Zuchtbullen nur noch aus Nukleusherden?

Die genomische Selektion wird die Rinderzucht massiv verändern. Bedeutet dies das Aus für die Zuchtszene, wie wir sie kennen?

Prof. Kay-Uwe Götz, Leiter des Instituts für Tierzucht LfL Bayern, ist sich sicher, dass über kurz oder lang komplett auf Pedigrees verzichten wird. Die Zucht wird nur noch mit Hilfe genomischer Informationen und daraus abgeleiteten Verwandtschaftsbeziehungen durchgeführt. Das Bearbeiten von neuen Merkmalen werde zum Wettbewerb. Die Genomik ermögliche auch industriellen Firmen eine Teilhabe, so schätzt bereits die Firma Zoetis in den USA ihre eigenen Zuchtwerte.
Zur Rinderzucht 2030 äußert er sich wie folgt: „Die bayrischen Rinderherden werden in Produktionsbetriebe (800.000 Kühe), Testherden mit ausgewählten Intensivherden (85.000 Kühe) und Nukleusherden (4.000 Kühe) unterteilt. Die Zuchtbullen werden dann nur noch in den Nukleusherden gezogen.“ Letztlich besteht die Gefahr, dass die Zucht von den Milchviehbetrieben abgeschnitten werde und nur in den Nukleusherden durchgeführt wird. Das bedeutet ein Aus für die Zuchtszene, wie wir sie aktuell kennen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Zucht sieht Götz in der EU kritisch: „Das Konzept der Reinzucht ist das Todesurteil für kleinere Rassen. Hier sollte es ein Umdenken geben. Götz verwies darauf, dass auch Fleckvieh und Braunvieh in der Vergangenheit durch Genimporte (Red Holstein- und Brown Swiss-Einkreuzungen) vor dem Bedeutungsverlust gerettet wurden.“
Quelle: Prof Kay-Uwe Götz, LfL Bayern (in Rinderzucht Fleckvieh 3/2019)