagsahne und frische Sahne, sowie Quark.
Laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern e.V. haben am 8. Juli 2021 bereits die meisten Wettbewerber die Preise für ihre Eigenmarken (Preiseinstiegssegment) an die von Aldi angepasst.
Entsprechend der Rohstoffentwicklung ab Mai 2020 hätten Marktbeobachter eine deutlichere Erhöhung der Endverbraucherpreise erwartet.
„Jetzt wäre die Gelegenheit gewesen, die Preise für Handelsmarken-Milch, mindestens um 10 Cent anzuheben. Der Verbraucher hätte dies auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zum Thema Tierwohl verstanden“, heißt es im Kommentar auf moproweb von Rudolf Vocht.
Quelle: u.a. Lebensmittelzeitung, moproweb, VMB