Wo lässt sich Tierwohl noch verbessern?

Die Optimierung der Tierhaltung steht im Mittelpunkt vieler Forschungsprojekte. So wurden auch auf der diesjährigen BTU-Tagung unter anderem der Einsatz von Sensoren und automatischen Systemen für ein besseres Herdenmanagement diskutiert.

Ein Schwerpunkt der Tagung an der Universität Bonn war das Precision Livestock Farming. So berichtete Hansjörg Nußbaum (Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf) vom Vergleich von zwei verschiedenen Brunsterkennungssystemen. Über fünf Wochen nahmen Wissenschaftler bei 75 Milchkühen und 14 Jungtieren die Brunstdaten über je einen Aktivitätssensor am Halsband (DeLaval) und an der Ohrmarke (Smartbow) auf. Zusätzlich beobachteten die Mitarbeiter auf dem Betrieb das Brunstverhalten viermal täglich visuell. Das Ergebnis: Bei den Milchkühen zeigten die beiden Systeme jeweils ähnlich gute Ergebnisse. Doch lag bei der Genauigkeit der Brunstbeobachtung von Milchkühen DeLaval mit 57,4% besser als Smartbow (42,6%), bei der Beobachtung des Jungviehs zeigten sich umgekehrte Effekte. Die Wissenschaftler führen die Unterschiede besonders auf Störeffekte wie Umstallen, Klauenschneiden, Blutproben, Rangkämpfe zurück. Diese waren bei der Milchviehgruppe größer als bei der Jungviehherde (konstante Gruppe). Beide Systeme sind für die Brunsterkennung auf Praxisbetrieben geeignet. Allerdings scheinen die die Schwellenwerte bei Smartbow sensibler eingestellt zu sein.

Sensoren auf dem Prüfstand

Auch der Einsatz von Abkalbealarmsystemen wurde untersucht. Carina Böhm von der Universität Freising stellte einen Vergleich zwischen zwei Systemen vor, die Verhaltensparameter von Tieren beobachten und bei Abweichungen einen Alarm sende. Für die Untersuchung brachten die Wissenschaftler bei 28 Fleckvieh-Kühen das System Track a cow am rechten Vorderbein und den Abkalbesensor Moocall am Kuhschwanz in Höhe der Scheide an. Das Ergebnis: Moocall erkannte häufiger und genauer kalbende Kühe. Jedoch scheint das System wenig praxistauglich zu sein, da die Sensoren häufig vom Kuhschwanz abfielen. Tipp: Um die abgefallenen Sensoren im Stroh leichter wiederzufinden, befestigten die Forscher Schlüsselfinder in der Technik.
Dass die Wissenschaft nicht nur neue Ergebnisse liefert, sondern auch bestehende Methoden hinterfragt, zeigte eine Studie aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort untersuchten die Forscher den optimalen Temperaturbereich für Milchkühe. So wollten sie die Frage klären, ob der häufig in der Beratung genannte Optimalbereich von 4 – 16°C für Kühe mit dem heutigen Leistungsniveau noch gültig ist. Für die Untersuchung wurde bei 31 laktierenden Milchkühen mithilfe von Temperaturmessboli die Vormagentemperatur gemessen. Das Ergebnis: Ab 8°C konnten die Kühe ihre Vormagentemperatur nicht mehr konstant halten, sie stieg deutlich an. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei der Körpertemperatur ähnlich verhält und Kühe ihre thermoneutrale Zone ab 8°C verlassen.
Die diesjährige BTU-Tagung fand in Bonn statt und wurde vom Institut für Landtechnik vom Lehrstuhl für Verfahrenstechnik in der Tierischen Erzeugung ausgerichtet. Alle zwei Jahre laden das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und die Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik im Verein Deutscher Ingenieure (VDI-MEG) zu dieser Fachtagung ein.